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Erschrecker im Bunker in action. Bald zum letzten Mal.

© Kitty Kleist-Heinrich

Nach 20 Jahren: Aus für Gruselbunker an Berlins Anhalter Bahnhof

Bis zum 3. Oktober ist das Gruselkabinett am Anhalter Bahnhof noch offen. Die Konkurrenz ist einfach zu groß, sagt der Betreiber.

Ben, der Erschrecker, füttert noch die schwarze Katze, dann beginnt sein Dienst. Seine Laune ist erschreckend. „Bin richtig sauer“, sagt der junge Mann mit dem schwarzen Wuschelkopf. Gerade lief es wirklich gut im Job, dann kam vor einigen Wochen die böse Nachricht: Der Gruselbunker am Anhalter Bahnhof macht dicht. Also nicht der ganze Bunker, aber das Herzstück, das 20 Jahre alte Gruselkabinett. Am 3. Oktober ist Schluss.

Die Grusel-Konkurrenz ist zu stark

„Läuft einfach nicht mehr“, sagt Bunkerchef Enno Lenze. In den letzten Jahren seien immer weniger Besucher gekommen. Auch wegen der Konkurrenz. Gegen ein Gruselimperium wie Dungeon am Alexanderplatz habe ein kleiner inhabergeführter Gruselladen kaum eine Chance. Das sehen Ben und seine Kollegen natürlich anders. Lenze habe einfach keine Lust mehr auf gut gemachtes Gruselhandwerk.

Beton-Grauen. Der Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof.
Beton-Grauen. Der Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof.

© Doris Spiekermann-Klaas

Eine erhebliche Mitschuld an der Schließung trägt zweifellos Adolf Nazi Hitler. Was kann gruseliger sein, als sich in der Topographie des Terrors die Folterkeller der Gestapo anzuschauen, die Administration des Holocaust in der Wannsee-Villa oder die Schrecken des Bombenkrieges im „Berliner Unterweltenmuseum“. Die Schauplätze der Nazi-Herrschaft sind weiterhin touristische Highlights. Authentisches Erschrecken ist offenbar nachhaltiger als die nachgebauten Gruselmasken und Folterwerkzeuge.

Das "Berlin Story Museum" im Bunker lockt mehr Neugierige an

Enno Lenze weiß das selbst. Im Gruselbunker hat er vor einem Jahr im Untergeschoss das „Berlin Story Museum“ untergebracht, ein anderer Teil des Original-Luftschutzbunkers wird für Führungen durch die Geschichte des Bauwerks genutzt. Diese Angebote rechnen sich, deshalb will Geschichtsvermarkter Lenze nun die Gruseletage in den Originalzustand zurückversetzen und der Bunkertour zuschlagen. Die Gruselskelette, Henker, Spinnen, Kakerlaken und Vampire aus dem Kabinett sollen eingelagert werden. Vielleicht gibt es ja in der Gruselfilmszene dafür Verwendung. Sollte jemand das Kabinett samt Erschrecker an einem anderen Ort wiedereröffnen wollen, könnte er auf Lenzes Unterstützung zählen.

Berlins Geschichte ist gruselig genug

In Blogs und Internet-Foren werden ohnehin schon jede Menge Berliner Original-Schauer-Locations angepriesen: Medizinhistorisches Museum, Spreepark, Abhörstation Teufelsberg, Klosterruine, Körperwelten-Museum, altes Leichenschauhaus der Charité.

Berlin ist eben auch so schon gruslig genug. Ruinen sind immer für etwas Horror gut, also niemals abreißen. Auch leere feuchte Bunker lassen sich in diesem Kontext bestens nachnutzen. Nur für Profi-Erschrecker stehen die Chancen offenbar schlecht.

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