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Die Spree am Heizkraftwerk Charlottenburg. Hinter den Gebäuden rechts soll das neue Quartier entstehen.

© Cay Dobberke

Nach Scheitern der „Werkbundstadt Berlin“: Bürgerbeteiligung für neues Bauprojekt am Spreeufer startet

Neben dem Heizkraftwerk Charlottenburg sollte die „Werkbundstadt Berlin“ entstehen, doch das Projekt scheiterte. Wird der Nachfolger die Ziele erhalten?

Aus dem gescheiterten Modellprojekt „Werkbundstadt Berlin“ neben dem Heizkraftwerk Charlottenburg, zwischen der Spree und der Quedlinburger Straße, machen Investoren das Bauvorhaben „Am Spreebord“. Soeben hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf das Bebauungsplanverfahren und die Bürgerbeteiligung für das bisherige hässliche Öltanklager gestartet.

Seit Montag liegen die Akten öffentlich im Stadtplanungsamt aus. Am Sonnabend ab 11 Uhr folgt eine Informationsveranstaltung auf der Mierendorff-Insel im Gebäude der Universität der Künste an der Mierendorffstraße 30.

Im Wesentlichen führe man die ökologischen und sozialen Ideen des Werkbunds fort, heißt es von der Projektgesellschaft, hinter der die Münchener Investa Real Estate und Baywobau stehen.

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Im vorigen Herbst hatten sich der Werkbund Berlin und die Grundstückseigentümer zerstritten wegen der Frage, wie kommerziell das Projekt sein darf. Statt 1100 „bezahlbarer“ Wohnungen sind jetzt 550 bis 600 Wohnungen geplant. Ob Eigentumswohnungen dazu gehören und wie hoch die Mieten liegen könnten, will Geschäftsführer Harald Großkinsky von der „Am Spreebord Projektmanagement GmbH“ noch nicht sagen. Dafür sei es viel zu früh. Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) wünscht sich „einen möglichst hohen Mietanteil“. Klar ist zumindest, dass 30 Prozent der Wohnungen nach dem „Berliner Modell“ der Landesregierung als Sozialwohnungen entstehen müssen.

So stellt sich das Architektenbüro Ingenhoven architects die Nutzungen vor.
So stellt sich das Architektenbüro Ingenhoven architects die Nutzungen vor.

© promo

Der Anteil von Büros und anderem Gewerbe soll auf 40 Prozent der Fläche steigen. Ein Lärmgutachten ergab, dass es direkt neben dem Kraftwerk, im Westen des Grundstücks, zu laut zum Wohnen sei.

Sozial und ökologisch soll das Quartier zukunftsweisend werden

Angedacht ist außerdem ein „Sozialcampus“ auf einem Zehntel des Areals neben der Quedlinburger Straße – etwa für betreutes Wohnen, ein Familienzentrum oder eine „Kiezkantine“. Diese Idee geht auf Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) zurück. Außerdem soll das neue Quartier (ähnlich wie zuvor von Architekten des Werkbunds geplant) ökologisch zukunftsweisend werden. Zum Konzept gehören eine große Grünanlage, Dachgärten, Carsharing und 1600 Fahrradstellplätze. Laut Großkinsky wird es keinen Autoverkehr geben, dafür aber einen öffentlichen Fußgängerweg.

Schön ist anders. Das Öltanklager an der Quedlinburger Straße.
Schön ist anders. Das Öltanklager an der Quedlinburger Straße.

© Cay Dobberke

Die ersten Entwürfe sind reine Massemodelle. Sie stammen aus dem Büro Ingenhoven architects, das ursprünglich gemeinsam mit mehr als 30 weiteren Architekten am Konzept der „Werkbundstadt“ beteiligt war. Die geplanten Häuser haben die Form unregelmäßiger Fünf- und Sechsecke und sollen mindestens 20 bis 65 Meter hoch werden. Gerne würden die Investoren einzelne Gebäude auch 90 Meter oder höher bauen. Das sei eine der „noch offenen Fragen“, sagt Baustadtrat Schruoffeneger. Die Bauhöhe wirke sich darauf aus, wie groß die begrünten Freiflächen werden können.

Noch nicht gesichert scheint der „Sozialcampus“. Die Investoren wollen ihn teilweise anrechnen lassen auf die Zahl der Sozialwohnungen. Andernfalls „kann das auch wegfallen“, sagte Projektleiter Großkinsky.

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