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Die Kitaplätze sind knapp - und bleiben es wohl auch.

© Daniel Naupold/dpa

Update

Neuer Kita-Bedarfsatlas für Berlin: Hier werden die Kitaplätze knapp

Berlins Kita-Angebot wächst, aber der Bedarf auch. Vor allem in Brennpunktkiezen soll mehr gebaut werden. Aber ein Neubauplatz kostet 25.000 Euro.

Berlins Kitalandschaft muss ungebremst weiter wachsen, um den Bedarf der Familien zu decken. „Wir sind einer ungeheuren Dynamik ausgesetzt“, lautet die Kernbotschaft der Jugendverwaltung. Viele Zuzüge, das gestiegene Einschulungsalter sowie der Nachholbedarf der Brennpunktkieze führt dazu, dass in nahezu allen Berliner Regionen neue Kitaplätze entstehen müssen. Dies belegt der Kita-Bedarfsatlas, den Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag vorlegt hat.

Demnach müssen bis Mitte 2019 18 500 zusätzliche Kitaplätze entstehen, wenn die jetzigen Betreuungsquoten der unter Sechsjährigen gehalten oder gar verbessert werden soll. In erster Linie liegt der große Bedarf daran, dass die Zahl der Kinder im Kitaalter gegenüber 2011 um fast 15 Prozent wächst. Dies besagen jedenfalls die Prognosen der Jugendverwaltung: Demnach werden im Jahr 2018 rund 247 000 Kinder unter sieben Jahren (2011: 217 000) in Berlin leben. „Rund 40 Prozent der Bewohner unserer Flüchtlingsheime sind Kinder“, erläuterte Scheeres den Zuwachs.

Aber auch die Abschaffung der Früheinschulung macht sich deutlich bemerkbar: Bislang waren nur zehn Prozent der über Sechsjährigen noch in der Kita. Dieser Anteil wird bis 2018 auf über 25 Prozent steigen, erwartet die Bildungsverwaltung. Dies bedeutet einen zusätzlichen Bedarf von einigen tausend Plätzen. Insgesamt sollen bereits bis zum Sommer rund 4000 zusätzliche Plätze entstehen. Dieses Wachstum setzt sich fort, sodass es im Kitajahr 2018/19 schon 18500 Plätze mehr geben soll als aktuell.

Mehr Kitaplätze in den Brennpunktkiezen

Von diesem Zuwachs sollen stärker als bisher auch die sozialen Brennpunkte profitieren. Die dortige Bevölkerung soll mit Hilfe der Familienzentren, aber auch über Informationsblätter, Stadtteilmütter und schließlich sogar mit einem Film dafür geworben werden, ihre Kinder frühzeitig in die Kitas zu geben. Auch wenn die Eltern etwa in Pankow „lauter rufen“, dürfe man den Kitaausbau in den Brennpunkten nicht vernachlässigen, sagte Scheeres. Die Erfahrung zeige, dass die Kapazitäten genutzt würden, wenn sie da wären, wies Scheeres die Befürchtung zurück, es könnten Plätze mangels Nachfrage ungenutzt bleiben.

Zehn Millionen Euro für die öffentlichen Träger

Wie unterschiedlich gut die Bezirke mit Kitaplätzen ausgestattet sind, zeigt ein Blick auf die Betreuungsquoten der Ein- bis Dreijährigen: Von ihnen besuchen in Neukölln nur 57,8 Prozent eine Kita, in Pankow hingegen 83,6 Prozent.

Um den Ausbau der Kitaplätze in den sozial benachteiligten Gegenden zu forcieren, sind auch die öffentlichen Kitabetriebe gefragt. Sie erhalten in 2015 zehn Millionen Euro allein aus dem Programm „Wachsende Stadt“. Dieses Geld soll für Neubauten ausgegeben werden. Allerdings sind Neubauten derart kostspielig – 25.000 Euro pro Platz – , dass sich nicht viele Kapazitäten auf diesem Wege schaffen lassen: Bei zehn Millionen Euro wären es nur rund 500 Plätze. In einigen Regionen gibt es allerdings keine Alternative zum Neubau, weil die vorhandenen Kitas schon so weit wie möglich ausgebaut wurden. „Die Bewilligung von Bauvorhaben muss schneller gehen“, fordert Martin Hoyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband angesichts der Bestandsaufnahme. Insgesamt sollen 2015 bis zu 30 Millionen Euro in neue Plätze fließen.

Wie viel zu tun bleibt, zeigt wiederum ein Blick auf den Bedarfsatlas: Nur eine einzige Region, nämlich die Schlossstrasse in Steglitz, braucht keine zusätzlichen Kitaplätze. Im Rest der Stadt muss nachgeholfen werden; sonst droht Unterversorgung. Dies gilt insbesondere für Marzahn-Hellersdorf, wo alle Regionen einen hohen bis mittleren Bedarf an neuen Plätzen haben. Neukölln folgt mit einem Anteil von 90 Prozent. Am entspanntesten ist die Lage in Tempelhof-Schöneberg, wo nur in einem Drittel der Bezirksregionen weitere Kapazitäten geschaffen werden müssen. Wenig Sorgen macht sich Scheeres über das Personal: Ihre Prognose besagt, dass es in den kommenden Jahren keinen Erzieherinnenmangel geben wird.

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