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Typ Bulldozer. Horst Amann soll neuer Chefplaner des BER werden.

© picture alliance / dpa

Neuer BER-Chefplaner: Schnell, ruppig und ehemaliger Bundesbahner

Ist er der Mann, der den BER rettet? Horst Amann kennt sich aus mit Großprojekten, deshalb soll der Frankfurter das Flughafenchaos lösen. Die Opposition ist allerdings skeptisch.

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Ein Hesse in Hemdsärmeln, Typ Bulldozer, Mister Landebahn, Porsche-Fahrer, böser Bube, Frankreich-Fan, Arbeiter, ein stets bestens organisierter Pragmatiker – Das sind nur einige Attribute, mit denen der Mann beschrieben wird, der das Chaos am BER auflösen soll: Horst Amann, noch Leiter der Abteilung Realisierungsmanagement der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport.

Noch ist kein Vertrag unterschrieben, doch gilt als sicher, dass der Aufsichtsrat der Berliner Flughäfen den Bauingenieur auf seiner nächsten Sitzung am kommenden Freitag zum neuen Chefplaner berufen wird. Ob er formal in die Geschäftsführung aufrücken wird, wie sein entlassener Vorgänger Manfred Körtgen, ist noch offen. „Zu Personalspekulationen äußern wir uns nicht“, sagte der Berliner Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel. Sein Frankfurter Kollege Christopher Holschier kommentierte die vom Tagesspiegel am Freitag vermeldete Personalie mit den Worten: „Wir können das Interesse der Berliner Flughäfen an der Person Horst Amann bestätigen.“ Und: „Wir können es auch gut nachvollziehen, da er bei uns entscheidende Projekte in unserem komplexen Ausbauverfahren umgesetzt hat“, sagte der Fraport-Sprecher.

Amann selbst mochte sich gestern noch nicht äußern. Dabei scheint Tempo so etwas wie sein Lebensmotto zu sein. Der heute 59-Jährige machte mit 17 Jahren Abitur, heuerte noch bevor der die Examensurkunde seiner Darmstädter Hochschule in der Tasche hatte zunächst als Beamter bei der Bundesbahn an. Im Jahr 1994, als das Unternehmen zum Deutsche-Bahn-Konzern verschmolz, wurde er zum Projektleiter für den Bau der Tempo-300-Strecke von Frankfurt nach Köln berufen.

In Bildern: So entsteht der neue Flughafen

Ende der 1990er Jahre gab er seinen Beamtenstatus auf und wechselte zur Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, der Fraport AG. Dort war er für alle großen Baumaßnahmen der vergangenen Jahre verantwortlich – 2008 etwa für die Errichtung der gigantischen Halle, in der die Lufthansa ihre Flieger vom Typ Airbus A380 warten lässt. Auch Planung und Bau der neuen Landebahn Nordwest, die vergangenen Oktober in Betrieb genommen wurde, hatte er zu verantworten. Derzeit ist Amann mit der Planung des Terminals 3 am Flughafen beschäftigt, einem Megaprojekt: Dort sollen – allerdings nicht vor dem Jahr 2025 – jährlich 25 Millionen Passagiere abgefertigt werden, also fast so viele, wie am BER. Die Baukosten sind mit 4,2 Milliarden Euro sogar höher veranschlagt.

Amann besaß zeitweise vier Porsche und donnert in seiner knappen Freizeit damit auch mal über den Hockenheimring. Der Vater von vier Töchtern besitzt ein Haus in Süd-Frankreich. Um dorthin zu kommen, fährt er auch zum Provinzflughafen Frankfurt-Hahn, wo er mit der Billigflieger Ryanair, der einen Flughafen in der Nähe des Hauses anfliegt.

Piraten sehen Personalwahl kritisch

In der Zeit als „Mister Landebahn“ stand Amann auch im Fokus der Kritik der örtlichen Flughafenausbau-Gegner. Im März 2009 wurde sein Dienstwagen, ein VW-Touareg, vor seinem Privathaus in einem kleinen Ort bei Darmstadt abgefackelt. Der Manager hatte damals immerhin einen Feuerlöscher griffbereit, und bekämpfte die Flammen selbst.

Dass mit Amann der richtige Planer für die Baustelle BER gefunden wurde, sieht der parlamentarische Geschäftsführer der Piratenfraktion, Martin Delius, kritisch. Amann habe wenig Erfahrung im Hochbaubereich. Und genau dort würden sich die aktuellen BER-Probleme darstellen. Dass man einen „durchsetzungsfähigen“ Planer nach dem Chaos benötige, stünde aber außer Frage. Delius, der neben seinem Parteifreund Oliver Höfinghoff als künftiger Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses im Gespräch ist, fordert einen vorübergehenden Bau- und Planungsstopp. Eine Expertengruppe solle zügig einen Bericht verfassen, ob der Eröffnungstermin am 17. März 2012 überhaupt zu halten sei.

Der Großflughafen drohe zum „weltweiten Kürzel für ein komplettes Aufsichtsversagen und Missmanagement“ zu werden, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Berliner Bundestagsabgeordnete Renate Künast. Wowereit und Platzeck hätten der Region schon jetzt einen schweren Schaden zugefügt. „Geschäftsführung und Aufsichtsrat scheinen den Überblick vollends verloren zu haben und sind restlos überfordert. Damit droht ein Fiasko für die beteiligten Unternehmen und das Image der Hauptstadt“, sagte Künast. Der Grünen-Baupolitiker Andreas Otto zweifelt, dass der Eröffnungstermin von BER im März gehalten werden könne. Es sei noch nicht einmal „Luft drin für eine Testphase“, sagte Otto.

Die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus hat sich neben den Grünen und den Piraten für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses nach der Sommerpause ausgesprochen. „Der Großflughafen BER benötigt jetzt jemanden, der die dort arbeitenden Gewerke vernünftig sortiert“, sagte Fraktionschef Udo Wolf angesichts der chaotischen Verhältnisse auf der Baustelle. Er forderte auch eine neue Kostenaufstellung. Die Flughafengesellschaft müsse „ohne Tricksereien“ die notwendigen Lärmschutzmaßnahmen umsetzen. Die Linksfraktion werde den weiteren Werdegang intensiv im Beteiligungs- und im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses begleiten, sagte er.

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