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Der Tanzhistoriker.Ralf Stabel leitete bis Anfang 2020 die Staatliche Ballettschule und Schule für Artistik.

© picture alliance / Christophe Gateaux

Update Exklusiv

Nach Affäre um Berlins Staatliche Ballettschule: Gekündigtem Schulleiter wurde Referentenstelle beim Senat angeboten

Nachdem die Arbeitsrichter die vorgebrachten Kündigungsgründe verwarfen, sucht Scheeres nach alternativen Beschäftigungen für Ralf Stabel.

Im juristischen Ringen um die Weiterbeschäftigung des Ex-Ballettschulleiters Ralf Stabel gibt es eine Wendung: Nachdem das Arbeitsgericht die bisher vorgetragenen Kündigungsgründe verworfen hatte, liegt nun nach Tagesspiegel-Informationen ein Vergleichsvorschlag der Senatsverwaltung für Bildung vor.

Dem Vernehmen nach wurde Stabel die Stelle eines Referenten für kulturelle Bildung in der Bildungsverwaltung angeboten. Ob er die Stelle annimmt, ist noch nicht bekannt. Die Senatsverwaltung selbst wollte sich nicht äußern.

Dass die Verwaltung einen Vergleichsvorschlag machte, basiert auf einer Empfehlung des Landesarbeitsgerichts bei der Berufungsverhandlung am 22. April. In der Verhandlung war bereits klar geworden, dass Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nicht mehr damit rechnen kann, vor den Instanzen des Arbeitsgerichts einen Sieg davon zu tragen.

Vielmehr hatte die Richterin von „Luftblasen“ gesprochen, die von den Anwälten der Bildungsbehörde als Kündigungsgründe vorgetragen worden seien.

Wie berichtet, hatte Scheeres den Leiter der Staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin im Februar 2020 freigestellt und ihm im Juni die fristlose Kündigung geschickt. Vorangegangen waren Beschwerden über Kindeswohlgefährdungen und eine „Kultur der Angst“.

Die Staatliche Ballett- und Artistikschule ging aus zwei Spezialschulen der DDR hervor.
Die Staatliche Ballett- und Artistikschule ging aus zwei Spezialschulen der DDR hervor.

© promo

Später stellte sich heraus, dass Stabel zudem die Gremien nicht wie vorgeschrieben beteiligt hatte: „So kann man eine Schule nicht leiten“, lautete die Einschätzung der mit einer Untersuchung beauftragten Expertenkommission unter der Leitung des renommierten Berliner Schulleiters Klaus Brunswicker.

Später wurde noch bekannt, dass die Eliteschule unter den Augen der Schulaufsicht große Summen für Auslandsreisen ausgab: Allein 2019 sei Stabel viermal ohne Schüler nach Havanna geflogen, heißt es in einem Bericht von Wirtschaftsprüfern im Auftrag der Bildungsverwaltung.

Wichtige Dokumente zu den Fehlentwicklungen an der Ballettschule.

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Diese Vorwürfe tauchten aber nicht bei den Kündigungsgründen auf, die stattdessen auf eher formale Verstöße abhoben und zudem erst verspätet vorgebracht wurden – zu spät für eine fristlose Kündigung.

Die Schule wurde inzwischen, entsprechend den Empfehlungen der Expertenkommission, unter anderer Leitung erfolgreich neu aufgestellt. Zudem wurde die - für eine derartige Schule als unerlässlich angesehene - engere Kooperation mit dem Staatsballett besiegelt.

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Ungeachtet der schwierigen Trainingsbedingungen während der Pandemie waren Schülerinnen und Schüler bei dem internationalen Tanzwettbewerb „18th International Dance Festival TANZOLYMP in Berlin“ und dem internationalen Ballett-Wettbewerb „Grand Prix Kiev 2021“ erfolgreich:

"Von den insgesamt vier teilnehmenden Schüler/innen konnten sich alle für die jeweiligen Endrunden qualifizieren und eine Gold- und eine Silbermedaille (Tanzolymp) sowie eine weitere Silbermedaille (Grand Prix Kiev) gewinnen", teilte Schulleiter Dietrich Kruse mit.

*Aus Gründen des Datenschutzes wurden die 63 Unterschriften der Beschäftigten entfernt.

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