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Berlin: Mordsspaß in der Nacht

Auf dem Teufelsberg wurde die Premiere des Videospiels „Metal Gear Solid“ gefeiert

Ältere Berliner hätte die Szenerie womöglich Schauer eingejagt: Kontrollhäuschen, Scheinwerfer, martialisch auftretende Soldaten in Nahkampfausrüstung. Die Lauschstation der Amerikaner fest in militärischer Hand – da kam am Mittwochabend schon das Flair der alten Ost-West-Grenze, von Agentenübergaben an der Glienicker Brücke oder dem Thriller „Der Spion, der aus der Kälte kam“ auf. Dabei ging es doch nur um ein Spiel, genauer gesagt um das Videospiel „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“, das mit einer „Release-Party“ seine Europa-Premiere feierte.

Für Spiele-Entwickler Hideo Kojima, einer der ganz großen Stars in der Videospielszene, spielt der Ort für den Startschuss von „MGS“, wie es die Fans des Konsolenspiels nur nennen, eine große Rolle. „Wir haben Berlin ausgewählt, weil ,Metal Gear Solid‘ in der Zeit des Kalten Kriegs der 60er Jahre spielt“, hatte Kojima den angereisten Journalisten aus allen Teilen Europas zuvor auf einer Pressekonferenz im Hotel Adlon erläutert. Kojima, der gerade erst das geteilte Korea besucht hatte, mahnte dazu, „niemals die Fehler der Vergangenheit zu vergessen“. Gerade deshalb habe man Berlin für den Start des Konami-Spiels ausgesucht.

Das Spiel selbst lässt jedoch wenig von solchen Warnungen spüren, denn Gewaltlosigkeit ist sicherlich nicht die erste Eigenschaft, die beim Betrachten des Spiels auffällt. Auch Berlin kommt gerade einmal im Vorspann vor. Bilder von der Mauer, von russischen Soldaten an der Trennstelle von Ost und West, dann geht es schnurstracks in den asiatischen Dschungel, wo es für den Spieler in der Rolle von Snake Pliskin nur eine Mission gibt: Überleben. Zaghaftes Vorgehen hilft nicht weiter, die Waffe liegt jederzeit im Anschlag, so dass das Playstationspiel „MGS“ sicherlich nichts für Kriegsdienstverweigerer ist.

Die mehreren hundert Besucher der Release-Party auf dem Teufelsberg hat dies nicht gestört. Sie ließen sich an der Garderobe jene metallenen Marken in die Hand drücken, wie sie sonst von den Hälsen der Soldaten baumeln. Zu jedem Level des Videospiels gab es die passend ausgestattete Etage in der Lauschstation. Jeder Gast sollte sich in die Rolle des Spiele-Helden hineinversetzen können – und Mordsspaß haben in der eiskalten Nacht.

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