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Wilhelm Bender.

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Update

Nach BER-Absage: Bender geht mit Flughafen-Gesellschaft ins Gericht

Die Pannenserie am Hauptstadtflughafen ist um eine Episode länger: Bender ist offensichtlich stocksauer und gibt den Verantwortlichen einen Korb. Vertraulichkeiten seien gebrochen worden und einer der Beteiligten räumt nun Fehler ein.

Der frühere Chef des Frankfurter Flughafens, Wilhelm Bender, will nach Querelen um seinen Vertrag doch nicht Chefberater am neuen Hauptstadtflughafen werden. Er sehe „keine ausreichende Gewähr dafür, dass seine Tätigkeit für den BER erfolgreich sein kann“, teilte sein Büro in Frankfurt am Main am Montag mit. In der Erklärung ging der 68-Jährige hart ins Gericht mit den Flughafen-Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und Bund: Vertraulichkeit sei mehrmals gebrochen, Verabredungen nicht eingehalten worden.

Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) räumte ein, im Umgang mit der Personalie nicht alles richtig gemacht zu haben. „Ein Mitglied des Aufsichtsrats hat sich nicht entsprechend informiert gefühlt“, sagte er am Montag in Schönefeld nach Sitzungen von zwei Aufsichtsrats-Ausschüssen. „Da greife ich mir auch an meine eigenen Nase.“ Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nannte Benders Entscheidung bedauerlich. Auf die Frage, ob Berlin die Vorstellung des Ex-Fraport-Chefs in der vergangenen Woche blockiert habe, weil Brandenburg nun für mehr Nachtruhe am neuen Flughafen eintrete, antwortete Wowereit mit „Nein“. Er sei auch davon ausgegangen, dass der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats dem Engagement Benders zustimmen würde.

Bomba sagte, erst fünf Minuten vor Beginn der Sitzung um 13.00 Uhr habe der Manager abgesagt. Er habe mit Bender einen sehr guten Vertrag ausgehandelt, der frühere Frankfurter Flughafenchef sei ihm weit entgegenkommen. Wenn jedoch in der Öffentlichkeit bekanntwerde, dass ein Mann mit Benders Erfahrung zu Konditionen eines Junior-Beraters einsteige, sei klar, dass eine Absage folge.

Die Vorstellung Benders in der vergangenen Woche war kurzfristig abgesagt worden, weil Berlin noch im Aufsichtsrat über Benders Vertrag reden wollte. Bender war in den vergangenen Wochen als Hoffnungsträger für das einstige Vorzeigeprojekt gehandelt worden. Geschäftsführer der Flughafengesellschaft wollte er zwar nicht werden, wohl aber als Berater zwei Tage pro Woche dem Technikchef Horst Amann zur Seite stehen.

Die Liste der Absagen ist inzwischen lang – und es dürfte nun immer schwieriger werden, einen Nachfolger für den geschassten Flughafenchef Rainer Schwarz zu finden, der im Januar abtreten musste. Mehrere Kandidaten, die im Gespräch waren oder sich vielleicht auch nur selbst ins Rampenlicht gebracht hatten, sagten bereits öffentlichkeitswirksam ab. Auch Benders Name war früh genannt worden. Dabei gilt in der Branche das ungeschriebene Gesetz, dass ein Kandidat „verbrannt“ ist, sobald er öffentlich gehandelt wird. So wird manchmal ein Name ins Spiel gebracht, um einen Kandidaten um seine Chancen zu bringen.

Zuletzt wurde öffentlich darüber gestritten, ob sein vorgesehenes Honorar in Höhe von mehr als 4000 Euro pro Tag angemessen sei. Der Betrag entsprach durchaus den üblichen Sätzen der Branche; Spitzenhonorare für Berater gehen bis zu 8000 Euro oder gar 9000 Euro – oder sogar noch höher. Nach Tagesspiegel-Informationen hatte der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, vor allem nach einer Intervention des Brandenburger Finanzministers Helmuth Markov (Linke) Benders Honorar zunächst auf rund 2500 Euro täglich gedeckelt.

Platzeck und Bomba hatten den Betrag deutlich erhöht.

Der Aufsichtsratsvorsitzende und Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Staatssekretär Rainer Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium hatten in den Verhandlungen mit Bender den Betrag deutlich erhöht. Berlin wollte dazu einen Beschluss der Gremien herbeiführen, ließ am vergangenen Mittwoch die öffentliche Vertragsunterzeichnung platzen – in der Hoffung, Bender trotzdem als Berater halten zu können. Die Absage wollte Senatssprecher Richard Meng am Montag nicht kommentieren. Der Bund hatte zuvor davor gewarnt, durch ein „Herummäkeln an Details“ die Verpflichtung von Bender zu gefährden. Der Bund bedauere die Absage von Bender, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Montag. Mit seinen hervorragenden Managementfähigkeiten, einem Höchstmaß an Kompetenz und Erfahrung wäre er der richtige Mann für den BER gewesen.

Wer wird nun Chefberater am neuen Hauptstadtflughafen Berlin?
Wer wird nun Chefberater am neuen Hauptstadtflughafen Berlin?

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Für das Projekt wie auch für den Aufsichtsratschef Matthias Platzeck ist es ein neuer Rückschlag. Verantwortlich dafür machte man in Platzecks Umfeld am Montag das Agieren Berlins und des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) bei der öffentlichen Honorardebatte. „Ich bedaure die Absage von Herrn Bender, nehme sie aber mit Respekt zur Kenntnis“, sagte Platzeck. „Der Schritt ist angesichts der medialen Debatte der letzten Tage nachvollziehbar.“ Es sei „in Anbetracht der Gesamtsituation bei diesem Projekt von Anfang an klar gewesen, „dass mit Rückschlägen zu rechnen ist“. Er wolle „nicht nachlassen, den Flughafen mit den beiden anderen Gesellschaftern erfolgreich an den Start zu bringen“. Linke-Fraktionschef Christian Görke warf Wowereit „unprofessionelles“ Handeln vor. „Die Situation ist ernst.“ Man könne im Interesse des Projektes nur an Berlin appellieren, „nicht aus Eitelkeiten Destruktion zu betreiben“.

Auch in Brandenburgs SPD versteht man den Berliner Weg nicht. Das Agieren Wowereits sei „nicht glücklich“ gewesen, sagte etwa Vize-Parteichefin Klara Geywitz, die im Landtag den Sonderausschuss zum BER leitet. Es sei verständlich, dass ein Experte wie Bender bei solchen Vorzeichen nicht zur Verfügung stehe. CDU-Oppositionsführer Dieter Dombrowski sagte: „Am Flughafen herrscht nicht nur technisch, sondern auch politisch ein Durcheinander.“

Der Berliner Grünen-Abgeordnete Andreas Otto wertete die Absage als „weiteres Zeichen für die Unfähigkeit des Aufsichtsrats“, der es nicht einmal schaffe, einen Rentner zu beschäftigen. Das Gremium müsse nun mit Experten neu besetzt werden, die in der Lage seien, Personalverhandlungen erfolgreich zu führen. (mit dpa)

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