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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Mutter und Kind in Kreuzberg angefahren: Raser steht wegen versuchten Mordes vor Gericht

Betrunken und ohne Führerschein, soll ein Mann eine Mutter und ihr Kind angefahren und schwer verletzt haben. Er leugnet die Tat.

Die Mutter war mit ihrer kleinen Tochter auf dem Weg zur Kita, als ein Auto in mörderischem Tempo angerast kam. Mit etwa 100 Stundenkilometern bei erlaubtem Tempo 30 soll Djordje S. durch Kreuzberg geprescht sein - betrunken, ohne Führerschein, auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle. Die 27-jährige Mutter und das fünfjährige Mädchen betraten die Straße, als die Ampel für Fußgänger auf Grün stand. Sie wurden erfasst und meterweit geschleudert. S. erklärte sich am Montag vor dem Landgericht für unschuldig: „Ich war nur der Beifahrer.“

Der 34-jährige Serbe schwitzte heftig, als er die Anklage hörte. Es geht um versuchten Mord in zwei Fällen. Ein Vorwurf, wie er nach Verkehrsunfällen höchst selten ist. S. soll „mit gemeingefährlichen Mitteln und um eine andere Straftat zu verdecken“ die Tötung von Menschen billigend in Kauf genommen haben. Um die eigene Haut zu retten.

Es war gegen 8 Uhr an einem Morgen im vergangenen September, als Sultan A. mit ihrer Tochter an der Oranienstraße unterwegs war. Minuten zuvor soll Djordje S. beobachtet worden sein, wie er mit einer Jack-Daniels-Dose in der Hand aus einer Bar kam und zu einem silberfarbenen BMW wankte. Als ihn Polizisten kontrollieren wollten, sei er mit Vollgas geflohen. Dabei habe er einen Beamten am Fuß berührt und die Fahrertür des Streifenwagens demoliert.

Mutter und Kind wurden 15 Meter durch die Luft geschleudert

Kurz darauf der Unfall. Mutter und Kind wurden auf die Motorhaube und dann bis zu 15 Meter weit durch die Luft geschleudert. Sie erlitten jeweils mehrere Frakturen, sie schwebten in Lebensgefahr. Der Raser fuhr weiter und wurde kurz darauf gefasst.

Der Ehemann von Sultan A. saß nun auf der Bank der Nebenkläger. Auch sein Onkel war gekommen. Mutter und Tochter seien bis heute erheblich traumatisiert, sagten die Verwandten. Die zweifache Mutter werde ihren linken Fuß wohl nie wieder nutzen können wie früher, so die Männer. „Wir wollen Gerechtigkeit.“ Sie hoffen auf ein Urteil mit Signalwirkung. „Es soll andere auch abschrecken.“

Djordje S. sieht sich nicht in der Verantwortung. Ja, er sei „ein paar Meter“ an jenem Morgen gefahren. „Aber zum Zeitpunkt des Unfalls saß ich nicht am Steuer.“ Ein Kumpel sei gefahren. „Und nach dem Unfall ist er einfach abgehauen. Ich parkte nur ein.“ Polizisten hätten ihn unsanft behandelt. „Ich habe noch immer blaue Flecke.“

Immer wieder verstrickte sich S. in Widersprüche oder wich Fragen aus. „Seine Angaben halte ich nicht für glaubhaft“, sagte der Nebenklage-Anwalt am Rande der Verhandlung. Polizisten hätten den Angeklagten am Tattag verfolgt. Nur kurz hätten sie ihn einmal aus dem Blick verloren - eine „Lücke von wenigen Sekunden“. Der Serbe hätte sich damals gar nicht in Berlin aufhalten dürfen. Mehrfach sei er als abgelehnter Asylbewerber und verurteilter Straftäter in seine Heimat abgeschoben worden, zuletzt im August 2017 nach einer Verurteilung wegen schweren Bandendiebstahls, hieß es. Der Prozess geht Donnerstag weiter.

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