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Alte und wenig benutzte Duschen bieten ein gutes Klima für Legionellen .

© imago/südraumfoto

Update

Missstände in Steglitz-Zehlendorf: Schule erfuhr nichts von Legionellenfund - Baustadtrat gibt Panne zu

Ein Amt nimmt eine Wasserprobe, aber gibt die Information über Legionellenbefall nicht weiter. Bis die Schulleitung nachfragt. Wieder geht es um Steglitz-Zehlendorf - ein Bezirk, der aufgrund des immensen Schulsanierungsstaus ohnehin seit Monaten in den Schlagzeilen ist. Inzwischen hat sich der zuständige Stadtrat geäußert.

An der Dreilinden-Grundschule in Zehlendorf sind wegen eines Legionellenbefalls Duschen einer Turnhalle gesperrt. Das bestätigte am Mittwoch Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU). Sie habe erst am Dienstagabend von dem Fall erfahren. Zuständig sei ihr Bezirksamtskollege, Immobilienstadtrat Michael Karnetzki (SPD). Laut Senatsverwaltung für Bildung waren im November in den Duschen der Halle, die auch das Dreilinden-Gymnasium nutzt, durch den Bezirk Wasserproben genommen worden. Diese hätten einen erhöhten Wert an Legionellen ausgewiesen. „Danach gab es keine Info an beide Schulen oder an das Schulamt und an uns“, berichtet Verwaltungssprecherin Beate Stoffers. Auch die Vereine, die die Halle nutzen, seien nicht informiert worden.

"Die Meldung ist im Hochbauamt liegengeblieben"

Vergangenen Woche habe die Schule das Gesundheitsamt angerufen und sich selbst darum gekümmert, dass der Befund dorthin gelangt. Das Amt habe die Befunde geprüft und festgestellt, „dass keine akute Gefahr ausgeht, doch die Duschen vorsichtshalber gesperrt werden sollten“. Diese Meldung sei im Hochbauamt „liegengeblieben“, zitiert Stoffers das Schulamt des Bezirks. Erst jetzt könne die thermische Sanierung der Duschen beginnen.

Immobilienstadtrat Michael Karnetzki war am Mittwoch nicht erreichbar, am Donnerstag aber nahm er Stellung: „Das Hochbauamt informiert normalerweise das Schulamt, nicht die Schule. Aber das ist in diesem Fall auch nicht passiert. Das hat zu lange gedauert.“ Die Schule selbst habe vergangene Woche bei der Behörde nachgefragt. Er selbst habe, wie auch Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski, erst am Dienstag von dem Fall erfahren.

Dass hier wichtige Informationen nicht weitergegeben wurden, liege auch an der Überlastung der Mitarbeiter, sagte Karnetzki. Für sämtliche bezirkseigenen Sanitäranlagen in Steglitz-Zehlendorf seien nur drei Mitarbeiter zuständig. Mindestens eine zusätzliche Stelle sei nötig, doch dafür fehle Geld. Karnetzki wies darauf hin, dass die Messwerte nicht so hoch gewesen seien, dass eine akute Gefahr bestanden habe. Zudem sei ja offensichtlich eine Ursache des Legionellenbefalls, dass die Duschen in der Turnhalle nur selten benutzt worden seien.

In den Winterferien beginne die Sanierung der Duschen mit „vorbereitenden baulichen Maßnahmen“, der eigentliche Einbau der neuen Duschpaneele erfolge dann in der darauffolgenden Woche. Nötig sei ein Verbrühungsschutz an den Duschen, weil das Wasser zur Legionellenbekämpfung stärker erhitzt werden muss. Die Kosten für den Umbau bezifferte Karnetzki auf 25 000 Euro.

Legionellen sind Bakterien, die sich in warmem Wasser vermehren und Erkältungserkrankungen bis hin zu schweren Lungenentzündungen hervorrufen können. Öffentliche Gebäude müssen regelmäßig auf Legionellenbefall überprüft werden. Das schreibt die Trinkwasserverordnung vor.

Immer wieder gibt es Fälle, in denen Wasserleitungen deshalb gesperrt werden müssen. Auch Schulen waren betroffen. Im vergangenen Jahr musste ein neu renoviertes Therapiebecken der Peter-Frankenfeld-Schule, einer Förderschule für geistig behinderte Kinder in Lankwitz, wegen Legionellen gesperrt werden. Inzwischen sei dies aber behoben und das Becken seit den Weihnachtsferien wieder in Betrieb, sagte der Schulleiter am Mittwoch auf Anfrage.

In anderen Einrichtungen des Bezirks ist man noch nicht soweit. Immer wieder kommt es vor, dass vor Legionellen gewarnt wird: "Kein Trinkwasser" lautet dann die Warnung, die an den Duschen oder Turnhallen zu lesen ist. Darauf hatte der Tagesspiegel erst kürzlich in seinem Zehlendorf Blog hingewiesen.

Der Fall an der Dreilinden-Schule und die fehlende Kommunikation reiht sich ein in eine lange Liste von Vorwürfen an das Hochbauamt. Stadtrat Karnetzki begründet die Versäumnisse stets mit fehlenden Mitarbeitern. Kein anderer Bezirk steht wegen seiner maroden Schulen und der schlechten Kommunikation mit den Schulen derart in der Kritik wie Steglitz-Zehlendorf.

Die Elternschaft weist alljährlich im Adventskalender auf die Mängel im Bezirk hin

Seit Jahren macht der Bezirkselternausschuss (BEA) auf die Zustände aufmerksam. So veröffentlicht er im so genannten Adventskalender immer wieder die prägnantesten Beispiele. Erst am Montag hatte der BEA zu einer Diskussion über die Zustände im Bezirk eingeladen. Die zuständigen Stadträte Richter-Kotowski und Karnetzki klagten bei dieser Veranstaltung über zu komplizierte Bauvorschriften und langwierige Besetzungsverfahren, für die sie keine Verantwortung trügen.

Die Eltern wollten sich mit derlei Begründungen allerdings nicht zufrieden geben, da andere Bezirke es dennoch schaffen, ihre Schulen zu sanieren: Ihre Hochbauämter sind so gut aufgestellt, dass sie sogar imstande sind, all jene Gelder auf die Schnelle zu verbauen, die Steglitz-Zehlendorf aufgrund seiner offenbar überforderten Leitungsebenen verfallen lässt.

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