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In Berlin sollen ab kommender Woche auch Hausärzte impfen dürfen.

© Mohamed Shokry/dpa

Modellprojekt in Berlin: Ab nächster Woche wird in 100 Hausarzt-Praxen geimpft

Schon ab Ende der kommenden Woche sollen auch Hausärzte impfen können. Den Anfang macht ein Versuch mit 100 Praxen, weitere sollen folgen.

Von Louise Otterbein

Die Impfungen gehen nur schleppend voran – das wollen Bund und Länder nun ändern. In den Beratungen am 3. März haben sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsident:innen darauf geeinigt, das Impfen gegen das Coronavirus auch in Hausarztpraxen möglich zu machen. Schon in der nächsten Woche soll es losgehen - das gab die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) am Donnerstag bekannt. Der KV müssen alle niedergelassenen Mediziner:innen angehören, die in ihren Praxen gesetzlich Versicherte versorgen.

Im ersten Schritt soll Ende nächster Woche in rund 100 Berliner Praxen mit den Impfungen begonnen werden, bis weitere Lieferungen folgen zunächst mit dem Impfstoff Astrazeneca. Dazu zählen neben Hausärzten auch diabetologische und onkologische Praxen. Laut KV erhalten nur chronisch erkrankte Patient:innen zwischen 18 und 64 Jahren eine Impfeinladung.

Im Anschluss an den Modellversuch soll das Impfen in allen Arztpraxen ermöglicht werden. Die KV strebt an, dass sich jeder Mensch impfen lassen kann, sobald genügend Impfstoff vorhanden ist. Dies soll wie angekündigt Ende März oder Anfang April der Fall sein, nachdem alle priorisierten Patient:innen geimpft sind. 

In den Berliner Hausarztpraxen herrscht Unsicherheit, wie das Vorhaben konkret umgesetzt werden kann. Viele Patient:innen würden sich bereits nach Impfterminen und Wartelisten erkundigen. Doch bisher hätten die Praxen keinerlei konkrete Informationen zum Ablauf erhalten.

Einige sehen die Maßnahme kritisch – das Impfen sei aufwendig und mit der begrenzten Zahl an Patient:innen in Praxisräumen schwer zu verwirklichen. Es sei eine vorausgehende Beratung und eine auf die Impfung folgende Beobachtungszeit von mindestens 30 Minuten nötig. Die räumlichen Kapazitäten seien in vielen Praxen nicht vorhanden, sodass es schwierig würde, neben dem regulären Betrieb auch noch Schnelltests und Impfungen durchzuführen. 

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Doch der Hausärzteverband ist optimistisch. Vorsitzender Wolfgang Kreischer hält die Umsetzung des Impfens in den Praxen für umsetzbar und erkennt auch den Wunsch der Patient:innen an, sich vom eigenen Hausarzt impfen zu lassen. Es müsse jedoch ein praxisfähiger Impfstoff verwendet werden, der keine Tiefkühlung benötigt. Auch solle die Priorisierung von außen klar geregelt werden. 

Das Vorhaben der KV, zunächst nur in 100 Modellpraxen Impfungen durchführen zu lassen, sieht er jedoch kritisch. „Das ist reine Klientelpolitik der KV“, sagte er im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Mit uns wurden keinerlei Absprachen getroffen.“

Alle Praxen sollten gleichzeitig das Impfen beginnen, sonst riskiere man Unruhe sowohl unter Patient:innen als auch in der Ärzteschaft. Der für die Krankenversorgung zuständige Vorstand der Berliner Universitätsklinik Martin Kreis dringt ebenfalls auf eine Beschleunigung der Impfkampagne und das Integrieren der Hausärzt:innen in die Impfplanung. „Wir müssen dringend in den Turbogang schalten, wenn wir eine dritte Welle verhindern wollen“, sagte er der dpa am Donnerstag.

Kreis befürwortet außerdem, die zugelassenen Impfabstände zwischen der ersten und der zweiten Impfung auszureizen – schon eine erste Impfung könne einen schweren Krankheitsverlauf verhindern. Was in Berlin erst in Planung ist, macht Brandenburg bereits. Seit dieser Woche läuft dort ein Modellversuch für das Impfen in Hausarztpraxen.

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