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Auf die Plätze, fertig, los: Mehr als 300 Personen können im Freiluftkino Friedrichshain bequem sitzen, der Eintritt kostet 6,50 €, Filmbeginn ist um 21.30 Uhr.

© Theo Heimann

Mit besserer Qualität und weniger Mückenstichen: Freiluftkinosaison in Berlin beginnt

Die Freiluftkinosaison ist eröffnet. In diesem Jahr macht das Draußen Filmegucken noch mehr Spaß, denn viele Freiluftkinos starten mit neuer Technik in die Saison. Die Vorteile: bessere Qualität, Untertitel – und weniger Mückenstiche.

„Ich hör noch gar nichts“, Matthias Schulz geht die Schaltknöpfe des Mischpults durch: „Der ist an, der auch…“ – Filmmusik ertönt – „Ah, der hier war’s.“ Der Soundcheck im Freiluftkino im Volkspark Friedrichshain hat schon mal geklappt. Am Dienstagnachmittag checkt Matthias Schulz, Leiter des Freiluftkinos, mit einigen Mitarbeitern noch mal die Technik, denn am gestrigen Mittwochabend sollte Premiere sein. Die Überprüfung fällt in diesem Jahr besonders gründlich aus: Denn das Freiluftkino Friedrichshain ist, neben dem in Kreuzberg und in Wedding, eines der ersten Freiluftkinos, das auf digitale Technik umsattelt.

Der alte 35-mm-Projektor steht zwar noch in dem etwa zehn Quadratmeter großen graffitibesprühten Container oben am Hang des Freiluftkinoareals im südlichen Teil des Volksparks. Das neue Herzstück ist aber der Digitalprojektor, der ein bisschen an einen überdimensionalen Beamer erinnert. Über den Bildschirm laufen die Filmtitel, die gerade hochgeladen werden. „Ach Mist, jetzt ist mir das Programm wieder abgestürzt“, schimpft Matthias Schulz. Aber eigentlich ist der 34-Jährige, der außerhalb der Open-Air- Saison in der Volksbühne und dem Kino Babylon arbeitet, der Digitalisierung positiv gegenüber eingestellt. „Die Bildqualität ist eindeutig besser“, sagt er.

Sogar im Tageslicht kann man schemenhafte Figuren auf der 150 qm großen Leinwand erkennen. „Mit der alten Technik hätte man im Hellen gar nichts gesehen“, sagt Paul Reimann, der hier gleich eingearbeitet werden soll. Der Reinickendorfer Student verdient sich mit Boxenaufbau und Kartenverkauf etwas dazu, „viel mehr ist dank der Digitalisierung ja gar nicht zu tun.“ Denn es gibt keine Filmrollen mehr, die eingelegt und miteinander verknüpft werden müssen, die Filme liegen jetzt auf dem Server, auch der Ablauf ist schon vorher programmiert: Trailer, Musik, Pause. Matthias Schulz muss nur noch einen Knopf auf seinem Ipad drücken und dann geht’s los. „Dafür muss ich noch nicht mal im Container sitzen.“ Der bleibt während der Vorstellung abgeschlossen; die Flasche Autan, die noch vom letzten Jahr hier herumsteht, wird wohl auch nicht mehr so häufig gebraucht werden. „Früher ging’s nicht ohne“, erinnert sich Matthias Schulz. „Der Filmvorführer saß hier zwei Stunden drin, das Licht war an, die Tür stand offen, da wär man sonst völlig zerstochen.“ Ein bisschen schade sei es trotzdem, dass der Beruf des Filmvorführers mit der digitalen Umstellung ausstirbt; in Friedrichshain wird in dieser Saison nur eine der beiden Vorführerinnen weiterbeschäftigt.

