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Beat der Sekunden. Die Tänzer von Mayumana verbinden Beatbox, Gesang, Trommeln, Akrobatik und Tanz. Die Zeit spielt dabei eine entscheidende Rolle.

© promo

Neue Show in der Komischen Oper: Die an der Uhr drehen

Das Ensemble Mayumana versucht bei der Show „Momentum“ an der Komischen Oper, die Zeit anzuhalten. Das Publikum wird Teil der Show - mit einer "Regenmaschine".

Von Ronja Ringelstein

Tick-Tack,Tick-Tack. Jede Bewegung ist verlangsamt. In Zeitlupe, wie als würden die Tänzer durch klebrige Masse waten, schleichen sie sich auf die Bühne. Ein Zwinkern dauert viele Sekunden. Das Ticken kommt von der riesigen Analoguhr, die über der Bühne hängt. Durch den Nebel darunter dringt nur flackerndes Licht – gleich scheint alles völlig stillzustehen. Doch plötzlich erwacht das ganze Ensemble der 20 Tänzer zum Leben: Wilde Bewegungen, hohe Saltos, rhythmische Trommelschläge durchzucken die Luft und alles ist wieder beschleunigt.

Das Spiel mit der Zeit hat sich die Artistengruppe Mayumana in ihrer neuen Show „Momentum“ zum Thema gemacht. Zeit sei unnatürlich und nur ein Gebilde, das Menschen geschaffen haben, sagt Eylon Nuphar, die künstlerische Leiterin. Die New Yorkerin hat Mayumana 1996 gemeinsam mit ihrem Kollegen Boaz Berman gegründet. Mayumana ist aus dem Hebräischen abgeleitet und heißt so viel wie Talent. Deswegen castete die Company nicht nur Profitänzer, sondern suchte auch auf der Straße nach neuen Mitgliedern. Zwei Jahre später konnte sie in Tel Aviv die erste Show präsentieren. Inzwischen bestehen zwei ständig tourende Ensembles aus verschiedensten Nationalitäten, eines davon ist im Juli in der Komischen Oper zu sehen.

Es ist eine Mischung aus Tanz, Gesang, Beatbox, Trommeln, vermischt mit Akrobatik. „Ich war als Kind immer hyperaktiv, meine Eltern wollten, dass ich ruhiger werde – hier kann ich das ausleben“, sagt einer der Darsteller aus Israel. „Hier darfst du dich als Künstler ausdrücken, und auch Verrücktes ist erlaubt“, sagt Ido Kagan, der von Beginn an dabei ist. Er ist einer der Beatboxer und bedient in der neuen Show die „Regenmaschine“, wie er sie nennt. Die nimmt live auf der Bühne Musikelemente auf und setzt sie neu zusammen. Das geht so: Performerin Talia Bik etwa steht mit der E-Gitarre auf der Bühne, spielt ein paar Akkorde und wird dabei von einer Kamera gefilmt. Wenig später sitzt sie am Schlagzeug, im selben Moment erscheint die Filmaufnahme der ersten Szene schon auf der Leinwand hinter ihr; Talia Kik wieder mit der E-Gitarre. So spielen schon zwei Instrumente, die nur eine Frau zum Klingen bringt, bis schließlich ein komplettes Musikvideo entsteht. Durch Symbiose aus Technik und Livetalent wird so eine neue Realität auf der Bühne geschaffen, die die Zeit mal beschleunigt und mal anhält. Die Regeln der Uhr werden so außer Kraft gesetzt, viel mit Illusionen gearbeitet.

Und der Regen? Das Publikum, erklärt Ido Kagan. Während das Musikvideo entsteht, kommen auch die Zuschauer zum Einsatz: Ihr Schnipsen wird auf der Leinwand immer weiter beschleunigt, bis es wie prasselnder Regen klingt.

Mayumana gastiert vom 9. bis zum 21. Juli in der Komischen Oper, Behrensstraße 55-57, Mitte. Die Karten kosten zwischen 24 und 68 Euro. Infos unter 47997477 oder www.semmel.de.

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