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Geschlossene Schulen soll es eigentlich nicht mehr geben.

© Sina Schuldt/dpa

Mitarbeiterin eine Woche mit Symptomen im Dienst: Komplette Berliner Grundschule in Quarantäne

Alle Schüler der Frohnauer Renée-Sintenis-Schule müssen bis 12. November zu Hause unterrichtet werden. Eltern sind verärgert.

Eine Mitarbeiterin der Frohnauer Renée-Sintenis-Grundschule soll vergangene Woche tagelang trotz „eindeutiger Symptomatik“ weiter im Dienst gewesen sein. Wie es dazu kommen konnte, ließ sich am Montag nicht klären, verärgert aber Eltern und Kollegen. Nun ist die gesamte Schule in Quarantäne.

„Wir werden irre, wenn wir so etwas erleben“, hieß es intern. Eine Sprecherin des Reinickendorfer Bildungsstadtrats teilte „nach Rücksprache mit der Schulaufsicht“ auf Anfrage mit, dass die „mitarbeitende Person“ an der Grundschule „zwar die Hygieneregeln eingehalten, aber dennoch im ganzen Schulgebäude für eine Woche lang Kontakte hatte, als sie sehr wahrscheinlich schon erkrankt war“.

Die Eltern hatten erst am Sonntag von der „Schließung“ der Schule erfahren. Zunächst habe es auf der Homepage gestanden, dann sei ein Elternbrief der Schulleitung gefolgt.

In dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es: „Leider hat sich heute ergeben, dass wir eine weitere positiv getestete Kollegin haben. Nach längerem Hin und Her haben wir zusammen mit dem Gesundheitsamt und Amtsärzten entschieden die Schule ab Montag, den 2.11.2020, zu schließen bzw. auf Stufe Rot zu setzen, da eine Nachverfolgung von Kontaktpersonen zu umfangreich ist“.

Das bedeute, dass alle Schüler und Kollegen „Kontaktpersonen ersten Grades“ seien und sich bis zum 12. November in Quarantäne begeben müssten, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Der Unterricht erfolge in dieser Zeit ausschließlich „online“.

Wieder mal heißt es: Arbeitsblätter kopieren

Während sich in der Elternschaft die Gerüchte überschlugen, braute sich am Montag bereits Ärger über die Ankündigung in Sachen „Online-Unterricht“ zusammen, denn das Erste, was bei etlichen Eltern ankam, waren abermals nur „Whatsapp-Nachrichten von Klassenlehrern mitsamt Arbeitsblättern zum Ausdrucken“, wie eine Mutter berichtete. Die betreffende Lehrkraft habe den Eltern angekündigt, sich „jetzt“ um einen Zugang zum „Lernraum Berlin“, der Online-Plattform der Senatsverwaltung für Bildung, zu bemühen.

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„Das hätte doch schon seit dem ersten Lockdown im März passieren sollen“, empörten sich die Eltern in ihren Whatsapp-Gruppen. Es sei ein weiteres Beispiel für die herrschende „Bräsigkeit“.

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„Leider kommt die Schulschließung für uns alle so unerwartet, dass die Kinder sämtliche Arbeitsmaterialien in der Schule haben werden, daher bitten wir vorab schon einmal um Verständnis, wenn doch das eine oder andere Material noch einmal von Ihnen ausgedruckt werden müsste“, heißt es denn auch entschuldigend in der Nachricht der Schulleiterin.

Schulschließungen sollen eigentlich vermieden werden. So war es laut Stufenplan zwischen der Bildungsverwaltung und den Gesundheitsämtern abgemacht. Der Worst Case sollte darin bestehen, dass Lerngruppen geteilt werden, sodass die Hälfte der Schüler Präsenzunterricht haben sollte. Da im konkreten Fall aber die Kontakte nicht zurückverfolgt werden können, erschien das nicht möglich.

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