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Union Berlin feiert mit Fans den Aufstieg.

© imago images / Matthias Koch

Nach Bundesliga-Aufstieg: Müller empfängt Union-Spieler im Roten Rathaus

Der Aufstieg der Eisernen wird heute gefeiert, in Köpenick und beim Regierenden Bürgermeister. Lesen Sie hier das Programm.

Das achte Köpenicker Weltwunder – frei nach Tagesspiegel-Autor Lothar Heinke – ist am Montagabend wahr geworden: Der 1. FC Union Berlin hat erstmals den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft. Mit einem 0:0 im Rückspiel der Relegation schickten die Eisernen den VfB Stuttgart in die 2. Liga zurück.

Am Dienstag war Durchatmen bei Union angesagt, heute steht die große Siegesfeier an, inklusive Dampferfahrt, wie Union ankündigte. Zuerst hat das Team von Trainer Urs Fischer aber noch einen Termin beim Regierenden Bürgermeister: Der hat ins Rote Rathaus geladen, wo die Mannschaft sich ins Gästebuch der Hauptstadt einträgt.

Anschließend legen die Unioner um 16 Uhr mit der "Viktoria" an der East Side Gallery in Friedrichshain ab. Während der Kahn Richtung Köpenick schippert, öffnet um 17 Uhr das Stadion An der Alten Försterei für alle, die mitfeiern wollen. Der Eintritt ist frei.

Gegen 18 Uhr geht die Mannschaft am Anleger Luisenhain in der Köpenicker Altstadt von Bord, geht zu Fuß zum Rathaus Köpenick, wo eine Siegesfeier auf dem Rathausbalkon stattfindet. Dort empfängt dann Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD). Ab 19.30 Uhr wird dann in der Alten Försterei weitergefeiert, natürlich mit den Fans. Dort treten unter anderem der Rapper Romano und die Band SDP auf.

Das war der Tag nach dem Spiel in Köpenick

Die feierten bereits am Montagabend ausgelassen den Sieg der Unioner, stürmten nach Abpfiff das Fußballfeld und freuten sich mit den Eisernen. "Wir konnten nicht schlafen, wir konnten nicht arbeiten. Wir haben den ganzen Tag nur an Union gedacht", sagte ein Union-Anhänger am Montagabend nach dem Spiel vor der Kamera des RBB. Bis in den frühen Dienstagmorgen feierten die Köpenicker gemeinsam mit Familien und Fans den Aufstieg.

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An einer Grundschule, keine 15 Minuten Fußweg von der Alten Försterei, trug am Dienstagmorgen gegen 7.45 Uhr gefühlt jedes vierte Kind – Mädchen wie Jungen – ein Trikot oder wenigstens einen Schal der Eisernen. „Eisern Union“-Rufe schallten über den Hof. Caro aus einer 3. Klasse berichtete, ihr Papa sei "erst nach Mitternacht" nach Hause gekommen.

Sie habe vier Trikots im Schrank, aber heute keines an, dann sprach sie mit einem Klassenkameraden dann über Pókemon-Sammelkarten. Ein Junge, der nach dem Aufstehen offenbar noch besonders mutig war, stand dagegen eher verstohlen am Schultor: Unter seiner Jacke blitzte ein blau-weißes Trikot mit Hertha-Emblem hervor.

Bert (39), Elke (36), Eddi (2) und Bruder Ben (5) Hoffmann aus Köpenick feiern am Morgen nach dem Aufstieg des FC Union Berlin in die 1. Bundesliga. Die Eltern waren am Vorabend im Stadion, Oma hat auf die Jungs aufgepasst.
Bert (39), Elke (36), Eddi (2) und Bruder Ben (5) Hoffmann aus Köpenick feiern am Morgen nach dem Aufstieg des FC Union Berlin in die 1. Bundesliga. Die Eltern waren am Vorabend im Stadion, Oma hat auf die Jungs aufgepasst.

© Kevin P. Hoffmann

Ein paar Straßen weiter kamen am Morgen Bert und Elke Hoffmann aus ihrer Reihenhaustür. Der 39-jährige IT-Entwickler im dunklen Anzug war auf dem Weg zur Arbeit und legte fürs Foto nochmal den Schal über. Oma hatte am Abend auf die Jungs Ben (5) und Eddi (2) aufgepasst, so konnte das Paar gemeinsam ins Stadion.

