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Der Enkelsohn von Nelson Mandela, Nkosi Zwelivelile Mandela, steht in der Ausstellung „Mandela: The Official Exhibition“

© dpa

Nelson Mandela hautnah: Enkel eröffnet Ausstellung im Bikini Haus

Der Enkel Nelson Mandelas eröffnet im Bikini Haus eine Ausstellung über seinen berühmten Großvater. Was es zu sehen gibt und ob sich ein Besuch lohnt.

Als Nelson Mandela im Gefängnis saß, schrieben ihm 87 000 deutsche Kinder Postkarten. Seinem Enkelsohn hat der spätere Friedensnobelpreisträger oft erzählt, wie sehr ihn das berührt hat, wie viel ihm diese Aktion bedeutete. „Heute sind diese Kinder erwachsen“, sagte Nkosi Zwelivelile Mandela am Freitag im Bikini Haus vor der Eröffnung einer Ausstellung über das Leben des großen südafrikanischen Freiheitskämpfers, die bis zum 15. März zu sehen sein wird.

Das weiße Fell des Löwen

„Wenn sie nur alle kämen, um die Ausstellung zu sehen“, sagt er. Der hochgewachsene Enkelsohn wird „Chief“ oder auch „Königliche Hoheit“ genannt und ist heute das Oberhaupt der Familie. Die Verbesserung der Lebensbedingungen, vor allem der armen Menschen in seiner Heimat gehört zu seinen wichtigsten Zielen. Noch heute sei der Zugang zu sauberem Trinkwasser nicht selbstverständlich, sagt er. Er kümmert sich auch um den Bau von Schulen. Nun soll noch ein Museum errichtet werden in Mvezo, dem Geburtsort Mandelas. Um das Geburtshaus zu sehen, kommen Menschen aus der ganzen Welt dorthin gepilgert. Die Ausstellung soll Kern des Museums werden und vorher um die Welt reisen, um Mittel dafür aufzubringen.

Das weiße Fell eines heiligen Löwen, das am Ende den Sarg des Großvaters bedeckte, zählt der Enkel zu den wichtigsten Ausstellungsstücken, wie auch den Trenchcoat, den er gerne trug. „Die Menschen können hier verstehen, wie er zu einer globalen Ikone wurde“, ist sich Nkosi Zwelivelile Mandela sicher. Man lernt etwas über die Traditionen des Stammes, erfährt, dass der Vater starb, als Nelson Mandela erst zwölf Jahre alt war, dass er mit seiner gläubigen Mutter, die gern mal Pfeife rauchte, die methodistische Kirche besuchte, und sieht eine traditionelle Kopfbedeckung aus Leopardenfell, die ein König ihm verehrte.

Die persönlichen Erinnerungen des Enkels an den Großvater sind zunächst ambivalent. Im Gespräch erinnert sich der Chief daran, wie er als neunjähriges Kind zum ersten Mal den Großvater im Gefängnis Pollsmoor traf. Das sei eine schreckliche, bittere Erfahrung gewesen, niemand habe ihn darauf vorbereitet. Damals dachte er, dass nur Menschen, die Unrecht getan hätten, im Gefängnis landeten. Wieso also jemand aus seiner eigenen Familie?

Nelson Mandela spürte den Schmerz des Enkels und bat in einem Brief mit verschlüsselten Formulierungen eine weiße Freundin, sich um den Enkel zu kümmern, ihm zu erzählen von seinem Leben und seiner Mission im Kampf gegen die Apartheid. Sein Ideal „einer demokratischen und freien Gesellschaft, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Chancen zusammenleben“, hatte er 1964 auf der Anklagebank öffentlich gepriesen.

Eine Bank mit der Aufschrift „Europeans only“ ist in der „Mandela: The Official Exhibition“ im Ausstellungsort „Bikini Berlin“ ausgestellt.
Eine Bank mit der Aufschrift „Europeans only“ ist in der „Mandela: The Official Exhibition“ im Ausstellungsort „Bikini Berlin“ ausgestellt.

© dpa

In der Ausstellung sind auch Objekte aus den 26 Gefängnisjahren zu sehen, ein Tennisschläger etwa, den das Rote Kreuz gestiftet hatte, damit die Gefangenen etwas für ihre Gesundheit tun konnten. Den spendete Mandelas Gefängnisaufseher und späterer Freund Christo Brand.

Gerade in aufgewühlten Zeiten wie diesen ist für das derzeitige Oberhaupt der Familie Mandela diese Ausstellung auch ein Aufruf zum Handeln, aktiv mitzuhelfen, die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln, so sagt er es. Schon im Gefängnis etablierte Mandela eine besondere Kultur des gegenseitigen Respekts. Ein Zitat von ihm, das gegen Ende der Ausstellung auftaucht, enthält viel von dem, was hier weitergegeben werden soll: „Um Frieden mit einem Feind zu schließen, muss man mit diesem Feind zusammenarbeiten und ihn zum Partner machen.“

Im Mai 1994 wurde Mandela als erster demokratisch gewählter Präsident Südafrikas vereidigt. Etwas von seinem Charisma beschreibt der Enkel so: „Egal, ob kleine Kinder im Raum waren, sehr alte Menschen oder bedeutende Politiker – für ihn waren sie wirklich alle gleich.“

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