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Ein Plakat des Berliner Vereins "Gesicht Zeigen".

© Promo

Nach Immobiliengeschäft: Berliner Verein "Gesicht Zeigen!" vor die Tür gesetzt

Die Geschäftsstelle einer antirassistischen Initiative muss ihre bislang mietfreien Büros räumen. Trotz prominenter Hilfe gibt es bisher keinen Ersatz.

Von Markus Lücker

Eigentlich ist Sophia Oppermann niemandem böse. Immerhin zehn Jahre lang konnte der von ihr mitgeleitete Verein „Gesicht Zeigen!“ gratis auf 400 Quadratmetern arbeiten. Kernthema des Vereins ist der Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt. Prominente Unterstützer sind unter anderem die ARD-Talkerin Anne Will, „Morgenmagazin“-Moderatorin Dunja Hayali und die Schauspielerin Iris Berben.

Ende Mai ist Schluss mit dem kostenfreien Arbeitsplatz. Die Geschäftsstelle des Vereins muss ihre Büros räumen. Die befinden sich in einer ehemaligen Filiale der Dresdner Bank in einer Einkaufspassage am Ostbahnhof. Und noch gibt es keine neue Unterkunft.

Der bisherige Besitzer, die Commerzbank, hat die Räume im letzten Jahr an die Kölner Investmentgesellschaft Art-Invest Real Estate verkauft. Die haben nicht nur das alte Bankgebäude übernommen, sondern die gesamte dazugehörende Einkaufspassage. Geplant ist eine Aufwertung der Ladengeschäfte.

Die Commerzbank war es auch, die bislang die Kosten für die Büroräume bezahlt hat. „Das war spektakulär großartig, weil wir unsere Spenden und Fördergelder nicht für Mieten verwenden mussten, sondern in Projekte stecken konnten“, sagt Oppermann. Im November 2017 kam dann aber die Kündigung von Art-Invest.

Altkanzler Gerhard Schröder und Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye unterstützten Sophia Oppermann.
Altkanzler Gerhard Schröder und Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye unterstützten Sophia Oppermann.

© Miguel Villagran/picture alliance/dpa

Zwar kann "Gesicht Zeigen!" auch weiterhin bis Mai kostenfrei die Räume nutzen, doch ein großer Teil der Budgetkalkulation für dieses Jahr musste wieder umgeschmissen werden. Der Verein wird unter anderem vom Bundesministerium für Familie und dem Justizministerium gefördert. Geld ist also nicht das größte Problem.

Die Unsicherheit resultiert aus der eigenen Planung. Ende 2017 waren viele Förderanträge bereits ausgefüllt und versandt. Der Kostenfaktor Miete war darin aber nicht vorgesehen.

Bis 2019 die neuen Fördergelder kommen, halte man zwar durch, „aber nur, wenn wir ein günstiges Angebot für neue Räume finden.“ Die Hilfsbereitschaft sei groß. Täglich würden Mails eintreffen, teils mit konkreten Angeboten. Die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, Katrin Lompscher (Linke), habe bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften angefragt, erklärte Oppermann.

Auch die Commerzbank habe angeboten, mit Kontakten in der Stadt auszuhelfen. Bis jetzt habe man aber noch nichts Passendes gefunden. Laut Oppermann sind die Räume bislang entweder zu klein oder zu teuer. „Wir können keine 20 Euro pro Quadratmeter bezahlen.“ Man sei niemandem böse – „nur die Gesamtsituation ist dann doch schwierig“.

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