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Die Gemälde Van Goghs werden in der Ausstellung in der "Station" von 9. April bis 1. August 2021 mithilfe von Lichtinstallationen und Projektionen mehrfach vergrößert und auf die Wände der Hallen projiziert.

© Fabian Sommer/dpa

Mit Schnelltests, Projektionen und VR: Neue Ausstellung in Berlin macht van Goghs Kunst erlebbar

Die Ausstellung „Van Gogh – The Immersive Experience“ verspricht große Erlebnisse. Originale gibt es nicht – dafür Lichtprojektionen und Virtual Reality.

Wie derzeit fast jedes Erlebnis außerhalb der eigenen vier Wände beginnt auch der Besuch der neuen Van-Gogh-Ausstellung in der „Station“ in Kreuzberg mit einem Corona-Schnelltest. Denn nur wer ein negatives Testergebnis vorweisen kann, erhält Zutritt zu der viel beworbenen Schau. Außerdem gilt drinnen die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske.

Trotz dieser Sicherheitsvorkehrungen ist es ein komisches Gefühl, sich mit so vielen fremden Menschen – zahlreiche Besucher:innen sind zu der Eröffnung am Freitagmorgen gekommen – über längere Zeit in einem Innenraum aufzuhalten. Irgendwie beklemmend.

Aber das passt immerhin zu dem, was die Ausstellung verspricht: ein immersives Erlebnis, ein Eintauchen in die Werke Vincent Van Goghs, in die Geschichte eines Malers, der den Verstand verloren haben soll.

Der erste Teil der Ausstellung vermittelt Van-Gogh-Grundkenntnisse. An den Wänden hängen einige seiner wichtigsten Werke: Sonnenblumen, Vasen, Selbstporträts – allerdings nur als Reproduktionen, was man sich zwar aufgrund mangelnder Struktur und Sicherheitsvorkehrungen denken kann, aber nicht explizit erwähnt wird. Zeitleisten und Erklärtafeln geben wie in den klassischen Museen Einblick in Leben und Schaffen des niederländischen Künstlers.

Der interessantere Teil der Schau ist der zweite, der immersive, bei dem sich die Betrachtenden quasi im Kunstwerk befinden und sich durch bunte Lichtprojektionen, die den ganzen Raum einnehmen, bewegen. Da sind kleine Krabben, die aus dem türkis und rot leuchtenden Van-Gogh-Gemälde „Zwei Krabben“ von 1889 ausbrechen, über die Wände laufen, rübermachen zu anderen Gemälden des Künstlers.

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Oder Wellen, die plötzlich auf einen zurollen, unter einem hindurch, und dann, beim Blick auf den Boden dieses leichte Gefühl von Schwindel erzeugen, das man noch von der Kinderdisco in der Schlittschuhhalle kennt, wenn man zu lange auf die Laserprojektionen auf dem Eis geschaut hatte.

Immersive Kunst wird immer beliebter

Das Konzept der immersiven Kunst ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Die Berliner Festspiele haben seit 2016 eine Programmreihe mit dem Titel „Immersion“ und Lichtkunstausstellungen wie „Deep Web“ im Kraftwerk ziehen Scharen von Zuschauer:innen an – gerade auch solche, die vielleicht eher nicht in „richtige“ Museen mit Gemälden an den Wänden gehen würden, oder nur widerwillig. So liegt es nahe, auch klassische Kunst über diesen Weg zu vermitteln.

Die Videoprojektionen zeigen Van Goghs Werke als bewegte Bilder.
Die Videoprojektionen zeigen Van Goghs Werke als bewegte Bilder.

© Fabian Sommer/dpa

Von Sommer 2016 bis Sommer 2017 lief zum Beispiel die Ausstellung „Visions Alive“ in der Alten Münze überaus erfolgreich, in der die mittelalterlichen Gemälde des Hieronymus Bosch auf ähnliche Weise wie bei Van Gogh in der Station auf Wände und Böden projiziert wurden, sich in Einzelteile zerlegten und wieder zusammensetzten.

Zu hell, zu voll, zu leise

Tatsächlich ließ es sich hier wunderbar eintauchen in die Welt der gruseligen Wesen des Künstlers, ja, fühlte es sich teilweise fast an, als wäre man auf einem psychedelischen Trip irgendwo auf einem Festival. Dieses Erlebnis kommt bei der Van-Gogh-Schau nicht ganz so gut rüber – der Raum ist, zumindest bei der Eröffnung, etwas zu hell, zu voll, die Farben der Projektion sind zu blass, die Musik ist zu leise.

Dabei ist man gerade jetzt hungrig nach Erlebnissen, die sich zumindest echt anfühlen, die über das virtuelle Erleben hinausgehen, das man nun ständig hat: Zoom-Konferenzen, Konzert-Streams, Netflix.

Und so ist wohl das echte Highlight der Ausstellung der letzte, interaktive Teil: Hier kann man malen (wohl eher etwas für die Kleineren). Und es gibt (für zwei Euro extra) VR-Brillen, mit denen man sich durch eine traumartige Van-Gogh-Welt bewegen kann, voller goldener Haferfelder, roter Mohnblumen, tiefgrüner Zypressen und Kühen. Hier ist alles so leuchtend bunt und laut, so hyperreal, dass es sich zwischendrin wirklich anfühlt, als sei man Berlin für einen kurzen Moment entkommen.

„Van Gogh. The Immersive Experience“, Station, Luckenwalder Straße 4-6, 10963 Berlin; 9. April bis 1. August, Di, Mi und So 10 bis 18 Uhr; Do, Fr, Sa 10 bis 20 Uhr. Zeitfenster-Tickets kosten ab 20 Euro und sind erhältlich auf www.van-gogh-experience.com.

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