zum Hauptinhalt
Das klappt ja schon mal gut: Der neue Fünfer geht an der Currywurstbude an der Wilhelmstraße über den Tresen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Neuer Fünf-Euro-Schein: Bereit für die grüne Geliebte

Scheingeschäft: Seit einer Woche ist der neue Fünfer auf dem Markt. Doch wie klappt es mit der neuen Fünf-Euro-Banknote im Alltag? Ein Test bei Menschen und Maschinen.

Shirley Löhrke mag sich gar nicht trennen von ihrem neuen Schatz. Sie drückt ihn an die Brust, strahlt. „Mein erster neuer Fünfer!“ Seit neun Tagen wartet die Drogerieverkäuferin auf den Schein, hat sogar die Waagen neu einstellen müssen, mit der am Abend das Geld gezählt wird. Doch bisher hatte sich noch keiner der grünstichigen Scheine aus der „Europa-Serie“ mit dem Wasserzeichen der Zeus-Geliebten in ihre Kasse verirrt. Umso größer ihre Freude über den glatten Schein aus festem Papier, den sie erst einmal prüfend in die Höhe hält, um die Hologramme schimmern zu lassen. „Darf ich den behalten?“ Etwas enttäuscht gibt sie ihn zurück. Doch den Test hat sie, wie alle ihre Kollegen, mit Bravour bestanden.

Eine gute Woche nach der Einführung des Fünfers zeigen sich die Berliner Geschäftsleute bei einer Stichprobe gut informiert, wenngleich der eine oder andere Kunde berichtet, der Geldfälscherei verdächtigt worden zu sein. Das wäre bei Elke Bewersdorf, Bäckereiverkäuferin an der Brunnenstraße, nicht passiert: „Hier kam einmal eine Kundin mit einem neuen Fünfer und hat ihn mir gezeigt“, sagt sie. „Aber dann hat sie doch lieber mit einem alten Fünfer bezahlt und gesagt: Den Neuen behalte ich.“ Bewersdorf macht eine wegwerfende Handbewegung. Nur Zeigen bringt ihr auch nichts. Sie will eine neue Note in der Kasse.

Die meisten Verkäufer reagieren jedoch eher desinteressiert. Ob im Späti, an der Currywurstbude oder am Zeitungskiosk – die Verkäufer nehmen das Papiergeld mit den geriffelten Linien an den Rändern regungslos entgegen, zeigen sogar einen Kollegen des nagelneuen Test-Scheins zwischen seinen blauen Vorfahren vor, die gegen den neuen ziemlich faltig und speckig aussehen, als wäre die erste Generation schon in die Jahre gekommen. „Wir hatten diesen Morgen schon einen neuen Fünfer in der Kasse“, erzählt die Verkäuferin in einer türkischen Bäckerei an der Badstraße. Ihr Chef zeigte ihr den neuen Schein im Vorfeld. Bei Handelsketten bekommen die Mitarbeiter meist Informationsschreiben – oder informieren sich selbst. „Ich hab doch jeden Tag mit Geld zu tun, ich bin doch Geschäftsfrau“, sagt Elke Bewersdorf und stützt ihre Hände in die Hüften.

Für Kollegen, die ihre Kunden kurz nach der Einführung der Fälscherei beschuldigten, hat sie nur ein Kopfschütteln übrig. „Ich hätte den angenommen.“ Womit die Menschen keine Probleme haben, bereitet aber den Maschinen Schwierigkeiten. Die Automaten der Deutschen Bahn nehmen bisher nur alte Fünfer. Insgesamt warten 7000 Ticketautomaten darauf, mit einer neuen Software versehen zu werden. Das liege am Hersteller der Maschinen, heißt es bei der Bahn. Bis Ende Mai sollen die mit dem neuen Geld wieder funktionieren. Auch bei der BVG läuft nicht alles glatt. „Ich will nicht ausschließen, dass es bei dem ein oder anderen Automaten noch Schwierigkeiten gibt“, sagt Sprecherin Petra Reetz. Die Maschinen würden unbekannte Scheine als Falschgeld einstufen. „Die Leute sollen sich aber nicht erschrecken oder glauben, dass sie einen falschen Fünfer haben.“

Da ist das menschliche Auge intelligenter. Drogerieverkäuferin Shirley Löhrke hätte den frischen Fünfer gern genommen. Zum Abschied ruft sie noch: „Vielleicht bringen Sie ihn mir ja nachher noch mal wieder?“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false