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Diese Grafik zeigt die Raumaufteilung in der Vogelperspektive über dem U-Bahnhof.

© Simulation: Hertha BSC/AS+P

Neubau am Olympiastadion: ".... dann ist die Debatte ums Hertha-Stadion beendet"

Hertha BSC will ein neues Stadion errichten. Politiker kritisieren den Klub, sprechen vom "Horrorszenario", andere wundern sich über die Politik.

Die Bildungsstätte der Landessportjugend ist ein nüchterner Zweckbau, im Olympiapark liegt sie nur einen Steilpass von den Trainingsplätzen von Hertha BSC entfernt. Aber dieser Zweckbau ist einer der Punkte, die wie Steine auf dem Weg des Fußball-Bundesligisten zum eigenen Fußballstadion liegen. Das möchte Hertha BSC bis 2025 auf eigene Kosten am Rand des Olympiaparks bauen.

In der Fortbildungsanstalt der Landessportjugend diskutierte eine bunte Runde auf Einladung der Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf  über „Zukunft und Perspektiven des Olympiaparks“.

Und da erklärte Sport-Staatsekretär Aleksander Dzembritzki, SPD, ebenso deutlich wie gelassen: „Es ist schwer nachvollziehbar, dass es Hertha bisher nicht geschafft hat, in einen anständigen Gesprächsdialog mit den Bewohnern einzusteigen.“ Mit Bewohnern meint er vor allem die Menschen, die in den 24 Wohnungen leben, die für die neue Betonschüssel abgerissen werden sollen.

Für Dzembritzki muss Hertha auf jeden Fall zwei Bedingungen erfüllen, sonst läuft gar nichts mit dem neuen Stadion. Das Gebäude der Landessportjugend, das dem Stadion weichen würde, müsse in räumlicher Nähe ersetzt werden, und zwar so schnell, dass der Nachwuchs quasi nahtlos einziehen könne. Und, natürlich, die Bewohner, die ihre Häuser verlieren würden, müssten adäquaten Ersatz erhalten, und zwar in nächster Nähe zu ihrer bisherigen Heimat.

Im April oder Mai könnte eine erste Entscheidung fallen

Bei diesem Punkt wird es im April oder im Mai ganz interessant. Denn die Häuser gehören einer Genossenschaft, „und wenn die den Hahn zudreht, ist ein Teil der Diskussion beendet“, sagt Dzembritzki. Die Entscheidung, ob sich die Genossen querstellen und den Umzug verweigern, fällt in den nächsten Wochen. Als Alternativstandort sind zwar die Baumannschen Wiesen am U-Bahnhof Ruhleben im Gespräch, doch die gelten als ökologisch besonders wertvoll. Und die will der Bezirk eigentlich nicht mit Beton überziehen. Also muss eine andere Alternative her.

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Staatssekretär Dzembritzki zählt mit Nachdruck auf, was Hertha eigentlich leisten und was gesichert sein muss, damit es für ein Stadion eine Zustimmung des Abgeordnetenhauses geben könnte. Denn der „Senat blickt zufrieden auf das Fünf-Sterne-Stadion“. Gemeint ist das Olympiastadion. Das müsse weiter wirtschaftlich genützt werden können, sprich: Länderspiele und DFB-Pokalfinale haben gefälligst in dem historischen Bau stattzufinden.

"Wenn wir den Hauptmieter verlieren, dann ..."

„Wenn wir den Hauptmieter verlieren, ist eine Ersatzlösung nicht so einfach.“ Und, da spielt der Staatssekretär mal den Oberlehrer, „da muss Hertha erstmal Hausaufgaben machen“. Zudem ist die Materie ja auch so kompliziert. Wenn man die einen juristischen Punkte geklärt habe, „ploppen gleich weitere Fragen auf“.

Oliver Schruoffenegger (Grüne), Umweltstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf , verlangt gleich mal, dass Hertha für ein neues Stadion natürlich eine besondere Gegenleistung bringen müsse. Neues Stadion plus die gleiche Zahl von Trainingsplätzen wie bisher, so etwas gehe natürlich nicht. Hertha müsste dann schon ein Teil seiner Flächen zurückgeben.

