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Die Eichhörnchen bilden schon während des Sommers ein dickes Fell für die kalte Jahreszeit.

© Wolfgang Kumm/dpa/pa

Natur: Wie Berlins Wildtiere sich auf den Winter vorbereiten

Plötzlich ist der Herbst da. Wir Menschen frösteln, aber den meisten Tieren macht die Kälte nichts aus. Sie haben sich längst auf die Jahreszeit eingestellt.

Ein halbes Jahr lang ließ es sich ohne Jacke leben, aber seit Wochenbeginn ist morgens Handschuhwetter. Nur die sommerwarme Erde hat Bodenfrost verhindert: In einem Meter Tiefe waren es laut der Wettermanufaktur 18 Grad, während über dem Boden Dienstag- und Mittwochfrüh kaum über null herrschten.

Während Menschen bei der ungewohnten Kühle frösteln oder sich gleich richtig erkälten, kommt der Temperatursturz für die Natur nicht unerwartet. Die meisten Tiere reagierten stärker auf den Sonnenstand als aufs Wetter, erklärt Derk Ehlert, Wildtierexperte bei der Umweltverwaltung: Wenn die Tage kürzer werden, fressen sie sich Speck an, den sie als Kältepuffer und Energiereserve brauchen. Allerdings beeinflusst die Klimazone den Fellwechsel: Stadtfüchse und Umlandrehe bekommen ihr dichteres und längeres Winterfell später im Jahr als ihre Artgenossen im Gebirge. Bei anderen Arten wie Bibern regeneriere sich das Fell ohnehin ständig, wieder anderen wie Eichhörnchen wachse der wärmende Pelz schon seit dem Sommer.

Auswirkungen des Sommers

Mit den Auswirkungen dieses Sommers haben auch manche Tiere zu kämpfen: Wildschweine wurden deutlich häufiger in bewohnten – und bewässerten – Gefilden gesichtet, weil sie im ausgetrockneten Waldboden kaum noch Engerlinge und Würmer fanden. Dieses Problem teilen sie mit manchen Vögeln, die sich im Unterschied zu Säugetieren außerdem kein Fettpolster anfressen können, weil es sich mit Speck auf den Rippen schlecht fliegt.

„Deshalb müssen Vögel jeden Tag etwa ein Drittel ihres Körpergewichts fressen“, sagt Ehlert. Jetzt sei der Bedarf besonders groß, weil viele Arten Muskeln aufbauen, um wegfliegen zu können. Für die letzten Schwalben sei es höchste Zeit für den Abflug gen Süden, weil ihnen in der Kälte die Insekten ausgehen.

Die einen verschwinden, andere kommen – beispielsweise Meisen, die Anfang Oktober zu Hunderttausenden aus Skandinavien nach Deutschland fliegen. „Die müssen fliehen, um zu überleben“, sagt Ehlert: „Wo es bald nur noch vier, fünf Stunden am Tag hell wird, fehlt ihnen einfach Zeit zur Futtersuche.“

Vögel sind im Winter gut isoliert

Während der trockenheiße Sommer die Störche im Umland weiter dezimiert hat, konnten die Lerchen auf dem Tempelhofer Feld sogar zwei Mal brüten – dank reichlich Nistplatz im kurzen Gras und vieler Insekten. Da allerdings nicht nur Wiesen vertrocknet sind, sondern auch Mais und Getreide, dürften die Kraniche diesmal nicht lange in Brandenburg rasten, vermutet Ehlert. Hinzu komme das Problem der ausgetrockneten Teiche, in deren flachem Wasser die Kraniche sonst übernachten. Das Spektakel lockt alljährlich im Oktober Tausende Berliner ins Umland.

Die Temperatur allein sei für die meisten Vögel unkritisch, sagt Ehlert: Bei Kälte plustern sie ihr Gefieder, so dass die Luft darin sie isoliere. Das Federkleid sei auch relativ frisch: Stationäre Arten mausern sich nach der Brut, Zugvögel kurz vor dem Start in den Süden.

Die aktuellen 15 Grad Höchsttemperatur sind übrigens normal für die Jahreszeit. Sie kommen einem nach diesem Sommer nur unnormal kühl vor.

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