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Derzeit kostet ein Einzelfahrschein in Berlin drei Euro. Dabei dürfte es vorerst bleiben.

© Timur Emek/dapd

Nahverkehr in Berlin und Brandenburg: Preiserhöhung bei Bussen und Bahnen könnte ausfallen

Die Fahrkartentarife im öffentlichen Nahverkehr werden 2022 voraussichtlich nicht teurer. Stattdessen sollen Abonnenten von Zusatzangeboten profitieren.

Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr in Berlin und Brandenburg dürfen hoffen, von einer weiteren Ticketpreiserhöhung 2022 verschont zu bleiben. Nach Tagesspiegel-Informationen aus Verhandlungskreisen mehren sich die Anzeichen, dass die Tarife im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zum Jahreswechsel nicht erhöht werden.

Der VBB-Aufsichtsrat – darin sitzen Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg sowie der Brandenburger Kommunen – entscheidet in der Regel auf seiner Sitzung im September über Tariferhöhungen für das Folgejahr. Doch nun wurde die Sitzung des Gremiums kurzfristig verschoben.

Sie wird voraussichtlich erst im Oktober nach den Wahlen in Berlin und im Bund stattfinden. Auch wenn ein genauer Termin noch aussteht, könnte dem Vernehmen nach allein schon das spätere Datum die aufwendige Anpassung der Ticket- und Abopreise zum Jahreswechsel unmöglich machen.

In der Vergangenheit hatte sich Berlin eher gegen höhere Tarife gesperrt. Auch in den aktuellen Verhandlungen bleibt das Land bei dieser Haltung. In Anbetracht der schwierigen Situation für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) im Zuge der Pandemie sei es aus Sicht der Senatsverkehrsverwaltung unverzichtbar, die Attraktivität des ÖPNV für die Bürger:innen zu erhalten und zu steigern, sagte ein Sprecher. "Eine Fahrpreiserhöhung zum 1.1.2022 ist hier daher aus unserer Perspektive der falsche Weg." Die Entscheidung darüber werde jedoch im VBB-Aufsichtsrat getroffen.

Dort war es in der Vergangenheit meist die Brandenburger Seite, die oft stark auf eine Anpassung drängte. Insbesondere die Kommunen hatten immer wieder höhere Preise gefordert. Anders als das Land Berlin seien sie nicht in der Lage, die Defizite ihrer Verkehrsunternehmen auf andere Art aufzufangen, so die Argumentation. Hinzu kamen die beträchtlichen Einbußen durch die Corona-Pandemie.

Doch ausgerechnet die Pandemie könnte nun zu einem Umdenken führen. Denn die Sorge besteht, die verbliebenen Abonnenten, die ihre Fahrkarten in den vergangenen eineinhalb Jahren oft deutlich seltener nutzen konnten, durch höhere Preise zu verschrecken.

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Im Gegenteil: Geplant ist dem Vernehmen nach ein Zusatzpaket für Abonnenten, um die Dauertarife attraktiver zu machen. Was dies genau beinhalten könnte, sei derzeit Teil der Verhandlungen. Auf Anfrage wollte sich der VBB mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht zu dem Thema äußern.

Zuletzt hatte es zum vergangenen Jahreswechsel eine Tariferhöhung gegeben. Der Preis für ein Einzelticket für den Tarifbereich AB war seinerzeit um zehn Cent auf drei Euro gestiegen. Mit Ausnahme des Senioren-Abos, dessen Preis sich um zwölf Euro erhöhte, blieben die Abopreise in Berlin stabil.

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In der rot-rot-grünen Koalition in Berlin will man, dass dies so bleibt. In einem Antrag an das Abgeordnetenhaus heißt es, dass zum Jahreswechsel 2022 keine Preise erhöht werden sollen. Auch der Berliner Fahrgastverband Igeb spricht sich gegen Tariferhöhungen aus: „In dieser Situation die Tarife zu erhöhen wäre das völlig falsche Signal“, sagte der Igeb-Vorsitzende Christfried Tschepe.

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