zum Hauptinhalt
Bitte keine Eile: An der Grundschule am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg soll der Unterricht bald erst um 8.30 Uhr beginnen.

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Neues Rezept gegen Berliner Lehrermangel: Grundschule in Prenzlauer Berg will später starten und Stunden verkürzen

40 statt 45 Minuten soll eine Unterrichtsstunde am Kollwitzplatz nur noch dauern. Dafür sind Doppelstunden geplant – und ein Unterrichtsbeginn um 8.30 Uhr.

Eklatante Personalnot, gestiegener Förderbedarf infolge von Coronakrise und Homeschooling – und geflüchtete Kinder aus der Ukraine: Diese Belastungen nennt die Grundschule am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg als Gründe für einen drastischen Schritt. In einem Brief an Eltern kündigt die Leitung zum neuen Schuljahr eine Unterrichtsverkürzung an, sofern Gesamt- und Schulkonferenz dem zustimmen. Zuerst hatte die „Berliner Morgenpost“ darüber berichtet.

Das Konzept der Schulleitung sieht vor, dass der Unterricht erst um 8.30 Uhr beginnt, und damit eine halbe Stunde später als üblich. Die Personalprobleme seien früh am Morgen noch gravierender als zu anderen Tageszeiten, weil viele in Teilzeit beschäftigte Lehrkräfte ihre eigenen Kinder zu dieser frühen Uhrzeit noch nicht in die Betreuung geben könnten. Die Betreuung von Kindern, die zum Teil bereits ab 6 Uhr benötigt wird, sei aber weiter gewährleistet.

Auf diese Weise soll sich das Unterrichtsangebot insgesamt auch bei knappen Lehrkräfteressourcen ohne Verzicht auf Pflichtstunden aufrechterhalten lassen. Die Umsetzung des Konzepts werde durch eine Evaluierung zum Ende der beiden Halbjahre begleitet.

Bei der Verkürzung der Unterrichtsstunden soll es allerdings nicht bleiben. Wie es in dem Brief weiter heißt, will die Schule künftig in Doppelstunden von 80 Minuten unterrichten, um die Lerninhalte nicht zu zersplittern. Kleine Pausen sollen hier individuell gesetzt werden können.

„Erfahrungen von Schulen, die bereits Blockunterricht praktizieren, zeigen, dass die größeren Takteinheiten von Vorteil sind“, heißt es. „Der Unterricht lässt eine intensivere Auseinandersetzung am Stück mit den Lerninhalten zu.“

Fast 1000 Lehrkräfte fehlen in Berlin

Die Lehrergewerkschaft GEW hat bereits vor zehn Jahren auf die Vorteile von längeren Unterrichtseinheiten hingewiesen: Im Blockunterricht sei es eher möglich, mit Schülern Lernmethoden zu trainieren und sie zu mehr Selbständigkeit zu erziehen. Auch sei es für Lehrer einfacher, wenn sie sich konzentrierter auf weniger Schülergruppen für den nächsten Tag vorbereiten müssten. Zudem müssen sich Schüler weniger schwere Bücher in den Ranzen laden.

[Neues aus Pankow gibt's jeden Donnerstag in unserem Bezirksnewsletter - in dieser Woche von Constanze Nauhaus. Hier geht's zum Gratis-Abo.]

Letztlich gehe es nicht um weniger Unterricht, sondern nur um eine Umverteilung, meint die Schulleitung. Förderstunden und die ab dem kommenden Schuljahr verpflichtende Klassenratsstunde müssten dadurch nicht nicht vom Fachunterricht des Klassenleiters abgezogen werden.

Nach Angaben von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) fehlen in Berlin im kommenden Schuljahr voraussichtlich 920 Lehrkräfte, auch die Quereinsteiger können diesen Mangel nicht mehr ausgleichen. Die rot-grün-rote Koalition diskutiert deshalb auch schon über eine Kürzung der Stundentafel, also weniger Pflichtstunden in bestimmten Fächern. Busse jedoch lehnt das ab.

Nach dem Prinzip der Eigenverantwortung dürfen allgemeinbildende Schulen ihre Anfangszeit selbst bestimmen. Doch wie weit darf eine öffentliche Schule gehen, wenn sie weniger Unterricht anbietet? 

Eine Verkürzung der Einzelstunde auf 40 Minuten sei möglich, teilte die Bildungsverwaltung am Dienstag mit. Dabei sei der Jahresstundenrahmen der Kultusministerkonferenz weiter einzuhalten. Es müsste also entsprechend mehr verkürzte Unterrichtsstunden geben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false