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Dantanio Goodman (mit Hut) und Koffi Missah (mit Basecap) sind die Hauptdarsteller des Michael-Jackson-Musicals „Beat it!“.

© Davids/Nadine Borau

Musical zu Ehren des King of Pop: Hut, Schweiß und Jacko

Am 60. Geburtstag von Michael Jackson hat das Musical „Beat it“ in Berlin Weltpremiere. Ein Probenbericht.

Diese Stimme! Weich, wie in Watte gepackt, mit nur minimalen Ausschlägen in der Modulation. Aber das passt haargenau, es war ja schon beim Original rätselhaft, wie dieselbe Stimme „Beat it! Beat it!“, „I’m bad, I’m bad“ herausbellen konnte oder stadionfüllend den „Thriller, Thriller“ beschwor. Also, Mr. Dantanio Goodman, die Stimme, mit der Sie jetzt geduldig Fragen beantworten: Ist das Ihre eigene oder Ihre Michael-Jackson-Stimme?

Die Antwort hat er vermutlich schon oft gegeben, trotzdem klingt sie überzeugend: „Als Michael Jackson versuche ich nicht ich selbst zu sein.“ Für den aus Südafrika stammenden Goodman ist das eine Frage der Glaubwürdigkeit seinem Publikum gegenüber.

Und die ist für ihn essentiell, ist er doch einer der beiden Hauptdarsteller in dem neuen Musical „Beat it!“, das am 29. August, am 60. Geburtstag des King of Pop, im Theater am Potsdamer Platz Weltpremiere feiert. Sicher, das Äußere hilft, das Make-up mit dem doch recht bleichen Teint und dem rotgeschminkten Mund, die Frisur mit den lockig ins Gesicht hängenden Haarsträhnen, das Kostüm vor allem mit Borsalino und roter Lederjacke – eben so, wie man Michael Jackson in Erinnerung hat.

Aber das Musical ist kein Lookalike-Contest, auch nicht nur eine aneinandergereihte Darbietung der Songs. Es will vielmehr das Leben, die Energie, die Liebe, die Botschaft Jacksons auf die Bühne bringen, seinen Werdegang als Künstler, so ähnlich hat das Regisseurin Andreana Clemenz vorhin nach den ersten Tanzdarbietungen der gut zwei Dutzend Tänzerinnen und Tänzer erläutert – und Dantanio Goodman führt das jetzt gewissermaßen vor, selbst beim Geplauder mit der Presse. Das wird jetzt also anders als bei der „Michael Jackson History Show“, mit der er schon einmal als Hauptdarsteller die Welt bereist hat, die eher eine Aneinanderreihung der Hits war, während er jetzt nicht nur singt und tanzt, sondern Jackson als Schauspieler darstellt. Und da kommt es auch auf die softe Sprechstimme an.

Ein Team aus 23 Nationen und 120 Kostüme

Seit neun Tagen probt die „Beat it!“-Crew um die Regisseurin Clemenz, die beiden Choreografen Alex Burgos und Detlef Soost und den Produzenten Oliver Forster an ihrer Jackson-Story, ein Team aus 23 Nationen, auf die über 120 Kostüme warten. Sieben Vorstellungen wird es im verwaisten Theater am Potsdamer Platz geben, bevor „Beat it!“ auf Tournee geht, zuvor stehen aber noch19 weitere Probentage in der Halle 3 der Firma Black Box Music Veranstaltungs GmbH in Wilhelmsruh bevor. Wohl weiterhin sehr feuchte Tage, in der vergangenen Woche herrschten in der Halle bis zu 40 Grad, erzählt Koffi Missah, der den jungen Michael, zu Zeiten der Band The Jackson 5, darstellt. Liter von Schweiß seien geflossen, der Enthusiasmus sei geblieben.

Der war auch am Montag zu spüren, als während einer Probensession schon mal ein kleiner, durchaus vielversprechender Einblick gewährt wurde, zu Songs wie „Beat it“, „Thriller“; „I’m bad“ oder auch „ABC“. Nun gut, die Szenerie war nicht glamourös, ein improvisierter, schwarz abgehängter Bühnenraum, im Hintergrund groß in rot-weißer Schrift „MICHAEL“, ein paar Spiegel, vor denen die Fotografen Goodman selbstverständlich als „Man in the mirror“ posieren ließen – das war’s. Davor die im Takt – „One, two, three, four...“ – rhythmisch zuckenden Körper, mal mit, mal ohne den jeweiligen Michael.

Michael Jackson saß im Publikum

Wobei der 38-jährige Dantanio Goodman auch als Jackson-Darsteller einige Erfahrung mehr hat als Koffi Missah, was aber, so meint dieser, zu seiner Rolle als Klein-Michael gut passt. Goodman hatte schon in der Schule angefangen, sein Idol darzustellen, trat mit 15 Jahren erstmals als Jacko auf, besitzt eine ganze Sammlung von Videos, mit denen er Gesang und Tanz seines Vorbildes einstudierte, das Tempo der Filme auf Slow-motion gedimmt, um keinen Schritt zu verpassen. Michael Jackson leibhaftig hat er nicht erlebt, am nächsten, so erzählt er, sei er ihm noch gekommen, als der King of Pop ein Konzert in Johannesburg gab und Goodman zumindest aus der Ferne einige Kiekser und den Jubel der Fans hörte.

Da hat ihm der in London geborene Koffi Missah, der auch schon mal als Prince auftrat, also etwas voraus: Er begegnete Jacko persönlich. Dargestellt hatte er ihn schon in einer Tribute Show, als der Hauptdarsteller ausfiel, er einspringen musste und seine Traumrolle fand. Aber unvergesslich ist ihm ein Abend als „Starlight Express“-Darsteller in London, als es plötzlich hieß, Michael Jackson sitze im Publikum. Aber das genügte dem Superstar nicht, er wollte sich die Rollschuh-Truppe aus der Nähe ansehen, „Hallo“ sagen. Und so kam es, dass der junge Koffi im Backstage-Bereich eine Treppe hinaufstieg, schon voll kostümiert, und jemand kam ihm entgegen, rempelte ihn aus Versehen an, und als er aufsah – da war es Michael Jackson.

„Beat it!“ startet am 28. August als Preview im Theater am Potsdamer Platz, Weltpremiere ist tags darauf. Es folgen fünf weitere Aufführungen. Karten unter Tel. 6110 1313, unter www.concertbuero-zahlmann.de und an den bekannten Vorverkaufsstätten.

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