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Nudelexperten: Inhaber Alessandro Mannozzi (li.) und Küchenchef Bruno Bernardis im Restaurant „Bocca di Bacco“.

© Thilo Rückeis

Nach Ablehnung des AfD-Bewirtens: Politik ist eigentlich gar nicht sein Ding

Pasta und Politik: Alessandro Mannozzi gehört das Restaurant Bocca di Bacco. Vor ein paar Tagen hat er die AfD ausgesperrt. Wer ist der Mann?

Politik ist eigentlich gar nicht seine Sache. Alessandro Mannozzi wird weit über die Grenzen Berlins hinaus geschätzt für die exzellente Küche in seinem eleganten Restaurant Bocca di Bacco, auch für die guten Getränke. Jetzt ist das Restaurant in einem ganz anderen Zusammenhang in die Schlagzeilen geraten – mit unschönen Folgen. Die AfD hatte über einen Assistenten einen Tisch reserviert. Die Rechnung sollte an das Büro geschickt werden. Die Mitarbeiter, die das entdeckt hatten, rieten dem Chef, die Reservierung unbedingt zu stornieren: „Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen“, sagt Mannozzi. Er lud die AfD aus.

Eigentlich hat Mannozzi von seinem Vater gelernt: „Als Gastronom musst du neutral sein.“ Er wolle auch gar nicht belehrend sein, sagt er. Und dass ihm klar sei, dass die AfD eine demokratisch gewählte Partei ist. Abgesehen davon glaubt er, dass man ihr keine Plattform bieten sollte. Andererseits gehe es auch um Menschenwürde und Menschenrechte. Schließlich beschäftigt er Mitarbeiter aus zehn Nationen. Ein schwieriger Konflikt.

Das Bocca di Bacco ist eines jener genialen Prominentenrestaurants, die als solche nicht in einschlägigen Reiseführern vorkommen, also ein Ort, an dem man auch als internationale Berühmtheit einigermaßen sicher sein kann vor Selfiejägern und aufdringlichen Touristen, die mal einen Star beim Essen fotografieren wollen. Für normale Touristen ist es vielleicht auch ein bisschen zu teuer dort. Als Matt Damon in der Stadt gedreht hat, kam er regelmäßig zum Essen in die Friedrichstraße. Auch George Clooney, Penelope Cruz, Catherine Zeta-Jones und Dustin Hoffman stillten dort schon ihren Appetit auf feine italienische Spezialitäten.

Empörte Reaktionen auf seine Entscheidung

Alessandro Mannozzi erschrecken die vielen – auch empörten – Reaktionen auf seine Gewissensentscheidung, die er noch mit leichten Zweifeln getroffen hatte. Zunächst wollte er sich dazu gar nicht sprechen lassen. Eine Flut von Mails kam mit beleidigenden, ausländerfeindlichen und rassistischen Beschimpfungen, sogar mit massiven Drohungen sei eingegangen. Das hat ihm die Augen geöffnet dafür, um welche Wählerschicht es geht. Auf Twitter liefen gleichlautende Beschimpfungen unter verschiedenen Namen.

Ursprünglich wollte Alessandro Mannozzi gar nicht Gastronom werden. Das Beispiel seines Vaters Massimo Mannozzi war abschreckend. Der hatte kaum Zeit für die Familie, obwohl die Wohnung praktisch über dem Restaurant Bacco lag, Berlins erstem Edelitaliener, und entsprechend berühmt. Dort gaben Freddy Mercury und Rod Stewart Spontankonzerte, Willy Brandt und Romy Schneider schrieben Widmungen ins Gästebuch, Sophia Loren und Gina Lollobrigida schütteten ihr Herz aus. Um die Gäste hat sich Massimo Mannozzi intensiv gekümmert, war, wie sich der Sohn erinnert, „24 Stunden im Einsatz“. Nach 49 Jahren hat er mit 75 Jahren sein Bacco 2016 geschlossen.

Die Berufung aus Familiengründen

Warum Alessandro Mannozzi dann nach dem Abitur am Paul-Natorp-Gymnasium doch an die renommierte Hotelfachschule nach Lausanne gegangen ist? Das muss in der Familie liegen. Die Schwester des 48-Jährigen betreibt in der Toskana ein Hotel, das auch viele Berliner Gäste hat. Seine Wanderjahre verbrachte der gebürtige Berliner bei „Four Seasons“, zunächst in London, war dann auch im Gründungsteam des Luxushotels am Gendarmenmarkt, dem heutigen Regent.

Rund um den Regierungsumzug vor zwanzig Jahren wurde das Haus vorübergehend zum Zweitheim, unter anderem für den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der schaut auch gern mal im Bocca di Bacco vorbei. Im Gästebuch dort haben sich zum Beispiel Steven Spielberg, Caroline von Monaco, Bryan Adams, Tom Hanks, Cate Blanchett, Brad Pitt, Angelina Jolie und Sir Norman Foster eingetragen, teils mit kleinen Skizzen.

Auch die Geschichte dieses Restaurants nahm ihren Ausgang im alten Bacco in der Marburger Straße. Dort war der Besitzer der Immobilie schräg gegenüber dem Kaufhaus Galeries Lafayette zu Gast. Pläne wurden geschmiedet. Zunächst stand im Raum, dass die beiden Mannozzis, Vater und Sohn, das Restaurant gemeinsam machen sollten. Aber das wäre nichts geworden, zu unterschiedlich die Ansätze. Abgesehen von der moderneren italienischen Küche, die er mit Chefkoch Bruno Bernardis anbietet, unterscheidet sich Alessandro Mannozzi in seiner ganzen Art vom Vater. Er hält sich lieber im Hintergrund.

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