Dennoch überwiegen in den Augen vieler die Vorteile. Das Freiluftkino Kreuzberg im Innenhof des Künstlerquartiers Bethanien etwa spielt nur Filme in Originalfassung mit Untertiteln, deutsche Filme werden mit englischen Untertiteln gezeigt. „Es ist viel leichter, an die Originalversionen mit Untertiteln zu kommen“, sagt Tobias Schmidt, der für die Betreuung der drei frisch digitalisierten Freiluftkinos Kreuzberg, Friedrichshain und Wedding zuständig ist. Das liege daran, dass man schneller Kopien von den Filmversionen mit Untertiteln anfertigen oder auch zwei verschiedene Dateien, eine mit dem Film und eine mit den Untertiteln, abspielen könne. Das Kreuzberger Freiluftkino startete bereits Anfang Mai in die digitalisierte Freiluftsaison. Technische Pannen habe es dabei nicht gegeben, sagt Tobias Schmidt, „wenn man mal von den üblichen Anfangsschwierigkeiten absieht, die bei technischen Umstellungen immer mal vorkommen.“ Wie zum Beispiel die richtige Lautstärkeregelung. „Das konnte aber immer vor der Vorführung behoben werden.“ Und Bild und Ton seien wunderbar. Das Autokino am Kurt-Schumacher- Damm hat inzwischen ebenfalls auf digitale Technik umgestellt.

Matthias Schulz, Leiter des Freiluftkinos Friedrichshain, braucht nun nur noch auf einen Knopf zu drücken, um seine Filme zu starten.
Matthias Schulz, Leiter des Freiluftkinos Friedrichshain, braucht nun nur noch auf einen Knopf zu drücken, um seine Filme zu starten.

© Theo Heimann

Bei anderen, wie dem Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz, folgt der Wechsel erst im nächsten Jahr. „Es wird immer schwieriger, die Filme auf 35-mm-Material zu bekommen, die Zukunft ist digital“, sagt Katja Schubert von den Yorck-Kinos, zu denen auch das Sommerkino am Potsdamer Platz gehört. „Aber all die Jahre hat es analog funktioniert, da wird es diesen Sommer auch noch mal gehen!“

In Friedrichshain wird vor dem Auftakt am Mittwochabend noch die Leinwand gesäubert: Ein extra engagierter Freeclimber klettert an der Säule hoch und lässt sich an der 18 mal neun Meter großen weißen Projektionsfläche – übrigens eine ganz normale LKW-Plane – herab. Geputzt wird mit Scheuermilch. Und pünktlich zur Eröffnung strahlt am Mittwoch nicht nur die Leinwand, sogar das Wetter spielt mit.

Von Mitte bis Spandau: In Berlin gibt’s Kino an jeder Ecke

In Rehberge: Am 24. Mai startet im Freiluftkino in der Windhuker Straße, Ecke Petersallee in Wedding die Saison mit dem Gewinner des Deutschen Filmpreises „Oh Boy“. Eintritt: 6,50 Euro.

In Friedrichshain: Im Sommergarten des Cassiopeia in Friedrichshain wird montags, donnerstags, sonntags zum Filmegucken geladen. Revaler Straße 99, 6,50 Euro, erm. 5 Euro.

In der Hasenheide: Im Volkspark Hasenheide in Neukölln wird am 29. Mai Premiere gefeiert, ab dann soll täglich und bei jedem Wetter gespielt werden. 7 Euro, erm. 4 Euro.

Am Weinbergspark: Immer dienstags um 21 Uhr wird im Volkspark am Weinbergsweg in Mitte ein Klassiker gezeigt. Eintritt frei.

In Spandaus Altstadt: Zum zehnten Mal verwandelt sich der Innenhof der Stadtbibliothek in ein Freiluftkino. Carl-Schurz-Str. 13, direkt am Rathaus, 7/6 Euro.

In Moabit: Am 25. Mai geht’s los: Jeden Freitag und Samstag lädt die Kulturfabrik Moabit in der Lehrter Straße 35 zum Outdoorkinoabend – bei schlechtem Wetter wird einfach drinnen geschaut, Eintritt frei.

Schloss Charlottenburg: Der Schlosshof verwandelt sich erst im Juli und August in einen Freiluftkinosaal: Zwischen 26./27. Juli und 30. August werden jeweils an den Wochenenden Filme gezeigt. Spandauer Damm 20-24.

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