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"Is einfach so schön ranzig hier." Neukölln diente Autor Aljoscha Brell als Quelle der Inspiration für seinen Debütroman.

© Mike Wolff

Neuer Berlin-Roman von Aljoscha Brell: Neuköllner Hinterhof-Prosa

Aljoscha Brell hat mit "Kress" einen Roman über einen eher ungewöhnlichen Berliner Studenten geschrieben. Warum das Buch nur in Neukölln entstehen konnte und wieso er ganze acht Jahre daran geschrieben hat, erklärt der Autor hier.

„Als Neukölln noch so richtig ranzig war, habe ich mich hier besonders wohl gefühlt“, sagt Aljoscha Brell, Debütautor und Wahlberliner seit 15 Jahren. Überhaupt sei das heruntergekommene Neukölln rund um den Schillerkiez und all den Leuten, „die es genau wie ich einfach nicht hingekriegt haben“, erst die Voraussetzung für seinen Roman „Kress“ gewesen: zum einen, weil Autor Brell hier ganz in Ruhe vor sich hinschreiben konnte, umgeben von anderen verkappten Künstlern. Zum anderen, weil Titelfigur und Anti-Held Kress wohl nur in genau dieser Umgebung entstehen konnte: Er bewohnt eine abgerockte Einzimmerbude in einem Neuköllner Hinterhaus, ernährt sich von Ketchup-Toast und Multivitamintabletten, führt philosophische Gespräche mit einer Taube, seinem einzigem Freund, und träumt von einer Karriere als Goethe-Forscher. Kurz: eine Geschichte über einen Typen, der es auch nicht so richtig hinbekommt. Als er sich auch noch in eine Kommilitonin verliebt, gerät sein beschauliches Leben zwischen seinem Neuköllner Zuhause und der Uni-Bibliothek in Dahlem völlig aus den Fugen.

"Es erklärt einem niemand, wie man einen Roman schreibt"

Acht Jahre lang hat Aljoscha Brell an seinem Roman geschrieben, erst neben dem Philosophie- und Literaturstudium, später jeden Morgen vor der Arbeit. Er habe einfach sehr lange gebraucht, um herauszufinden, wie man einen Roman schreibe, „das erklärt einem ja leider keiner“, sagt er und lacht. Das meiste vom Geschriebenen sei in den Papierkorb gewandert. Vieles der 336 Seiten stamme aber noch vom Anfang.

Kann er sich denn überhaupt noch mit etwas identifizieren, das er vor acht Jahren geschrieben hat? „Absolut!“, sagt Aljoscha Brell. Dabei hat sich für ihn so ziemlich alles geändert, seit er mit zwanzig vom nordrhein-westfälischen Bauernhof nach Berlin zog. „Ich bin mit dem Traum hergekommen, Künstler zu werden.“ So blasiert und größenwahnsinnig könne man eben nur mit zwanzig sein.

Endlich ganz offiziell Autor

Als das mit dem gleichzeitigen Studieren, Schreiben und Jobben in einer IT-Firma irgendwann zu viel wurde, schmiss er kurzerhand das Studium. „Das war eine pragmatische Entscheidung: Ich wollte unbedingt schreiben“, sagt Brell. „Und von irgendwas musste ich ja leben.“

Inzwischen leitet Aljoscha Brell ein eigenes Team in dem Unternehmen, hat einen zweijährigen Sohn und lebt im hipperen Teil von Kreuzkölln am Maybachufer. Außerdem ist er nicht mehr nur im stillen Kämmerlein, sondern hochoffiziell ein Schriftsteller: „Kress“ (336 Seiten, 20 Euro) erscheint am 11. September im Ullstein-Verlag. Am Donnerstag, den 10.09. liest der Autor daraus vor in der Ernst-Bar, Solmsstraße 29, Kreuzberg, der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter aljoschabrell.de

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