Petra Vandrey, die Fraktionsvorsitzend der Grünen in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf, sieht den Fußball-Bundesligisten in der Bringschuld. „Hertha sollte sich am Gesamtkonzept des Olympiaparks beteiligen. Bis jetzt fühlt sich der Verein dafür nicht verantwortlich.“ Er fühlt sich offenbar auch nicht dafür verantwortlich, den BVV-Sportausschuss zufrieden zu stellen. „Der Ausschuss möchte als Ganzes gerne von Hertha  eingeladen werden“, mahnt Vandrey an. Bisher zeige Hertha aber nur Interesse an einzelnen Mitgliedern.

"Ein verrottetes Olympiastadion - ein Horrorszenario"

Auch sie treibt die Frage der Nachnutzung im Olympiastadion um, sollte ein paar Meter weiter eine andere Betonschüssel in den Himmel ragen. „Unser Horrorszenario wäre ein schmuckes Fußballstadion, und daneben steht ein verrottetes Olympiastadion. Da wünschen wir uns mehr Mitarbeit von Hertha.“ Bei der Gelegenheit könnte man ja durchaus die Frage klären, ob ein paar Bundesligaspiele von Hertha im Olympiastadion stattfinden könnten.

"Hertha ist doch nur Mieter in diesem Stadion"

Irgendwann hielt es eine Hertha-Anhängerin unter den Zuhörern nicht mehr auf dem Stuhl. Sie hielt ein flammendes Plädoyer für ein neues Stadion. Eines ihrer Argumente: Hertha ist im Olympiastadion ja nur Mieter, es kann dort nicht mal bestimmen, was es tun möchte. Und dann dieser ganze Aufwand vor und nach einem Spieltag. Alles muss auf- und dann wieder abgebaut werden, weil das historische Gemäuer ja nach den Regeln des Denkmalschutzes behandelt werden muss. Und das bedeutet eine besenreine Übergabe. Jedes Mal aufs Neue.

Dzembritzki versuchte sie zu beruhigen: „Wir achten darauf, was wir tun können, damit sich Hertha im Olympiastadion wohl fühlt.“

Lesen Sie mehr zur Stadiondebatte im Tagesspiegel

- Ohne Vertreter des Bundesliga-Fußballklubs diskutierte die CDU in Westend über das geplante neue Stadion. Zur Bürgerversammlung war Hertha nicht geladen. Hier der Tagesspiegel-Text vom Donnerstag.

- Sommer 2017: "Einem Stadionneubau möchten wir nicht im Wege stehen", sagt der Eigentümer der umstrittenen Wohnanlage am Rand des Olympiaparks. Potenziellen neuen Mietern werde inzwischen auch klipp und klar gesagt, dass sie sich nicht unbedingt auf ewig einrichten dürften. „Es gibt die Vereinbarung, dass Hertha uns die Häuser abkauft, wenn es zum Stadionbau kommtLesen Sie hier den Tagesspiegel-Text aus dem Sommer 2017.

- Frühsommer 2018: 1100 Fahrradstellplätze am Hertha-Stadion geplant. Näher ran an die U-Bahn, Vorbild Bilbao, privates Geld für den Neubau. Details zur Stadiondebatte im Abgeordnetenhaus. Hier der Tagesspiegel-Text.

- Mai 1998: "Stadionneubau ist die beste Lösung". Enges Stadion, keine Laufbahn, Denkmalschutz, Standort Olympiapark - alles schon mal dagewesen. "Neubau wäre die beste Lösung", sagte der Senator. Hier der Tagesspiegel-Text.

- Herbst 2018: Anwohner wehren sich gegen Stadionneubau von Hertha BSC. Schon jetzt sei es laut - nicht nur durch Fußball. Der Tagesspiegel-Text, die Leserdebatte.

- Herbst 2018: Umbau des Olympiastadions ist endgültig vom TischHier der Tagesspiegel-Text.

- Frühsommer 2018: „Das sind gut kalkulierbare Risiken“. Herthas FinanzchefIngo Schiller möchte den Olympiapark beleben und glaubt, dass der Verein ein eigenes Stadion finanzieren könnte. Auch einen Namenssponsor soll es geben. Hier das Tagesspiegel-Interview.

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