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Auch in Kliniken werden Ergo- und Physiotherapeuten gebraucht.

© Kitty Kleist-Heinrich

Exklusiv

Nach Therapeuten-Streik: Senat will Charité-Tochter auflösen

Der Regierende Bürgermeister gibt im Konflikt mit der Gewerkschaft Verdi nach: Die Therapeuten der Charité sollen im Stammhaus eingegliedert werden.

Der seit Monaten dauernde Arbeitskampf der Charité-Therapeuten dürfte diese Woche enden. Der Charité-Vorstand wird die Ergo- und Physiotherapeuten wohl ins Stammhaus eingliedern – und so der Forderung der Gewerkschaft Verdi nachkommen. Nach Tagesspiegel-Informationen will der Regierende Bürgermeister kommende Woche im Senat beschließen lassen, dass das Land die Charité auffordert, auf „konzernfremde Aufgabenauslagerungen oder Drittleistungen“ zu verzichten.

Fast 120 Therapeuten erhalten mehr Lohn

Vorausgegangen war dem ein Beschluss im Abgeordnetenhaus, für die Charité – die unter hohem Modernisierungsdruck steht – zusätzliche Mittel auszuschütten. Die Charité ist eine landeseigene Universitätsklinik, der Vorsitzende des Aufsichtsrates ist Senatschef Müller. Ein Sprecher der Senatswissenschaftsverwaltung bestätigte den Vorgang, Details nannte er nicht.

Fast 120 Therapeuten der Charité-Tochterfirma CPPZ erhalten bis zu 800 Euro weniger Lohn als deren Kollegen im Stammhaus. Ab Jahresbeginn 2020 werden die CPPZ-Mitarbeiter wohl als reguläre Abteilung der Charité beschäftigt werden – unter den Bedingungen des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes (TvöD). Weil die Löhne der Therapeuten damit höher sein werden, steigen die Personalkosten der Charité um fast 1,8 Millionen Euro im Jahr.

Charité-Chef Einhäupl hat Verständnis für die Streikenden

„Ich verstehe die Streikenden bei der CPPZ“, hatte Charité-Chef Karl Max Einhäupl vor wenigen Tagen gesagt. „Bei den steigenden Kosten in Berlin kann man von diesen Löhnen nicht leben.“ Die Charité aber brauche Einnahmen, um die Therapeuten besser zu bezahlen. Derzeit vergüteten die zuständigen Krankenkassen viele Tätigkeiten kaum: Die Fallpauschalen für die Behandlungen orientieren sich an Durchschnittswerten, komplexe Fälle, wie sie in der Charité behandelt werden, würden nicht ausreichend vergütet.

Der Senat hatte Einhäupl signalisiert, dass er die Klinik an anderer Stelle unterstützen werde. So verpflichtet sich die Landesregierung nun dazu, der Charité in den Jahren 2018 und 2019 mit insgesamt 30 Millionen Euro zusätzlich für Neubau und Technik zu helfen. Dies hatte das Abgeordnetenhaus im Nachtraghaushalt beschlossen. Der Verdi-Verhandler Kalle Kunkel sagte am Dienstag, man wolle die kommende Woche abwarten, die Aussicht auf eine Wiedereingliederung sei aber sehr begrüßenswert.

Einhäupl hatte immer wieder auf die knappen Kalkulationen in der Charité verwiesen. Die Klinik verbuchte bei 1,8 Milliarden Euro Jahresumsatz zuletzt gerade noch 800.000 Euro Plus. Schon der Rückkauf der teilprivatisierten Tochterfirma CFM kostet die Charité 4,2 Millionen Euro extra im Jahr.

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