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Georg Pazderski, Landesvorsitzender der AfD Berlin.

© Hauke-Christian Dittrich/dpa

Nach der Niederlage auf dem AfD-Bundesparteitag: Berliner AfD-Chef will Partei koalitionsfähig machen

Die Wahl zum Co-Bundessprecher der AfD hat er verloren. Georg Pazderski bemüht sich aber weiter, seinen Kurs einer pragmatisch orientierten Partei zu verteidigen.

Von Ronja Ringelstein

Er will einer von „denen da oben“ werden – den etablierten Politikern. Das wird klar, wenn man Georg Pazderski, Fraktions- und Landeschef der Berliner AfD und Mitglied im Bundesvorstand, so reden hört: „Ziel eines jeden Politikers muss das Regieren sein“, sagt er. Dabei war tragender Grundpfeiler der AfD immer ein Misstrauen gegen „die da oben“.

Am Dienstag hat Pazderski Pressevertreter ins Abgeordnetenhaus zum „Jour fixe“ geladen. Das Interesse war groß, denn am vergangenen Sonnabend war er auf dem AfD-Bundesparteitag in Hannover von den Delegierten abgestraft worden. Er sieht das anders. Es gehört zum Repertoire eines routinierten Politikers, Misserfolge in Erfolge zu drehen.

„Das Schicksal weiß es manchmal besser als wir“, ist so ein Satz. Pazderski hatte am Wochenende für den Posten des  Co-Bundessprechers kandidiert, dann hatte der rechte „Flügel“ eine Überraschungskandidatin ins Rennen geschickt, die Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein, Doris von Sayn-Wittgenstein.

Mit einer weit emotionaleren Rede sorgte die bis dahin wenig Bekannte für eine Patt-Situation in zwei Wahldurchgängen. Die beendete schließlich Alexander Gauland mit seiner Kandidatur, die anderen beiden standen zurück. Pazderski wurde Stellvertreter, nennt das einen „vollen Erfolg“.

Die AfD soll von den Grünen lernen

Seine Haltung ist in der Partei derzeit nicht mehrheitsfähig und während die sich weiter nach rechts manövriert, der „Flügel“ stärker wird, spricht der Berliner Landeschef davon, sich auf „Tag X“ vorzubereiten, wenn man Koalitionsgespräche führen wird. „Wenn sich FDP und CDU nicht mehr selbst belügen, wird ihnen klar, dass man Rot-Rot-Grün nur mit einem bürgerlichen Bündnis ablösen kann. Und das kann nur mit der AfD funktionieren“, sagt Pazderski.

Er wolle eine „vernünftige politische Ausrichtung“. Demonstrationen mit „Merkel muss weg“-Rufen seien der falsche Weg. Vielmehr müsse man von den Grünen lernen, die es geschafft hätten, „Staat und Gesellschaft so zu durchdringen, dass ihre Positionen überall präsent sind“.

Die AfD als Volkspartei

Deshalb habe er auf dem Parteitag eine „sehr inhaltliche“ Rede gehalten, gesagt, wo er mit der AfD hin wolle. Seine Kontrahentin, die wie „Kai aus der Kiste“ gekommen sei, habe nur an Emotionen appelliert. Aber der Parteitag habe gezeigt, dass an den Moderaten kein Weg mehr vorbeiführe. Das genaue Gegenteil, nämlich, dass am rechten „Flügel“ kein Weg mehr vorbeiführt, ist wohl vorherrschende Meinung.

„Vor einem halben Jahr ist Frauke Petry für die Position, die ich jetzt vertrete, wir müssen über Koalitionen nachdenken, noch gesteinigt worden“ – wenn Pazderski das sagt, vergleicht er sich mit einer tief Gefallenen in der AfD. Im April wurde Petry beim Parteitag in Köln aus der ersten Reihe verbannt, es war der konkrete Anfang vom Ende ihrer Parteikarriere. Aber Pazderski bleibt dabei, will nach oben, eine AfD als Volkspartei. Jetzt dürften einige misstrauisch werden.

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