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Rosa. Der Künstlerin gefällt die Geschichte des Gutshauses.

© Maria-Mercedes Hering

Neue Ausstellung in Berlin: Im Gutshaus Steglitz wird nun moderne Kunst von Rosa Loy gezeigt

Die Bilder wurden passend zu Wandfarbe und Einrichtung platziert. Die Malerin Rosa Loy weiht das Gutshaus Steglitz als Kunstraum ein.

Ein altes Herrenhaus mit kleinen Räumen, farbig gestrichenen Wänden, einem kleinen Lüster, einer hellblau bezogenen Sitzbank und filigranen Stühlen aus dem 18. Jahrhundert: Das Gutshaus Steglitz, auch Wrangelschlösschen genannt, ist ein Ort mit viel Geschichte, ein Haus zum Wohnen und Feste feiern. In den vergangenen Jahren diente das alte Gebäude als Veranstaltungs- und Repräsentationsort für die Bezirkspolitik, gelegentlich gab es kleinere Ausstellungen.

Ab diesem Jahr wird in dem Gutshaus zeitgenössische Kunst professionell kuratiert – und zwar dauerhaft. Ab Freitag sind dort die Gemälde von der Künstlerin  Rosa Loy zu sehen.

Ihre Werke hängen nun an geschichtsträchtigen Wänden. Als das Gutshaus um 1804 erbaut wurde, war es von viel Natur und Idylle umgeben, es gab ausgedehnte Gärten, einen Park, Felder und sogar Orangerien. Architekt David Gilly gehörte zur Generation von Karl Friedrich Schinkel, er erbaute das frühklassizistische Herrenhaus für den späteren Justizminister Carl Friedrich von Beyme. Von ihm hat das Haus seinen Beinamen „Beymeschlösschen“ behalten. Der Spitzname Wrangelschlösschen bezieht sich auf den nach 1850 öfters hier verweilenden Feldmarschall Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel.

Nun soll moderne Kunst in die Räume einziehen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zum Offiziersclub für die US-amerikanische Militärregierung umgebaut. Seit 1958 ist es im Besitz des Landes Berlin, verwaltet wird es allerdings vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Zwischen 1992 und 1995 wurde es für 16 Millionen Mark restauriert – das sind elf Millionen Euro – sodass es heute wieder aussieht wie im 19. Jahrhundert.

Nun soll moderne Kunst in die Räume einziehen. „Wir wollen die Malerei des 21. Jahrhunderts in ihrer Vielfalt zeigen“, erklärt Kuratorin Brigitte Hausmann.

Von 1992 bis 1995 wurde das Haus für 16 Millionen Mark restauriert – damit es wieder so aussieht wie zur Erbauung im 19. Jahrhundert.
Von 1992 bis 1995 wurde das Haus für 16 Millionen Mark restauriert – damit es wieder so aussieht wie zur Erbauung im 19. Jahrhundert.

© Gutshaus Steglitz

Für die Eröffnungsausstellung sei gerade Rosa Loy, die nicht zum aktuellen Mainstream der Malerei gehöre, genau die richtige Künstlerin, sagt Hausmann. Sie gilt als Hauptvertreterin der sogenannten Neuen Leipziger Schule. In ihren Werken zeigt sie märchen- und mythenhafte Welten, erschafft einen sehr persönlichen Kosmos aus Fantasien, Träumen, Alltagserlebnissen und Belastendem, das sie durch ihre Kunst verarbeitet. Ihre Protagonistinnen sind meistens Frauen.

"Da passiert Leben"

Gemeinsam mit ihrem Mann Neo Rauch hat sie 2018 bei den Bayreuther Festspielen die Ausstattung des Lohengrin übernommen, Spuren dieser Arbeit sind auch in den Werken zu finden, die im Anschluss entstanden sind: Das Bayreuther Blau sticht in einigen Bildern noch deutlich hervor. Mittlerweile deute sich aber eine rote Phase an.

Für die Ausstellung wurden die Bilder so gehängt, dass sie mit den verschiedenen Farbtönen der Wände zusammenpassen. Mit dem Gesamteindruck ist Rosa Loy sehr zufrieden: „Die Räume wirken sehr menschlich und trotzdem feierlich“, sagt sie über den Ausstellungsort.

Auch die vielen Fenster und Türen, Nischen und Ecken tun dabei dem harmonischen Zusammenspiel aus Ausstellungsort und Kunstwerken keinen Abbruch. „Dieses Gebäude war ein Wohnhaus, ein Gesellschaftshaus, da passiert Leben“, sagt Loy. „Da dürfen auch mal Möbel oder Lampen sein, die nicht passen.“

Rosa Loy arbeitet gerne dreidimensional

Das zeigt sich auch bei der Werkschau: Extra für die unverrückbar schwere Glasvitrine im letzten Raum, die zur Einrichtung gehört, hat Rosa Loy am vergangenen Wochenende noch eine Skulptur angefertigt, die ebenfalls den Namen „Der Tag“ trägt. Aus Hockern vom Trödelmarkt hat die Künstlerin Stufen zusammengestellt, die mitunter querstehen und zurechtgerückt werden müssen, um begehbar zu werden. Sie symbolisieren einen Tagesablauf, der von einem fünfarmigen, krakenartigen Gebilde aus Leinwand und Füllwatte unterbrochen wird, der die Hindernisse im strukturierten Alltag symbolisiert. Rosa Loy arbeitet gerne dreidimensional, kommt jedoch selten dazu, „denn der Tag hat eben auch nur 24 Stunden“, sagt sie.

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Gutshaus Steglitz, Schloßstraße 48, zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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