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Echt bunt. Künstler Günther Schäfer frischt die Farben seines Kunstwerks auf.

© Thalia Engel/dpa

Neues Projekt zu Street Art in Berlin: East Side Gallery im Netz - bei Tagesspiegel und Google

Erst hat der Tagesspiegel die komplette East Side Gallery fotografiert, nun zieht Google nach: Das Unternehmen hat die Arbeiten digitalisiert - wie schon Kunst aus der Alten Nationalgalerie.

Euro-Paletten sind zu Sitzgelegenheiten gestapelt, künstlerisch gestaltete Straßenschilder stehen im Raum, auf einem Durchfahrt-verboten-Schild wird der weiße Balken von einer Pac-Man-Figur verschlungen. Im Spreespeicher an der Stralauer Allee ist am Dienstagvormittag Google zu Gast, um den neuesten Zuwachs in seinem „Google Art Project“ vorzustellen.

Seit 2011 digitalisiert der Internetkonzern Kunstsammlungen und Ausstellungen, um diese auch im Netz zugänglich zu machen. Bereits zu sehen sind beispielsweise 96 Objekte aus der Alten Nationalgalerie in Berlin. Und nun eben auch die East Side Gallery. Sie ist das erste Berliner Street-Art-Projekt, das in die Online-Galerie-Sammlung aufgenommen wird; auf der ganzen Welt können sich User nun von Bild zu Bild klicken. Allerdings war der Tagesspiegel schon etwas schneller: Fotografin Kitty Kleist-Heinrich hat bereits alle Kunstwerke aufgenommen.

Auf der Bühne sitzt Amit Sood, der Direktor des federführenden „Google Cultural Institute“, neben ihm hat Kani Alavi Platz genommen, Künstler und Vorsitzender der Künstlerinitiative East Side Gallery. Der Direktor verkündet, dass Google an diesem Dienstagvormittag rund 5000 neue Street-Art-Kunstwerke ins Internet stellen werde. Man habe mit 55 neuen Partnern aus 19 Ländern zusammengearbeitet. Auch Bilder aus Hamburg und München sind dabei.

Sood erklärt neben der Technik auch den Nutzen der Digitalisierung: „Wir versuchen, Kunst für die Nutzer interessant zu machen“. Das geht zum Beispiel durch den Einsatz von extrem hochaufgelösten Fotoaufnahmen, Google präsentiert das als „Street Art hautnah“. In den Online-Galerien können die Bilder herangezoomt werden, Farbspritzer und kaum sichtbare Details werden so erkennbar. „Näher kann man an Kunst nicht herankommen“, sagt Sood.

Künstler Alavi hofft auf einen Sensibilisierungseffekt: „Menschen, die die East Side Gallery im Internet betrachten und sich darüber informieren, gehen bei einem echten Besuch behutsamer mit dieser um.“ Gerade für die Street Art sei die Präsentation im Netz besonders wichtig, sagt Alavi. „Werke, die sonst verschwinden, werden nun konserviert und dauerhaft zugänglich gemacht.“

Man könnte nun argumentieren, dass genau das Temporäre den Charakter von Street Art ausmache – die denkmalgeschützte East Side Gallery hat da aber sicherlich einen Sonderstatus. Auch die Frage der Einwilligung der häufig anonymen Künstler schwebt unbeantwortet im Raum: „Wir arbeiten nicht direkt mit den Künstlern, sondern mit Museen, Galerien und Vereinen zusammen“, sagt Google-Direktor Sood dazu. Die Künstlerinitiative East Side Gallery jedenfalls sei sehr glücklich über die Kooperation, sagt Alavi.

Lea Albring

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