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Großeinsätze in Hochhäusern müssen schon bei der Bauplanung bedacht werden.

© dpa

Nach Großbrand in London: So schützt die Feuerwehr Berlins Hochhäuser

Feuer im 20. Stock. Ein Horrorszenario. Die Berliner Feuerwehr erklärt, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll und wie sie selbst agiert.

Der Albtraum eines jeden Menschen: Man wacht auf, mitten in der Nacht und es riecht nach Rauch. Dazu befindet man sich im 20. Stock eines Wohnhauses, wie etwa dem Wohnhochhaus Ideal in der Gropiusstadt. 31 Stockwerke, 228 Wohnungen, 90 Meter hoch, das höchste Wohnhaus Berlins.

Nach dem Großbrand in dem Hochhaus in North Kensington in London fragt man sich vor allem, ob das auch hier passieren kann und wenn ja, wie soll die Feuerwehr einem Brand in so großen Komplexen Herr werden und wie kommt man als Bewohner da raus, aus den oberen Stockwerken.

Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr beruhigt erstmal. Einen solchen Brand, wie in London, habe es in Berlin noch nie gegeben und er hält ihn auch nicht für wahrscheinlich. Die Anwohner berichteten vergangenes Jahr von Baumängel am Gebäude, von schlechtem Brandschutz. Der Berliner Brandschutzexperte Reinhard Eberl-Pacan vermutet, dass die Wärmedämmung in dem Hochhaus in Brand geraten ist. In Deutschland dürften bei Hochhäusern, also Gebäuden ab 22 Meter, nur nicht entflammbare Materialien eingesetzt werden. 

So verhält man sich im Brandfall richtig

Aber egal ob Brand im Hochhaus oder im Altbau. Das richtige Verhalten kann Leben retten. "Wenn es in der eigenen Wohnung brennt, sollte man diese sofort verlassen", erklärt der Feuerwehrsprecher, dann folgt ein großes aber: "Brennt es im Treppenhaus oder beim Nachbarn und es ist kein Rauch in der eigenen Wohnung, sollten Bewohner die Tür geschlossen halten und in der Wohnung auf die Einsatzkräfte warten". Leichter gesagt als getan, aber falsche Reaktionen können zu tragischen Ergebnissen führen. 2005 starben neun Menschen in Moabit an einer Rauchgasvergiftung, ausgelöst durch einen Fluchtversuch durch das verrauchte Treppenhaus.

Damals hat die Feuerwehr viel in Prävention investiert. Die Merkblätter „Wie verhalte ich mich im Brandfall?“ wurden in deutsch, türkisch, englisch, russisch, serbokroatisch, polnisch und französisch verfasst. Sie stehen auf der Internetseite der Feuerwehr (www.berliner-feuerwehr.de) und liegen in den Feuerwachen aus. Das Feuer in der Ufnaustraße war die schwerste Brandkatastrophe in Berlin seit den vierziger Jahren.

Richtlinie für Gebäude über 22 Meter

Das es seither nicht mehr zu solchen Tragödien gekommen ist, liegt auch an den strengen Brandschutzvorschriften - gerade für Hochhäuser. In Deutschland gibt es die sogenannte Muster-Hochhaus-Richtlinie (nachzulesen hier) und die Feuerwehr sitzt in allen Baugenehmigungsverfahren der Stadt mit zwei Experten. Sie sehen sich die Entwürfe der Architekten an und bewerten, ob sie bei Bränden in den Gebäuden problemlos löschen und retten könnten. Das letzte Wort liegt zwar beim Prüfingenieur, doch das dieser Empfehlungen der Brandexperten ignoriert, sei äußerst unwahrscheinlich, sagt der Sprecher. Bei Hochhäusern geht es vor allem darum, bereits beim Bau an den Ernstfall zu denken.

Bei so hohen Gebäuden, wie etwa dem Wohnhochhaus Ideal mit den hunderten Bewohnern, können die Drehleitern der Feuerwehr wenig ausrichten. Sie reichen nur aus, um Leute aus Gebäuden unter 22 Meter zu retten. Für alles, was größer ist, muss ein Sicherheitstreppenhaus eingebaut werden.

"Darüber können sich die Menschen in Sicherheit bringen und die Feuerwehr bekommt Zugang zu allen Stockwerken", wie der Feuerwehrsprecher erklärt. Der Zugang zu diesen Flucht- und Rettungswegen befindet sich in jeden Stock, meist am Flurende, niemals gehen Wohnungen direkt davon ab. Die Hausverwaltung muss regelmäßig kontrollieren, dass dort nichts abgestellt wird. In modernen Hochhäusern gibt es auch Fahrstühle, die nur von der Feuerwehr benutzt werden und fest eingebaute Leitungen, durch die das Wasser auch in die obersten Etagen gepumpt werden kann.

Was tun, wenn es brennt?

Sieht man die Bilder aus London, denkt man allerdings: Wie soll irgendjemand dieses Gebäude noch betreten. Auch hier versucht die Feuerwehr zu beruhigen. "Wir sind nicht erst vor Ort, wenn das Gebäude in Vollbrand steht, sondern meist 15 Minuten nach Alarmierung", sagt der Sprecher. Dringt Rauch in die Wohnung ein, der Fluchtweg ist aber abgeschnitten, rät der Experte: "Man soll nochmals den Notruf 112 wählen, auch wenn die Kräfte schon da sind und löschen. Dann schildert man die Situation, sagt, wo man ist, und macht sich am Fenster bemerkbar."

In Berlin gab es 2005 einen Fassadenbrand in Pankow, sagt Experte Eberl-Pacan. Betroffen war damals zwar ein deutlich niedrigeres Gebäude, aber das Feuer habe zu einer weiteren Verschärfung der Vorschriften beim Verbauen von Wärmedämmung geführt.

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