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Kimo von Rekowski gehört zu den Dixons, die „The Haus“ Ende 2017 mehr als 70.000 Besucher anlockten.

© Kitty Kleist-Heinrich

Nach Streetart-Ausstellung „The Haus“: Berliner Künstlergruppe Dixons startet neues Projekt

„The Haus“ startete in einer alten Bankfiliale in der City-West, nun eröffnen die Macher eine Mischung aus Restaurant und Museum in Kreuzberg.

Noch wirkt das Restaurant in der Kreuzberger Graefestraße wie eine gewöhnliche Tapas-Bar, die ein paar Wochen lang saniert wird. Schon bald soll hier allerdings „das nächste große Ding“ eröffnen: „The Haus“, eine Mischung aus Restaurant und Graffitimuseum.

Unter dem gleichen Namen verwandelte die Berliner Künstlergruppe Dixons bereits vor drei Jahren gemeinsam mit 165 Künstlern eine leerstehende Bankfiliale am Kurfürstendamm in die größte temporäre Streetart- und Graffitiausstellung der Stadt. Nun soll „The Haus“ wiederauferstehen, mit Erinnerungsstücken und „Kunstkulinarik“. Die Eröffnung ist für Ende Juni geplant.

Streetart- und Graffiti-Künstler, die auch an „The Haus“ beteiligt waren, haben in den vergangenen Wochen die Räume der ehemaligen Tapas-Bar umgestaltet. Wer durch die rote Glastür in das Restaurant tritt, begibt sich in eine Welt voller bunter Farben und Urban Art. Direkt am Eingang, links neben der Bar, hat etwa der Berliner Künstler Isakov die Wand mit architektonischen Gebilden aus Linien, Dreiecken und Kreisen in Blau-, Lila- und Orangetönen bemalt.

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Kimo, einer der Dixons, führt an der Bar vorbei in den hinteren Bereich. Über einem Torbogen sieht man das Bild eines sich in Pixel auflösenden Mannes, rosa Hemd in dunklem Anzug, der in einem braunen Ledersessel sitzt. Gezeichnet wurde es von dem Berliner Trio Innerfields.

Im hinteren Bereich hat der Graffitikünstler HRVB von der „Weird-Crew“ knallbunte Comicfiguren hinterlassen. In einem Wandregal stehen Überbleibsel von Original-Kunstwerken aus „The Haus“.

Per VR-Brille ins Kunst-Paralleluniversum

Über eine schmale Treppe geht es in einen kleineren, separaten Raum. Hier sollen Gäste künftig per Virtual-Reality-Brille noch einmal durch das Kunst-Paralleluniversum in der ehemaligen Bankfiliale flanieren können, das zwischen April und Mai 2017 mehr als 70.000 Besucher anzog und regelmäßig für endlose Schlangen sorgte.

Die Dixons träumen von einem Szenetreffpunkt, einem erweiterten Wohnzimmer der Berliner Streetart-Künstler.
Die Dixons träumen von einem Szenetreffpunkt, einem erweiterten Wohnzimmer der Berliner Streetart-Künstler.

© promo

Neben der Bar führt eine Treppe nach unten. Im Keller befindet sich ein Loungebereich mit einer weiteren Bar, in dem der Tape-Art-Künstler Dino ein braunes Piano mit geometrischen Strukturen aus weißem Klebeband gestaltet hat. Eine Sammlung von Büchern über Graffiti und Street-Art soll dort zu einer Bibliothek werden.

Auch die Gerichte sollen bunt werden

Nicht nur die Wände, auch die Gerichte sollen bunt werden. „Wir wollen den künstlerischen Gedanken nicht nur im Visuellen haben, sondern auch im gesamten Erlebnis, im Essen fortsetzen“, sagt Jörn von den Dixons. Auf der Speisekarte steht Hausmannskost von Hühnerfrikassee bis zum „DDR-Klassiker“ Tote Oma, von Königsberger Klopsen bis Spätzle.

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„Mit Soßen, Farben, Gewürzen und Strukturen wollen wir Kunst auf den Teller bringen“, sagt Kimo. Dann werde das Kartoffelpüree am Ende vielleicht lila. Benannt werden die Gerichte nach den Künstlern, die die Rezepte beigesteuert oder zumindest inspiriert haben – gekocht wird dann von einem professionellen Koch, der auch bereits bei „The Haus“ mitgewirkt hat.

Im neuen Restaurant soll es neben Spätzle auch DDR-Klassiker wie Tote Oma geben.
Im neuen Restaurant soll es neben Spätzle auch DDR-Klassiker wie Tote Oma geben.

© promo

Die Karte soll saisonal wechseln – und auch die Gestaltung des Restaurants. Ein paar Wochen pro Jahr wollen die Dixons die Räume schließen und neue Kunst an die Wände bringen. Neben einem Mittagstisch und Abendkarte auf Reservierung soll es Führungen von Graffitikünstlern geben, auch verschiedene Veranstaltungen sind geplant.

„The Haus“ als neues Szene-Wohnzimmer

Die Dixons träumen von einem Szenetreffpunkt, einem erweiterten Wohnzimmer der Berliner Streetart-Künstler, einer Institution. Von Hip-Hop-Flohmarkt bis Kräutergarten für die Kinder der Kita nebenan ist die Liste der Ideen lang.

Die Dixons sind sich ihrer Rolle in der Berliner Streetart-Szene bewusst – neben „The Haus“ sind sie für das bisher einzige Berliner Streetartfestival „Berlin Muralfest“ verantwortlich und arbeiten parallel an einem Autokino in Neukölln. Das Restaurant soll zur Plattform für alle Projekte werden, die sie bislang in der Stadt realisiert haben.

„Was man hier definitiv mit nach Hause nimmt, ist ein persönlicher Eindruck von dieser Geschichte, die die Dixons über Berlin zu erzählen haben“, sagt Jörn. Dieser persönliche Eindruck soll bis hin zu eigens gestalteten Tellern, Toilettenpapier und einem jährlichen Buch mit den Rezepten und Bildern der Künstler und ihrer Werke reichen. „Wenn die Leute herkommen, um unser Klopapier zu klauen – dann haben wir alles richtig gemacht“, sagt Kimo.

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