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Freie Fahrt. So schnell wie auf dem Tempelhofer Feld kommen Radler im Stadtgebiet selten voran.

© Kay Nietfeld/dpa

Update

Neue "Reinickendorf-Route" vorgestellt: So soll der Radschnellweg im Norden Berlins aussehen

Mit der „Reinickendorf-Route“ ist der Plan für neue Radschnellwege komplett. Konflikte mit Autofahrern sind programmiert.

Nun hat einer der geplanten Radschnellwege den nördlichen Stadtrand in Heiligensee erreicht – wenn auch nur auf dem Papier. Am Dienstagabend stellte die senatseigene Gesellschaft „Infravelo“ die Pläne für die zehnte Radschnellverbindung per Livestream vor: die „Reinickendorf-Route“. Demnach soll die Trasse im nördlichen Abschnitt entlang der Ruppiner Chaussee verlaufen. Im südlichen Teil soll sie über Wohnstraßen entlang der Autobahn verlaufen.

Die 16 Kilometer lange Strecke führt vom Ortsteil Heiligensee durch den Bezirk Reinickendorf nach Süden und durch Tegel und stößt dann auf die Route „Mitte – Tegel – Spandau“ (Nummer 2 in der Grafik), die eine Weiterführung in Richtung Mitte sowie nach Spandau bietet.

Die Reinickendorf-Route galt als eine der schwierigsten, schon weil die Autobahn gequert werden muss. Die erste Radschnellverbindung war bereits im Januar 2019 vorgestellt worden, entlang dem Teltowkanal im Südwesten.

Durch Reinickendorf waren verschiedene Routen untersucht worden, darunter eine auf der Hauptautostrecke, also der Seidelstraße und Berliner Straße.

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Zwei Varianten führten im Norden durch die Heiligenseestraße, was natürlich den Weg verlängert. Drei der vier Varianten erreichten jeweils etwa 60.000 Einwohner, waren also in diesem Punkt etwa gleichwertig. Die vierte, am Wasser des Tegeler Sees entlang erreichte nur 30.000 Einwohner, ist deshalb aus dem Rennen.

„Urban Tech Republic“ in Tegel soll angeschlossen werden

Zwei Varianten führten über das so genannte Schumacher-Quartier am Rande des Tegeler Flughafengeländes. Hier ist eine leichte Erschließung der „Urban Tech Republic“ möglich, die aus dem Flughafen Tegel entstehen soll. Start für alle Varianten Richtung Heiligensee war der Kurt-Schumacher- Platz. Gewertet wurden neben der reinen Länge auch die „Reisezeit“ für Radler – eine längere Strecke kann attraktiver sein, wenn weniger Ampeln oder Kreuzungen das Fortkommen hindern. Untersucht wurden auch die Konflikte mit Fußgängern, Autofahrern und Bussen.

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In einem Punkt schnitten alle vier Varianten im städtischen Abschnitt der Route schlecht ab, nämlich bei „Raumkonflikten mit Pkw-Verkehr“. Bei Führung durch Nebenstraßen fallen viele Parkplätze weg, bei einer Führung über Seidelstraße / Berliner Straße wären es nicht nur viele Parkplätze, sondern teilweise auch eine Autospur gewesen.

Auch bei der nun gefundenen Route ist Streit programmiert. Eingeladen zur Diskussion – die wegen Corona nur online erfolgte, moderiert von Staatssekretär Ingmar Streese – waren laut Verkehrsverwaltung nicht nur Radfahrer, sondern auch Anwohner. Die Erfahrung der letzten Präsentationen zeigte, dass der Gratisparkplatz fürs eigene Auto vielen wichtiger ist als das schnelle und sichere Vorankommen von Radfahrern.

Aus zehn wurden später elf Radschnellverbindungen

Die elf Radschnellwege sind Teil des Mobilitätsgesetzes, das die rot-rot-grüne Koalition 2017 beschlossen hat. Diese Routen sollen auf eigenständigen Wegen, also entweder in Fahrradstraßen oder vom motorisierten Verkehr getrennt in Straßen verlaufen, beleuchtet und mindestens drei Meter breit.

Zuletzt war in der vergangenen Woche der Plan für die Radtrasse entlang der Tangentialen Verbindung Ost (TVO) veröffentlicht worden. Diese hatte wegen des geplanten Hochkreisels für Radfahrer einiges Aufsehen erzielt. Solche Kreisel über Kreuzungen kennt man aus Holland, in Berlin sind sie etwas völlig Neues. Die Radschnellverbindung entlang der TVO war nachträglich ins Programm aufgenommen worden, eigentlich sollten es nur zehn Radschnellwege werden.

Ein Baubeginn für die Reinickendorf-Route wird nach Angaben der Verkehrsverwaltung frühestens 2024 möglich sein, Fertigstellung frühestens 2025, eher 2026.

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