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Am Fundort. Ein Archäologe legt an der Leipziger Straße die Knochen frei.

© dpa

Mitte: Gräber aus dem 18. Jahrhundert entdeckt

Beim Verlegen von Regenwasserrohren sind in fast drei Metern Tiefe menschliche Gebeine und die Holzreste von Särgen entdeckt worden. Es wird mit insgesamt 40 Gräbern gerechnet.

Und wieder hat die Berliner Erde ein Geheimnis preisgegeben: Beim Verlegen von Regenwasserrohren unter der neuen Einmündung der Axel-Springer- in die Leipziger Straße wurden in fast drei Metern Tiefe menschliche Gebeine und die Holzreste von Särgen entdeckt. Die Bauarbeiten wurden sofort unterbrochen, die Wasserbetriebe und das Landesdenkmalamt schickten einen Trupp Archäologen zum Fundort.

„Wir rechnen mit etwa 40 Gräbern, die hier ringsum zwischen dem neuen ,Motel one‘ und dem neuen Bankhaus an der Beuthstraße in der Erde liegen“, sagt Grabungshelfer Harald Fuchs, und Karin Wolf vom Landesdenkmalamt erinnert daran, dass schon vor 100 Jahren an dieser Stelle beim damaligen Bau der U-Bahn nahe dem Bahnhof Spittelmarkt gut erhaltene Gräber gefunden wurden. Der Bereich vor dem – inzwischen abgerissenen – Textilkaufhaus Ebbinghaus bildete den Kern des 1739 geschlossenen Friedhofs des Gertraudenhospitals, südöstlich stand die alte Gertraudenkirche.

Mathias Gille von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung spricht von einem 40 mal 40 Meter großen „archäologischen Verdachtsgebiet“, in dem mit weiteren Bestattungsüberresten zu rechnen sei. Auf diesem Areal wurden bereits in den Jahren 1876, 1877, 1884 und 1907 Särge geborgen. Sie lagen sehr dicht neben- und an einigen Stellen in vier oder sogar fünf Schichten übereinander. Dieser „Spitalfriedhof“ war für arme Leute bestimmt und lag vor den Toren der mittelalterlichen Stadt. Ähnliches gilt für den Heilig-Geist-Spitalfriedhof vor dem Spandauer Tor (Spandauer Straße, Ecke Heiligegeistgasse) und der Georgen-Spitalfriedhof vor dem Georgentor (Alexanderplatz, vor dem Haus des Reisens).

Die Toten aus den Heilig-Geist-Gräbern wurden in den neunziger Jahren geborgen und nach umfangreichen Untersuchungen wieder bestattet, Ähnliches ist für die sterblichen Überreste der Toten von der Leipziger Straße geplant, sie sollen, wie die 1907 geborgenen Gebeine, in Friedrichsfelde ihre endgültige Ruhe finden. Die bisher geborgenen Särge haben eine für die Barockzeit typische Form, auch Bekleidungsreste weisen darauf hin. Bis Ende Juli soll die Gräbersuche beendet sein. Dann kommen die Wasserrohre ins Erdreich.

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