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Ryanair hat seine Flugzeugflotte am BER schon verkleinert.

© dpa / Patrick Pleul

Nach Teilrückzug von Easyjet: Ryanair droht BER mit teuren Flügen

Ryanair fordert vom BER geringere Flughafengebühren. Falls die Entgelte nicht gesenkt werden sollten, könne man höhere Flugpreise nicht verhindern.

Die irische Fluggesellschaft Ryanair warnt vor teureren Flügen in der Hauptstadtregion, falls am Willy-Brandt-Airport in Schönefeld die Entgelte nicht gesenkt werden. Das geht aus einem Statement der Zentrale der Airline auf eine Tagesspiegel-Anfrage zum weiteren Ryanair-Vorgehen am Standort nach dem angekündigten Teilrückzug von Easyjet hervor.

Der verschärft die ohnehin angespannte Finanzlage des Flughafens, der auf eine 1,7-Milliarden-Hilfe seiner Eigner Berlin, Brandenburg und Bund angewiesen ist.

„Die deutsche Regierung und der Flughafen Berlin-Brandenburg sollten jetzt handeln, um wettbewerbsfähige Flughafenentgelte zu schaffen und einen weiteren Rückgang des Wettbewerbs, weniger Auswahl und höhere Flugpreise für die Berliner Bevölkerung zu verhindern, wie der teilweise Rückzug von EasyJet beweist“, erklärte Ryanair.

Der Low-Cost-Carrier hat hier nach eigenen Angaben seine Präsenz von 13 Flugzeugen in Schönefeld und Berlin-Tegel vor der Pandemie und vor der BER-Eröffnung auf inzwischen neun Flugzeuge reduziert.

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Diese geringere Präsenz sei auf die 50-prozentige Erhöhung der Flughafenentgelte zurückzuführen, „die zwar vorhersehbar war, nicht aber in dem Ausmaß, zumal das Verkehrsaufkommen eingebrochen ist.“

Und: „Das Fehlen von Wachstumsanreizen in Berlin steht in krassem Gegensatz zu den anderen deutschen Flughäfen, an denen Ryanair tätig ist“. Dort seien „diskriminierungsfreie Anreizsysteme eingeführt worden, um die Erholung des Verkehrs, der lokalen Wirtschaft und der durch die Pandemie verlorenen Arbeitsplätze zu fördern.“

BER ist Deutschlands größte Ryanair-Basis

Ryanair ist aus Kostengründen in Deutschland – der BER ist bereits eine Ausnahme – fast ausschließlich an kleineren Flughäfen vertreten, etwa Bremen, Stuttgart-Memmingen, Hamburg, Düsseldorf oder Dresden. So hatte sich Ryanair Anfang 2022 von Frankfurt am Main wegen zu hoher Gebühren zurückgezogen, dafür in Nürnberg eine neue Basis eröffnet. Auch in Brandenburg hatten die Iren einmal versucht, Neuhardenberg anfliegen zu dürfen, was am Veto der Regierungen und dem Verweis auf das Single-Airport-Konzept scheiterte. Zwar betont die Flughafengesellschaft, dass die BER-Entgelte auf dem Niveau größerer Flughäfen liegen, also etwa Frankfurt am Main oder München.

Doch diese Airports haben als Lufthansa-Drehkreuze und Interkontinentalflughäfen auch ein anderes Einnahmeniveau als der Flughafen der Hauptstadtregion, wo das starke Wachstum im letzten Jahrzehnt vor der Corona-Pandemie auf 35,6 Millionen Passagiere (2019) vor allem auf Low-Cost-Carrier zurückzuführen war.

Flughafengebühren seien nicht wettbewerbsfähig

Für Experten kommt die Entwicklung nicht überraschend.

So warnte der frühere Kölner Flughafenchef Michael Garvens schon im November 2021, dass die dominierende Rolle von Low-Cost-Airlines mit den hohen BER-Entgelten kollidiert.

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Die maximale Gebührenhöhe werde anders als früher nicht mehr von den Kosten, sondern durch den Wettbewerb vom durchschnittlichen Ticketpreis bestimmt, sagte Garvens in einem Interview mit dem Fachmagazin „Airliner“.

Berlin habe traditionell die geringsten Erträge pro verkauftem Ticket. Wenn hier Airlines rund 50 Prozent auf den Tisch legen müssen, „Start- und Landegebühren, Abfertigungs-, Sicherheitsgebühren, An- und Abfluggebühren für die DFS oder auch die Luftverkehrssteuer“, dann sei das „nicht mehr ausreichend, um die Strecke wirtschaftlich zu betreiben.“

Garvens prophezeite, dass dies letztlich dazu führen würde, „dass die Airlines ihre Streckennetze am BER drastisch zusammenstreichen“. Welche Strecken von Berlin aus ab Winter 2022 aufgegeben werden, hat Easyjet bislang nicht mitgeteilt.

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