„Schon komisch, ein 0:0 so zu feiern“, so Bert Hoffmann. „Aber als der Schiri das Stuttgarter Tor aberkannt hat, hat es sich angefühlt wie ein Tor“, fand Elke Hoffmann (36), Projektassistentin im Baugewerbe. „Unglaublich schön war‘s“, fasste er den Abend zusammen. „Man hat auch viele Männer weinen sehen“, ergänzte sie.

Beide gingen nach Abpfiff hinunter auf den Rasen und beobachteten, wie einige Fans sich ein bisschen Rasen für die Ewigkeit herausrupften. Bert Hoffman, seit Jahren Dauerkartenbesitzer, meint, dass die Fraktion der Fans, die einen Aufstieg im Grunde ablehnen, über die Jahre geschrumpft sei. „Man braucht ja Ziele. Ab jetzt heißt der für uns: Klassenerhalt“.

In der "Billard-Oase 2" herrscht noch Hochbetrieb

Gegen halb neun in der Bahnhofstraße nahe dem S-Bahnhof Köpenick torkelten noch paar männliche Fans zwischen 20 und 30 umher und wollten lieber nicht angesprochen werden. Das Lokal „Billiard-Oase 2“, keinen Hort der Bürgerlichkeit, aber ein zuverlässiger 24-Stunden-Treff einiger Union-Ultras, war so voll wie praktisch alle Gäste an diesem Dienstagmorgen.

Das Lokal "Billard-Oase 2" in der Bahnhofstraße in Berlin-Köpenick hat in der Regel 24 Stunden geöffnet und ist ein Treffpunkt der Ultras des 1. FC Union. Am Morgen nach dem Aufstieg herrscht noch Hochbetrieb.
Das Lokal "Billard-Oase 2" in der Bahnhofstraße in Berlin-Köpenick hat in der Regel 24 Stunden geöffnet und ist ein Treffpunkt der Ultras des 1. FC Union. Am Morgen nach dem Aufstieg herrscht noch Hochbetrieb.

© Kevin P. Hoffmann

Man rede nicht mit der Presse, sagte ein stark tätowierter Fan mit der Statur eines Gerüstbauers, bei dem man sich im Gespräch in den Augen spiegeln kann. Er erzählte dann doch vom größten Tag in seinem Leben als Union-Fan, der er seit 36 Jahren sei. Er werde weiter durchmachen bis Mittwoch, wenn die Mannschaft Hof hält, kündigte er an. Und in der kommenden Saison werde er seinen schwerkranken Vater, Mitglied seit Gründung des Vereins, erstmals zu einem Bundesligaspiel schleppen. Wenn es sein müsse, auf dem Rücken tragend. Dann verdrückte auch er ein Tränchen.

Nichts erinnert mehr an eine wilde Nacht: Das Tor zum Stadion an der Alten Försterei" in Berlin-Köpenick am Morgen nach dem Aufstieg des 1. FC Union Berlin.
Nichts erinnert mehr an eine wilde Nacht: Das Tor zum Stadion an der Alten Försterei" in Berlin-Köpenick am Morgen nach dem Aufstieg des 1. FC Union Berlin.

© Kevin P. Hoffmann

Am Tor zum Stadion erinnerte am Dienstagmorgen nichts mehr an die rauschende Nacht. Außer Anwohnerin Rita Werschen, die schon ihre zweite Gassi-Runde mit Mischlingsrüde Jacky drehte. Sie schimpfte: „Unmöglich sowas. Nach zwei Uhr in der Nacht knallte der letzte Böller! Meine Tochter ist Krankenschwester, hatte heute Frühschicht, und konnte fast kein Auge zutun.“

Es werde immer schlimmer, meint die Dame, die seit etwa 20 Jahren in der direkten Nachbarschaft wohnt. Besonders ärgere sie, dass sie ihr Auto bei Heimspielen nicht im öffentlichem Straßenrand parken könne. "Alle zwei Wochen ist es hier voll und laut – und niemand denkt an uns", so Werschen. Derweil kamen noch zwei Fans in Sonnenbrillen vorbei – und machten ein Selfie vor dem Tor vor dem markanten Klinker-Schild zum "Stadion an der Alten Försterei“.

Hier wird es schon bald wieder zur Sache gehen. Am 16. August beginnt die nächste Saison – mit dem 1. FC Union in der ersten Fußball-Bundesliga.

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