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Auch für die Kleinsten. Alle Kinder, selbst die im Säuglingsalter, brauchen künftig bei Reisen ein eigenes Ausweisdokument. Für die meisten Länder genügt allerdings ein Kinderreisepass.

© Thilo Rückeis

Neue Ausweisregeln: Säuglinge dürfen auf dem Passbild lächeln

Der Eintrag eines Kindes im Reisepass der Eltern reicht nicht mehr: Ab 26. Juni sind Dokumente auch für Neugeborene Pflicht. Für neue Ausweise drängt die Zeit, denn die Ferien beginnen bald.

Ab 26. Juni braucht jedes Kind von Geburt an einen eigenen Ausweis oder Pass. Ohne den könnte der Familiensommerurlaub bereits am Check-in-Schalter vorbei sein. Bisher reichte für Jugendliche bis 16 ein Eintrag im Reisepass der Eltern. Eine EU-Verordnung aus dem Jahr 2009 macht diese Regel nun ungültig. Sechs Tage nach Ferienbeginn in Berlin wird das Prinzip „eine Person – ein Pass“ deutschlandweit umgesetzt.

„Ich glaube nicht, dass alle Eltern wissen, dass sie auch für ihren Säugling einen Pass brauchen“, sagt Klaus-Dieter Gröhler (CDU), Bezirksstadtrat für Ordnungsangelegenheiten in Charlottenburg-Wilmersdorf, dessen Bezirk wie die meisten anderen im Internet darauf hinweist. Die derzeit etwas höhere Kinderpassnachfrage bei den Bürgerämtern sei üblich vor den Sommerferien. „Ich befürchte aber, da rollt noch eine Welle auf uns zu.“

Je nach Reiseziel und Abreisedatum drängt die Zeit. Für die Einreise in die meisten Länder genügt ein Kinderreisepass. Er ist bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr gültig, kann sofort ausgestellt und mitgenommen werden und ist mit 13 Euro das günstigste Dokument. In den USA wird er allerdings nur akzeptiert, wenn er vor dem 26.10.2006 ausgestellt und seitdem nicht verlängert wurde. Für alle anderen ist ein regulärer Reisepass vorgeschrieben. Der kostet für unter 24-Jährige 37,50 Euro und ist sechs Jahre gültig. Für die Ausfertigung müssten drei Wochen gerechnet werden, sagt Bezirksstadtrat Gröhler. Vor den Ferien seien aber auch längere Wartezeiten möglich. Auch ein Personalausweis kann für Kinder beantragt werden. Kostenpunkt: 22,80 Euro bei sechs Jahren Gültigkeit. Er ist nur in den EU- und einigen Staaten wie Ägypten, Norwegen, der Schweiz und der Türkei als Reisedokument anerkannt.

„Persönliche Vorsprache ist in jedem Fall erforderlich“, heißt es bei der Berliner Verwaltung. Auch wenn der zukünftige Passinhaber sein erstes Wort noch nicht gesprochen hat – er muss mit aufs Amt, inklusive Geburtsurkunde und biometrischem Foto. Säuglinge dürfen darauf übrigens lächeln. Ein Fingerabdruck ist im regulären Reisepass erst ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr vorgeschrieben, die Unterschrift ab vollendetem zehnten.

In Pankow hat der Sturm auf die Bürgerämter bereits begonnen. Statt der üblichen 250 Kinderpässe im Monat wurden im Mai bereits 700 ausgestellt. Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) rät Eltern, sich so schnell wie möglich einen Termin im Internet zu reservieren. Das spart Wartezeit. Man sei erst Anfang des Jahres vom Innenministerium (BMI) über die Vorschrift informiert worden und habe dann in kurzer Zeit bestmöglich informiert, sagt Kühne. Der Termin stehe seit drei Jahren, heißt es beim BMI. Zudem würden bereits seit 2007 Kinder nicht mehr in den Pass ihrer Eltern eingetragen. Wie viele Kinder aktuell von der Vorschrift betroffen sind, ist unbekannt.

Wer vor der Abreise in die USA drei Werktage Zeit hat, kann einen Express- pass für den Nachwuchs beantragen. Dafür fällt ein Zuschlag von 32 Euro an. Die letzte Rettung am Gate könnte die Bundespolizei am Flughafen sein: Für urlaubskassenfreundliche acht Euro gibt es dort einen Reiseausweis, der nur für eine Aus- und Einreise gültig ist. Reisende in die USA können sich diesen Last-Minute-Pass aber sparen – er wird dort nicht anerkannt.

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