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Berlin: Mit dem Rütli-Shirt ins Kanzleramt

Die Rütli-Schule macht Mode mit eigener Kollektion Deren Initiatoren werden jetzt ausgezeichnet

Tom Hansings Diplomarbeit liegt auf Eis und sein Konto steckt knietief im Dispo: Seit einem Jahr kreist das Leben des Soziologiestudenten und seiner zwei Kommilitonen Matthias Tenten und Thomas Schmid um die Rütli-Schule und ihre Initiative „Rütli-Wear“. Mit Erfolg: Jetzt stellen sie ihre Kollektion vor und werden am Donnerstag für ihr soziales Engagement im Bundeskanzleramt geehrt.

Noch vor einem Jahr war die Rütli- Schule für Hansing nichts anderes als irgendeine Schule in seiner Nachbarschaft. Das änderte sich schlagartig, als am 30. März 2006 plötzlich die Rütli- Straße im Medienrummel versank. „Ich habe mir den Belagerungszustand angesehen und die Stigmatisierung, die da betrieben wurde. Dem wollte ich was entgegensetzen“, beschreibt der 30-Jährige den Antrieb für all das, was dann folgte: Die Gespräche mit dem Interims-Schulleiter Helmut Hochschild, die Idee, den Rütli-Begriff ins Positive zu wenden und ihn als Schriftzug auf T-Shirts zu drucken, der Einzug in die Siebdruck-Werkstatt und der Aufbau einer Schülerfirma.

Das alles ist schon Monate her, inzwischen sind 25 bis 30 Rütli-Schüler regelmäßig in der fußläufig von der Schule entfernten Werkstatt in der Pflügerstraße. Dort arbeitet jetzt nicht nur die Schülerfirma, sondern es findet auch ein Teil des regulären Arbeitslehre- und Kunstunterrichts an den Siebdruckmaschinen statt. Am Freitag gibt es ein großes Foto-Shooting für die erste richtige Kollektion, die mit 20 selbst entworfenen Motiven bedruckt ist. Als Modells fungieren die Schüler, die Aufnahmen macht ein Profifotograf, der zum Selbstkostenpreis mit einer Stylistin aus München anreist.

Was wie ein Selbstläufer erscheint, ist in Wirklichkeit ein hartes Stück Arbeit und alles andere als einträglich. Hansing, Tenten und Schmid verdienen mit ihrem Engagement keinen Pfennig, sondern buttern ordentlich rein. Mit den 20 000 Euro, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geflossen sind, wurden ein Sozialpädagoge und ein Produktdesigner bezahlt. Die Erlöse der rund 1000 verkauften T-Shirts reichten nicht zur Deckung der Materialkosten, geschweige denn für die Werkstattmiete. Wider Erwarten hat sich noch kein Sponsor gefunden.

Es gibt allerdings Lichtblicke. Dazu zählt nicht nur die Begeisterung der Schüler, die langfristig auf Ausbildungschancen bei „Rütli-Wear“ hoffen. Dazu zählt auch die erfolgreiche Teilnahme an dem Wettbewerb „startsocial“, der unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin soziale Initiativen unterstützt. Diesem Wettbewerb haben Hansing, Tenten und Schmid nicht nur eine mehrwöchige betriebswirtschaftliche Beratung zu verdanken, sondern auch die Einladung ins Bundeskanzleramt, zu der sie – „natürlich“ – in Rütli-Shirts erscheinen. Bis dahin stehen die drei an den Siebdruckmaschinen und haben nur noch einen Gedanken: „Die Rütli-Kollektion muss ein Erfolg werden“.

Der Rütli-Wear-Förderverein hat die Kontonummer 016996102 bei der Commerzbank Berlin (BLZ 12040000). Infos: www.startsocial.de oder ruetli-wear.de.

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