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Der Bettenturm am Charité-Campus in Berlin-Mitte.

© imago/Jürgen Ritter

Exklusiv

Nach Pandemie-Krisenmodus: Berliner Charité beendet Notbetrieb – und sammelt Blutspenden für die Ukraine

Berlins Universitätsklinik holt Operationen nach, die wegen der Coronakrise verschoben wurden. Inzwischen werden Patienten aus der Ukraine versorgt.

In der Berliner Charité endet der coronabedingte Notbetrieb. Die landeseigene Universitätsklinik arbeite seit diesem Mittwoch fast auf präpandemischen Niveau, sagte der Charité-Vizechef Martin Kreis dem Tagesspiegel: „Die Zahl der Operationen ist fast so hoch wie vor der Pandemie, sie liegt derzeit bei rund 90 Prozent.“

Wegen der „immer noch deutlich spürbaren Zahl an Covid-19-Patienten“ arbeite man noch mit leicht reduziertem Programm, sagte Kreis. Auch hätten sich viele Pflegekräfte krank oder wegen Quarantäne abmelden müssen. Kreis ist für die Krankenversorgung der Klinik zuständig.

Noch werden 80 Covid-19-Intensivfälle und 120 mit Corona infizierte Patienten auf Normalstationen in der Charité versorgt. Die Rettungsstellen der Klinik in Wedding, Mitte und Steglitz waren immer für Notfälle offen, auch zeitkritische Operationen führten Charité-Ärzte während der Coronakrise durch.

„Nun informieren unsere Ärzte jene Patienten, deren Behandlungen wegen des Notbetriebes verschoben werden mussten“, sagte Kreis. „Wer von sich aus auf einen nötigen Besuch in der Charité verzichtet hatte, sollte sich bei uns melden.“ Hunderte Eingriffe müssen internen Schätzungen zufolge in den nächsten Wochen nachgeholt werden.

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Der Charité-Vorstand hatte im November 2021 wegen den Notbetrieb angekündigt und alle planbaren Operationen verschoben. Damals grassierte die Delta-Virusvariante. Die Charité verfügt über vier Standorte, insgesamt circa 19.000 Beschäftigte und 3000 Betten.

Zweistellige Zahl ukrainischer Patienten in Charité-Rettungsstellen

Charité-Ärzte bereiten sich seit Tagen auch auf Patienten aus der Ukraine vor. In dieser Woche sei in den Charité-Rettungsstellen eine „zweistellige Zahl“ ukrainischer Patienten versorgt worden, sagte Kreis. Weil in der Ukraine absehbar Blutkonserven gebraucht würden, habe man in der Großklinik zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz eine Kampagne gestartet.

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„Unsere Beschäftigten können unkompliziert Blut spenden, die Reserven werden dann in die Ukraine transportiert“, sagte Kreis. „Über den Bedarf an Medikamenten, Sanitätsartikeln und Geräten sprechen wir uns mit dem Bundeskanzleramt ab, damit zusammengestellt wird, was wirklich gebraucht wird.“

Zudem stellt die Charité in der Reinickendorfer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge das Fachpersonal für die medizinische Versorgung. Dort finden die notwendigen Untersuchungen statt, darunter Tuberkulose-Screening und Impfungen.

Wie berichtet hatten die ebenfalls landeseigenen Vivantes-Krankenhäuser am Dienstag eine Fracht mit Medikamenten und Verbandsmaterial über Polen in die Ukraine geschickt. Die frühere ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko war 2014 in der Charité behandelt worden. Damals war der Konflikt um die politische Ausrichtung des Landes eskaliert. Seitdem versorgten Berlins Hochschulmediziner auch russische Oppositionelle.

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