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Alles tanzt. Und die Nachbarn liegen wach. Immer wieder gibt es diesen Konflikt in Berlin.

© Sophia Kembowski / dpa

Nachtleben in der Hauptstadt: Berliner Clubs sollen besseren Schallschutz bekommen

Eine Million Euro stellt Berlins Senat zur Verfügung, damit Clubs in besseren Lärmschutz investieren. Das Fördermodell soll Szene und Wohnen vereinbar machen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die einen haben ihren Spaß, die anderen können nicht schlafen. Wummernde Bässe und Partylärm, der ruhebedürftigen Nachbarn auf die Nerven geht, gehören zu Berlin. Jedenfalls in den Kiezen, die in den Reiseführern als Tipp für Feierfreudige angepriesen werden. Das schafft Konflikte, die seit Jahren zwischen Clubs und Anwohnern schwelen. Beide Seiten haben gute, aber ziemlich gegensätzliche Argumente.

Ein neuer Versuch, das Problem wenigstens einzudämmen, ist ein Förderprogramm für „Clubs und Musikspielstätten“, die sich einen aufwendigen Schallschutz finanziell nicht leisten können. Eine Million Euro stellte das Abgeordnetenhaus vor einem Jahr für den Fonds, der von der Berliner Clubcommission verwaltet wird, zur Verfügung. Ab Mittwoch treten die Förderrichtlinien für das neue Programm in Kraft, die ersten Anträge liegen schon vor.

Clubkultur ist starker Wirtschaftsfaktor

Berlins Clubkultur ist weltweit bekannt und ein Markenzeichen unserer Stadt“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) dem Tagesspiegel. In den letzten Jahren habe sich die Szene zu einem starken Wirtschaftsfaktor und Tourismusmagneten entwickelt. Das Förderprogramm, das jetzt starte, solle die Interessen der Clubs und der Anwohner in Einklang bringen. Wer davon profitieren will, kann sich die Antragsunterlagen online beschaffen. In einem zweistufigen Verfahren wird gemeinsam mit den Betreibern der Clubs ein Lärmschutzkonzept erarbeitet, über die Anträge befindet eine unabhängige Fachjury, die 2019 dreimal tagt. Zuerst im Februar nächsten Jahres.

Vorausgesetzt wird, dass interessierte Clubs die gesetzlichen Lärmschutzvorschriften jetzt schon einhalten. Gefördert wird nur, was messbar darüber hinausgeht. Die Clubs, die davon profitieren wollen, müssen für die vergangenen zwei Jahre einen regelmäßigen Programmbetrieb nachweisen. Ausgeschlossen sind Revue- und Musicaltheater sowie große Konzerthallen. Viel Geld wird mit der neuen Förderung ohnehin nicht verteilt. Die öffentliche Zuwendung soll 50.000 Euro je Antrag nicht überschreiten, bei einem „Projekt von außerordentlicher Bedeutung“ dürfen es bis zu 100.000 Euro sein. Wer es nicht schafft, seinen Club zwei Jahre weiter zu betreiben, muss die Förderung zurückzahlen.

Clubs sollen nicht verdrängt werden

Der neue Schallschutzfonds in Berlin lehnt sich an ein Fördermodell an, das in Hamburg schon praktiziert wird. Es soll helfen, die immer dichter gepackte City bewohnbar zu halten, ohne die Clubs dort zu verdrängen. Fast 200 Veranstalter sind derzeit in der Berliner Clubcommission vernetzt, das Berliner Hauptstadtportal berlin.de zählt 123 „besonders interessante Clubs“ auf, von der Alten Kantine in Prenzlauer Berg bis zum Yaam in Friedrichshain.

Die Hälfte dieser Clubs – mal edel, mal trashig, aber immer laut – ist in Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain zu finden, also im dicht besiedelten Stadtzentrum. Es ist zwar möglich, auch in Spandau, Hohenschönhausen oder Reinickendorf fündig zu werden, aber dort muss man lange suchen. Es geht also vor allem darum, die Musikkulturszene in der City mit vom Lärm geplagten Anwohnern zu versöhnen. Die Clubcommission will ein „faires Miteinander“, wobei es nicht nur um den Schallschutz geht, sondern auch um die Eindämmung von Müll, Drogen und Kriminalität.

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