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Wo jetzt noch Flugzeuge abheben, soll irgendwann unter anderem ein Technologiestandort sein.

© Foto: Kai-Uwe Heinrich

Nach der Schließung von TXL: Tegel soll klimaneutral werden

E.ON und die Berliner Stadtwerke setzen im künftigem Technologiepark in Tegel auf Erdwärme und Solarenergie.

Bei der Wärme- und Kälteversorgung des künftigen Forschungs- und Industriestandortes auf dem Gelände des Flughafens Tegel gehen die Initiatoren von einer ökologisch nachhaltigen Lösung aus, die zu 80 Prozent aus regenerativen Energien gespeist wird. Sowohl die „Urban Tec Republic“ als auch die Wohnanlage des Schumacher-Quartiers im Osten des heutigen Flughafens werden durch eine Mischung aus Blockheizwerken, Solaranlagen, Geothermie und Abwasserwärme über ein neues Netz versorgt. Auch für die restlichen 20 Prozent des Energiebedarfs, die in der Startphase über ein vorhandenes Gasheizwerk gedeckt werden sollen, ist mittelfristig eine klimaneutrale Lösung angestrebt.

Realisiert wird diese Wärme-Kälte-Versorgung durch ein Konsortium aus Berliner Stadtwerken und dem Energieversorger E.ON. Zusammen mit Karsten Wildberger, Vorstandsmitglied von E.ON, und Philipp Bouteiller, dem Geschäftsführer von Tegel-Projekt, präsentierte Jörg Simon, Chef der Berliner Wasserbetriebe, dem Mutterunternehmen der Stadtwerke, am Montag das Investitionsvorhaben.

Wärme aus der Tiefe. Diese Simulation zeigt, wie die „Urban Tech Republic“ auf dem heutigen Flughafen Tegel aussehen könnte.
Wärme aus der Tiefe. Diese Simulation zeigt, wie die „Urban Tech Republic“ auf dem heutigen Flughafen Tegel aussehen könnte.

© Illustration: Tegel Projekt GmbH

Die Bietergemeinschaft aus Stadtwerken und E.ON war als Sieger aus einer EU-weiten Konzessionsausschreibung hervorgegangen. Wer die Konkurrenten waren, die das Berliner Duo ausgestochen hatte, wollten Wildberger und Simon nicht sagen. Die auf 60 Millionen Euro geschätzte Gesamtinvestition wird teilweise fremdfinanziert, teilweise wird Eigenkapital eingesetzt. Die Unternehmen gehen offenbar außerdem von Fördergeldern in erheblichem Umfang aus, da die beiden Partner an Eigenmitteln jeweils im einstelligen Millionenbereich bleiben wollen. Infrage kommen Gelder aus EU-Mitteln, aber auch aus nationalen und Berliner Fördertöpfen.

Das größte industriepolitische Projekt der Stadt

Bouteiller bezeichnete die künftige Urban Tec Republic, die nach der Schließung des Flughafens Tegel auf fünf Quadratkilometern entstehen soll, als das größte industriepolitische Projekt der Stadt für die nächsten 20 Jahre. Er geht weiter davon aus, dass der neue Flughafen BER im Oktober 2020 eröffnet wird, und Tegel sechs Monate später geschlossen werden kann. Baubeginn könnte dann im Sommer 2021 sein, mit der Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme – Gewerbe, Forschung und Wohnraum für 5000 Menschen – sei dann innerhalb von drei bis fünf Jahren zu rechnen. Aus der Sicht Bouteillers und der Vorstände von Stadtwerken und E.ON wird in Tegel eine energetische Lösung für die Stadt von Morgen entwickelt. Das Wärme-Kälte-Versorgungsnetz sei mit einer Länge von zehn Kilometern das umfangreichste weltweit. Da es im Niedrigtemperaturbereich betrieben werde – nicht wärmer als 40 Grad – seien auch die Energieverluste bei der Übertragung gering. Berlin sei mit dieser Investition auf einem guten Weg, bis 2050, wie geplant, eine klimaneutrale Stadt zu werden.

Aus dem geplanten Wärme-Kälte-Netz können alle Unternehmen sowohl Energie entnehmen als auch welche einspeisen. So kann die im Gewerbe entstehende Prozesswärme genutzt werden. Einen Anschlusszwang, so Bouteiller, gebe es nicht. Wer nachweisen könne, dass seine eigene Energieversorgung nachhaltiger sei als die vom Betreiber angebotene, könne darauf zurückgreifen.

Bei einer öffentlichen Konferenz wird am Dienstagabend über die Tegel-Nachnutzung diskutiert. Mehr Infos gibt es online unter www.berlintxl.de

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