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Blick von der Havel auf den geplanten Neubau.

© Simulation: Promo

Neubau auf der Postbrache: Spandau bekommt ein neues Stadtviertel

Auf der zentralen Brache zwischen Havel und ICE-Bahnhof entsteht in Spandau ein neues Quartier. Und auch anderswo im Bezirk wird eifrig geplant und gebaut.

Wo früher Pakete gestapelt wurden, haben sich Streetart-Künstler breit gemacht. Die Szenerie: Staub in der Luft, Musik aus den Boxen, Graffiti an den Wänden: „Give Spandau a chance.“

Passt gut zu diesem Fest, das da an diesem heißen Freitagmittag auf der Postbrache stattfindet. Erstmals wird die Fassade gezeigt von Spandaus zentralem Viertel mit den vier Türmen, entworfen vom Kölner Büro Astoc. Kosten: 100 Millionen Euro. Höchstes Bauwerk: 80 Meter. Bauzeit: 2020 bis 2022. Die Lage: zwischen Havel und ICE-Bahnhof. Zentral also.

„Endlich entsteht auf diesem Schandfleck etwas Neues“, sagt Baustadtrat Frank Bewig, CDU, und blinzelt in die Sonne. Früher stand am Flussufer die Post. 1980 erbaut, 1995 geschlossen, 2017 abgerissen. Heißt: Mehr als 20 Jahre döste im Spandauer Zentrum ein Betonklotz vor sich hin. Das ist selbst für routinierte Berliner ziemlich viel.

Vorbei. Das Ding ist abgerissen, nur die Pakethalle steht. „Spandau verändert sich, wird aber nicht auf den Kopf gestellt“, sagt Stadtrat Bewig. Auch Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, SPD, ist rübergelaufen aus dem Rathaus, klar – give Spandau a chance. Der Bezirk hat viele Jahre tief geschlafen, Neubauten verpennt, Trends nicht erkannt. An diesem Freitag macht prompt die Runde, dass der Bezirk im Sozialmonitoring wieder abgerutscht ist.

Blick vom Rathausturm. Vorn die ICE-Trasse, links die Havel, rechts das Einkaufszentrum. Mittendrin: die alte Post.
Blick vom Rathausturm. Vorn die ICE-Trasse, links die Havel, rechts das Einkaufszentrum. Mittendrin: die alte Post.

© André Görke

Aber in Spandau wird ordentlich rotiert. „Eine Milliarde Euro“ (Kleebank) wird in Neubauten gesteckt, und längst nicht nur im Billigpreissegment. 10.000 Wohnungen entstehen vor allem im Norden. Um Wohnungsbau aber geht es im Zentrum weniger: 77 Mietwohnungen sind geplant – alle mit Balkon und Blick auf die Havel. Es sollten mal mehr sein, erzählen die Investoren, aber da liegen nun mal sieben Eisenbahngleise direkt nebenan, auf denen nachts Güterzüge rollen – da könne kein Mensch sein Fenster öffnen. Jetzt also Büros.

Nebenan in der alten Waschanlage für die Post-Busse steht einer der beiden Investoren vor den Bildern der Zukunft. Agilolf Bachner, 42, Sonnenbrille, weißes Hemd, Drei-Tage-Bart, aus Stuttgart. Das wird kein Schickimicki-Viertel sein, kein Potsdamer Platz, nicht mal ein Potsdamer Plätzchen. „Wir bauen ja keine Mall.“

Stadt der Zukunft. So soll es in Spandau in ein paar Jahren aussehen, wenn die alte Postbrache bebaut sein wird.
Stadt der Zukunft. So soll es in Spandau in ein paar Jahren aussehen, wenn die alte Postbrache bebaut sein wird.

© Simulation: Promo

Im Keller entstehen 330 Tiefgaragenstellplätze, darüber sechs Läden („bis zu 1500 Quadratmeter pro Geschäft“) und Cafés, Bars und Restaurants am neuen Havel-Platz. Muss man sich mal vorstellen: Derzeit ist es nicht möglich, am Ufer der Altstadt ein Feierabendbier zu trinken. So viel zum Trendsetter Spandau.

Aber auch in der Altstadt haben sie genug von den Nagelstudios und 1-Euro-Läden. Millionen-Ausgaben stehen an, es gibt erfrischende Kultur-Ideen, neues Pflaster und junge Bäume. Das neue Post-Viertel ist eine Chance, sagt deshalb auch Andreas Wunderlich, Chef des Altstadt-Managements und nippt in der Hitze am kühlen Wässerchen. Zwei Hotels mit 400 Betten entstehen auf der Postbrache, darunter ein Vier-Sterne-Hotel – das Messegelände ist mit der S-Bahn quasi ums Eck. „Wo Hotels sind, sind Leute, ist Leben“, sagt Wunderlich. Und meint: Ist Kaufkraft.

Die Baupläne werden 2018 abgegeben, 2019 sollen alle Papiere fertig sein, dann werden die Leitungen ans Ufer verlegt, ehe im Frühjahr 2020 auch auf der Brache gebuddelt wird. „In vier Jahren sehen wir uns sechs Meter höher“, sagt Investor Bachner und meint die Dachterrasse auf dem Hotel. An der Havel soll dann ein Bootsanleger entstehen. Muss ja nicht gleich der Dampfer des 1. FC Union dort langschippern wie auf den Plakaten mit den Simulationen. Die Baustelle liegt ja immer noch in Spandau, wo die meisten Mitglieder von Hertha BSC leben, aber das nur am Rande.

Der Postbrunnen. Steht seit 1980 dort, stammt von einer bekannten Künstlerin. Wohin damit?
Der Postbrunnen. Steht seit 1980 dort, stammt von einer bekannten Künstlerin. Wohin damit?

© André Görke

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