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Ein Waschgang in der neuen Waschanlage der S-Bahn in Grünau dauert je nach Programm 13 bis 46 Minuten.

© Stefan Jacobs

Neue Züge bei der Berliner S-Bahn: S46 ab Montag mit Klimaanlage – aber ohne „Lalüla“

Weil die fabrikneuen Wagen überpünktlich kommen, kann die nächste Linie umgestellt werden. Für die schrottreifen alten Züge gibt's sogar noch Geld.

Auf 14 von 16 Linien haben Fahrgäste der S-Bahn im Sommer bisher nur die Wahl zwischen Sauna und Hechtsuppe. Aber nächste Woche wird es besser: Nach S47 und S45 wird mit der S46 eine weitere, längere Linie auf neue Züge – die einzigen mit Klimaanlage im Fuhrpark der S-Bahn – umgestellt.

„Davon profitieren 60.000 Fahrgäste“, sagte S-Bahnchef Peter Buchner bei einem Termin am Freitag in Grünau. Dabei stellte er weitere Verbesserungen für die Fahrgäste in den nächsten Monaten in Aussicht.

Mit zusätzlichem Komfort wie Klimatisierung, ruhigerer Fahrt und Infos zu Anschlüssen hofft Buchner, auch bei Autofahrern zu punkten, die der S-Bahn dank dem Neun-Euro-Ticket eine Chance geben.

„Die Fahrgäste kommen nach Corona schneller zurück, als wir zu hoffen gewagt hatten“, sagte Buchner. Seit Mai sei das Niveau von 85 auf 95 Prozent gegenüber der Vor-Corona-Zeit gestiegen. Allein die S-Bahn habe schon fast eine halbe Million Neun-Euro-Tickets verkauft.

Die BVG hatte kürzlich sogar 1,25 Millionen verkaufte Tickets und einen von 80 auf 96 Prozent gewachsenen Andrang im Vergleich zur Zeit vor Corona gemeldet.

Neue S-Bahnen funktionieren nahezu störungsfrei

Eine weitere Nachricht, die angesichts der massiven Probleme mit anderen neuen Schienenfahrzeugen bemerkenswert ist: Die neuen S-Bahnen werden vom Herstellerkonsortium aus Siemens und Stadler nicht nur überpünktlich geliefert, sondern funktionieren nahezu störungsfrei. Für die S-Bahn, die seit mehr als einem Jahrzehnt mit teils konstruktionsbedingten und teils hausgemachten Technikproblemen ihrer Flotte kämpft, ist das ein besonders wichtiger Punkt.

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Die nächsten neuen Züge, die in Pankow montiert werden, sollen ab Oktober auf der S8 eingesetzt werden. Die fährt bisher – ebenso wie die S46 – mit einem in der DDR entwickelten und um die Wendezeit gebauten Fuhrpark, der nach den Sparorgien der Vorgänger-Geschäftsführung teilweise vom Schrottplatz gerettet und aufgemöbelt worden war.

Diesmal allerdings gibt es kein Zurück: Die alten Waggons werden nach Auskunft von Buchner nach Krefeld geschleppt und dort verschrottet. Die S-Bahn erhalte von dem Verwertungsunternehmen sogar Geld dafür – dank der Wagenkästen aus kostbarem Aluminium.

Die Züge der neuen Baureihe 483/484 sind die ersten Berliner S-Bahnen mit Klimaanlage.
Die Züge der neuen Baureihe 483/484 sind die ersten Berliner S-Bahnen mit Klimaanlage.

© Stefan Jacobs

Wenn der Nachschub weiter so rollt wie bisher, sollen im April 2023 die letzten DDR-Fahrzeuge ausrangiert werden, die bis dahin noch als S85 fahren. Allerdings bekommt diese Linie keine Neubauzüge, sondern solche des Standardmodells, das bisher auf dem Ring fährt.

Der wird nach Auskunft von Buchner nächstes Jahr in zwei Etappen mit fabrikneuen Zügen bestückt. Bei der Gelegenheit werden die oft überfüllten Ringbahnzüge auch von bisher drei auf vier Doppelwagen – also das mögliche Maximum – verlängert.

Die in der DDR entwickelten, rund 30 Jahre alten Wagen der Baureihe 485 werden sukzessive ausrangiert und verschrottet.
Die in der DDR entwickelten, rund 30 Jahre alten Wagen der Baureihe 485 werden sukzessive ausrangiert und verschrottet.

© Stefan Jacobs

Wenn Ende 2023 alle Züge von Siemens und Stadler startklar sind, ist die Flotte nach Auskunft von Buchner um 106 Doppelwagen gewachsen. 65 davon sollen „für Angebotsausweitungen“ zur Verfügung stehen. Das entspricht rund zehn Prozent des aktuellen Bestandes. Wo mehr fahren soll, wird nach Auskunft von Buchner noch mit den Ländern und dem Verkehrsverbund VBB geklärt.

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Finanziert wird das rund 900 Millionen Euro teure Gesamtpaket von Berlin und Brandenburg. Enthalten ist auch eine neue Waschanlage neben der Werkstatt in Grünau. Es ist die dritte im S-Bahn-Netz – und die zweite des polnischen Herstellers Achat, mit dem man laut Buchner gute Erfahrungen gemacht habe.

Mit jedem ausrangierten alten Zug verschwindet allerdings auch das markante „Lalüla“, das deutlich beliebter ist als das schrille Piepen der neuen Züge beim Öffnen und Schließen der Türen. Es gehe nicht anders, sagt Buchner: EU-Regularien zwingen zum Piepen.

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