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Der Eingang des Kriminalgerichts Moabit in Berlin.

© Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Update

Nach Attacken zwischen Tschetschenen und Remmos: Berliner Clanmitglied wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht

Ein 44-Jähriger steht nach gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Clanmitgliedern vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft geht von Racheaktionen aus.

Der Remmo-Mann trug zwar eine elektronische Fußfessel, doch das Gerät soll ihn nicht von weiteren Straftaten abgehalten haben: Der 44-Jährige soll im November 2020 an brutalen Auseinandersetzungen zwischen Mitglieder des deutsch-arabischen Clans und Tschetschenen beteiligt gewesen sein.

Fünf Monate nach seiner Festnahme steht der 44-Jährige vor dem Amtsgericht Tiergarten. Es geht um zwei Schlägereien nahe dem Gesundbrunnen-Center. Von Racheaktionen geht die Anklage aus. Der Clan-Mann hüllte sich am Mittwoch in Schweigen. Seine kriminelle Karriere begann früh und brachte ihn immer wieder hinter Gittern. Drogenhandel, Körperverletzung, Verstoß gegen das Waffengesetz - insgesamt mehr als 15 Jahre soll der 44-Jährige bereits in Haft gesessen haben.

Nachdem er 2018 eine Strafe von knapp viereinhalb Jahren wegen Drogenhandels verbüßt hatte, wurde er für fünf Jahre unter Führungsaufsicht gestellt. In dem Rahmen wurde ihn auferlegt, ein Ortungsgerät am Fußgelenk zu tragen. Abstand von kriminellen Machenschaften soll der nach seinen Angaben 1977 in Beirut geborene und seit 1982 in Berlin lebende Mann aber nicht genommen haben. Erneut soll er an Drogengeschäften im großen Stil beteiligt gewesen sein.

Im jetzigen Prozess geht es um Gewalt in zwei Fällen. Auf gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch lautet die Anklage. Von Auseinandersetzungen im Milieu der organisierten Kriminalität gehen Ermittler aus. 

Eisenstangen, Schlagstöcke und Messer

Erst soll es am 7. November gegen 18.45 Uhr in Neukölln vor einem Spätkauf, der dem Angeklagten zugeordnet wird, eine Schlägerei zwischen gesondert verfolgten Tschetschenen und Familienmitgliedern des 44-Jährigen gegeben haben.

Um den Vorfall zu vergelten, sollen sich der Angeklagte und mindestens neun Mittäter auf den Weg gemacht haben. Bewaffnet mit Eisenstangen, Schlagstöcken und Messern. Drei dunkle Fahrzeuge stoppten gegen 22 Uhr am Hanne-Sobek-Platz. Absicht der Insassen laut Anklage: „Ihnen im Einzelnen unbekannte Personen der ethnischen Volksgruppe der Tschetschenen zu verletzen.“

Auf einem Parkplatz seien sie an ein Auto getreten, hätten laut gefragt: „Seid ihr Tschetschenen?“ Und ob sie einen Sh. kennen würden. „Dann bekam ich einen Schlag auf den Kopf“, schilderte nun einer der damals verletzten Männer. Sie seien umringt worden. „Alle haben zugeschlagen“, so der 24-Jährige. Ein 32-jähriger Zeuge sagte, er habe schlichten wollen. „Dann bekam ich einen Schlag auf den Hinterkopf.“ 

Gezielt Tschetschenen angegriffen

Die Angreifer sollen so schnell verschwunden sein, wie sie gekommen waren. „Unter Missachtung aller Verkehrsregeln sind zwei Fahrzeuge weggerauscht“, schilderte ein Augenzeuge. Ganz so, als hätten die Männer genau gewusst, wie lange es bis zum Eintreffen von Polizei dauern würde. Die Beamten fanden dann drei Verletzte vor. 

Am nächsten Abend kam es gegen 17.24 Uhr erneut zu Gewalt am Gesundbrunnen-Center. Wieder sei es dem Angeklagten und mehreren Mittätern darum gegangen, gezielt irgendwelche Tschetschenen zu verletzen. Aus einer Menschenmenge von mindestens 20 Personen heraus seien unvermittelt zwei Männer angegriffen worden. Ein Schlag von hinten in das Genick eines 31-Jährigen. Dann traten und schlugen die Angreifer auf den am Boden Liegenden ein.

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Videos zeigen, wie dieser Mann malträtiert wurde. Als sein 44-jähriger Begleiter eingreifen wollte, wurde auch er geschlagen. Zudem erlitt er eine Stichverletzung. Wegen der Schlägereien wurden Fahndungen mit Bildern nach 18 mutmaßlichen Schlägern eingeleitet.

Der berüchtigte Mann aus dem deutsch-arabischen Clan konnte unter anderem durch die GPS-Daten der Fußfessel ermittelt werden, hieß es. Bei einer Großrazzia im Februar wurde der 44-Jährige festgenommen. Er sitzt seitdem in U-Haft. Vor dem Amtsgericht hat er zu den Vorwürfen geschwiegen. Der Prozess wird am 28. Juli fortgesetzt

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