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Die Polizei kontrolliert in Berlin täglich die Einhaltung der Corona-Regeln.

© Annette Riedl/dpa

Nach Todesfall in Berliner Clan: Polizeieinsatz bei Issa Remmo wegen Corona-Regeln

Fast 50 Personen versammelten sich an einer Villa in Neukölln. Schon in den vergangenen Tagen beschäftigte die Großfamilie die Polizei.

Zahlreiche Angehörige des berüchtigten Berliner Remmo-Clans haben am Donnerstag erneut für einen großen Polizeieinsatz gesorgt. Am Nachmittag rückten Einsatzkräfte an der Villa von Clan-Chef Issa Remmo im Neuköllner Ortsteil Alt-Buckow an. Sie mussten die Einhaltung der Corona-Eindämmungsregeln durchsetzen.

Bereits seit der Nacht von Montag zu Dienstag ist die Polizei mit den Angehörigen des Clans beschäftigt. Eine Angehörige war in der Nacht ins Urban-Krankenhaus in Kreuzberg gebracht worden, sie verstarb am Donnerstagmorgen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, soll es sich um die Mutter von Issa Remmo handeln. Der wies die Darstellung zurück und erklärte dem Tagesspiegel, es handle sich um ein Familienmitglied.

Zu viele Menschen auf dem Clan-Anwesen

Mehrere Dutzend Angehörige, in der Spitze bis zu hundert, hatten sich mehrere Tage lang vor dem Krankenhaus versammelt. Die Polizei musste mehrfach eingreifen, um die Abstandsregeln durchzusetzen, die Zufahrt freizuhalten oder um zu verhindern, dass größere Gruppen das Krankenhaus betreten. Am Donnerstag gab es dann Ansammlungen am Richardplatz, dort hat ein Bestatter seinen Sitz.

Danach nahmen die Einsatzkräfte der Polizei auf dem Clan-Anwesen in Alt-Buckow die Personalien von 47 Menschen auf und leiteten Ermittlungen wegen Verstößen gegen die Eindämmungsverordnung ein. Die erlaubt für Trauerfeiern „Zusammenkünfte im privaten und familiären Bereich von bis zu 20 Personen“.

Polizei bereitet sich auf die Beerdigung vor

Die Berliner Polizei bereitet sich – wie berichtet - auf eine Beerdigung unter Corona-Bedingungen vor. Der Polizei steht ein heikler Einsatz bevor. Denn die Erfahrung zeigt, dass Beerdigungen bei deutsch-arabischen Großfamilien meist weitaus größer ausfallen.

Vor zwei Jahren begleiteten sogar 2000 Trauergäste in Schöneberg den Sarg des erschossenen Intensivtäters Nidal R., der nicht zum Remmo-Clan gehörte.

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Während die Polizei vor dem Krankenhaus auf Deeskalation setzte und Grüppchenbildung trotz Abstandsregeln duldete, will sie bei der Beerdigung an einem der nächsten Tage weniger nachsichtig sein. „Wir werden klar auf die Einhaltung der Eindämmungsverordnung achten“, kündigte ein Sprecher an.

Schon im Vorfeld sei der Familie die Rechtslage mehrfach deutlich gemacht worden. Es soll gar nicht erst der Eindruck entstehen, als würde mit zweierlei Maß gemessen, heiß es. Zwar habe die Polizei Verständnis für die Trauer und die Suche nach Trost im Verwandtenkreis. Aber die aktuellen Infektionsschutzregeln träfen auch für Beerdigungen zu.

Verfolgungsjagden in Neukölln

Infolge der Einlieferung der nun verstorbenen Familienangehörigen ins Krankenhaus laufen zudem weitere Ermittlungen. Nachdem die Frau in der Nacht zu Dienstag in die Klinik gebracht wurde, kam es zu Verfolgungsjagden zwischen der Polizei und flüchtenden Clan-Mitgliedern in Neukölln.

Mehr zum Thema

Zwei Autos waren auf dem Weg zum Krankenhaus. Gegen 1 Uhr fuhr der Fahrer eines Porsches durch eine Geschwindigkeitskontrolle der Polizei auf der Hermannstraße. Als ein Polizist den Wagen stoppen wollte, gab der Fahrer Gas und fuhr auf den Beamten zu, der zur Seite sprang. Das Auto prallte dabei gegen die Polizeikelle. Der Porschefahrer raste davon, überfuhr zwei rote Ampeln und konnte die Polizei abschütteln.

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Wenige Minuten später versuchte auch ein 18-jähriger Fahrer eines VW der Polizeikontrolle zu entkommen, indem er beschleunigte, auf den Polizisten zufuhr, ihn zum Wegspringen zwang und davon raste. Der Polizist wurde leicht an der Hand verletzt. Diesmal konnte die Polizei den Wagen aber einige Kilometer weiter, in der Nähe des Krankenhauses, stoppen. Dabei rammte der 18-Jährige ein Polizeiauto.

Das erwartet die Fahrer jetzt

Den Porsche hat die Polizei inzwischen sichergestellt, sein Fahrer wird noch ermittelt. Ihn erwarten dieselben Vorwürfe wie die VW-Fahrer: ein Verfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, gefährlicher Körperverletzung und eines verbotenen Autorennens, als das eine rücksichtslose Flucht vor der Polizei inzwischen auch geahndet werden kann.

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