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Müll auf den Bahngleisen ist für die Deutsche Bahn ein großes Problem in Berlin.

© imago/Steinach

Nächster Halt Hermüllstraße: „Massives Vermüllungsproblem“ bei der S-Bahn Berlin

Dreck und Schrott entlang der Gleise machen der S-Bahn besonders in Neukölln zu schaffen. Auf einen neuen Reinigungszug wartet das Unternehmen noch Jahre.

Wer beim Warten auf die S-Bahn ins Gleisbett guckt, dürfte sich oft noch mehr wünschen, dass der nächste Zug bald kommt. Haufenweise Unrat findet sich insbesondere in der Innenstadt entlang der Schienen.

So viel, dass die Deutsche Bahn nun Alarm schlägt. „Wir haben ein massives Vermüllungsproblem an unseren Gleisanlagen und Dämmen“, sagte Alexander Kaczmarek, Bevollmächtigter der Deutschen Bahn (DB) für das Land Berlin, am Mittwoch bei einer Anhörung im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Am schlimmsten sei die Situation am S-Bahnhof Hermannstraße. Die Station sei „ein unfassbarer Hotspot“, der Müll stapele sich. „Ganze Wohnungseinrichtungen werden bei uns entsorgt“, ärgerte sich der Berliner Bahn-Chef. Matratzen, aber auch Einkaufswagen und E-Scooter landeten regelmäßig entlang der Bahntrasse.

Beigepflichtet wurde Kaczmarek von Daniel Euteneuer, Leiter des Regionalbereichs Ost der Bahn-Tochter DB Station und Service. Neben der Hermannstraße seien auch die Stationen Warschauer Straße, Ostkreuz, sowie die gesamte Strecke der südlichen und nördlichen Ringbahn von der Problematik betroffen.

Bei der Gleisreinigung hätten diese Bereiche „höchste Priorität“, sagte Euteneuer. Bereits 21 Mal seien entlang von Stationen in diesem Jahr die Trassen gereinigt worden. Insgesamt 60 Putzeinsätze will das Unternehmen in diesem Jahr durchführen.

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„Das sind weniger als früher“, sagte der DB-Vertreter. Schuld ist, dass die S-Bahn derzeit ohne ihr wichtigstes Hilfsgerät, einen Reinigungszug, auskommen muss. Der überdimensionierte Staubsauger, konstruiert aus einem ausgemusterten S-Bahn-Zug aus den 20er Jahren, hatte 2021 den Geist aufgegeben. Für ein neues Fahrzeug läuft mittlerweile die Ausschreibung – doch bis es über die Gleise saugt, dauert es noch lange. „Wir rechnen erst 2026 mit einem Neufahrzeug“, sagte Daniel Euteneuer. „Das ist auch für uns sehr bedauerlich.“

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Solange müssen Bahn-Mitarbeiter in Handarbeit die Gleise vom Müll befreien. Das macht einiges komplizierter. Denn anders als beim Staubsaugerzug muss dafür jedes Mal der Bahnstrom abgestellt werden. So ist es nicht möglich, die Gleise schnell nachts in der Betriebspause zu säubern. „Wir machen das, wenn ohnehin Gleissperrungen für Bauarbeiten nötig sind, um möglichst wenig Einfluss auf unseren Zugverkehr zu nehmen“, sagte Euteneuer.

Gesamtgesellschaftliche Initiative gefordert

Das Problem müsse ohnehin grundsätzlicher gelöst werden, sagte Kaczmarek. „Wir müssen da mit einer gesamtgesellschaftlichen Initiative rangehen.“ Müllsünder seien weniger die Fahrgäste. Der Großteil des Unrats werde etwa an der Hermannstraße von der die Bahnstrecke überspannenden Straßenbrücke geworfen. „Sie können genau sehen, wie die Wurfweite von der Brücke ist. Da wird Müll in ganzen Säcken auf den Gleisen entsorgt.“ Der Bahn-Bevollmächtigte forderte eine bauliche Barriere auf den betroffenen Brücken, die die Müllwürfe verhindern soll. Aber auch Senat und Bezirke müssten gemeinsam mit der BSR mehr gegen den Unrat unternehmen, der später auf den Trassen landet. „Würde der Müll oben entsorgt, wäre das einfach. Unten wird es kompliziert und teuer.“

Ähnlich sieht es Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal (parteilos, für Grüne). „Das Thema erfordert einen gemeinsamen Ansatz.“ Doch auch die Bahn mahnte sie zu mehr Einsatz, auch wenn es derzeit keinen Gleisstaubsauger gebe. „Vor 2026 muss etwas passieren. Wir können nicht sagen, dann kommt die Gleisreinigungsmaschine und bis dahin müssen wir uns durchwurschteln.“ In Hamburg setze die Bahn zusätzliches Personal ein zum Säubern der Gleise. Das forderte sie vom Konzern auch für Berlin.

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