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Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers (Archivbild).

© imago/Olaf Wagner

Missstände in Berlin: Die Polizeiakademie ist ein Projekt von Margarete Koppers

Ausgerechnet sie: Die Vize-Chefin der Berliner Polizei, vorgesehen als Generalstaatsanwältin, hat die Ausbildung neu organisiert. Trägt sie Schuld an den Missständen?

Die Defizite in der Polizeiausbildung werden ihr angelastet. Berlins Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers hat die Strukturreform durchgesetzt. Die Landespolizeischule, die seit Dezember 2016 als Polizeiakademie neu aufgestellt worden ist, fällt in ihren Geschäftsbereich. „Sie ist persönlich verantwortlich. Der Umbau ist eines ihrer zentralen Projekte“, sagt Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Ausgerechnet Koppers, die sich in der Berliner Polizei wenig Freunde gemacht hat und die nach dem Willen des Senats neue Generalstaatsanwältin werden soll – obwohl sie von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigte in der Affäre um Giftstoffe in den Schießständen der Polizei, die ein erstes Todesopfer forderte, geführt wird. Koppers war es auch, die den Leiter und den Vize-Chef der Polizeischule installiert hatte, die beide nun die Reform gegen alle Warnungen und Widerstände der Personalräte umsetzen müssen.

Die jetzt in einer Audio-Datei eines Sanitäters und in einem Brief eines LKA-Beamten bekannt gewordenen angeblichen Probleme mit Polizeischülern aus arabischen Familien erscheinen selbst der GdP zugespitzt. Dennoch sei wohl ein wahrer Kern dran, hieß es. Vorfälle mit Polizeischülern – ob aus Migrantenfamilien oder nicht – sind für die GdP aber das Resultat Berliner Politik: Sparen, Personalabbau, die im Bundesvergleich miese Besoldung, hohe Belastung, am Ende die Strukturreform und die Umkehr – nämlich mehr Polizei, statt einst 500 nun 1200 Polizeischüler pro Jahr, Masse statt Klasse.

Brandenburg macht es anders

„Dass sich unter diesen vielleicht der eine oder andere wiederfindet, der es vor Jahren nicht geschafft hätte, liegt in der Natur der Sache“, sagt Jendro. Doch dann müssten die Anwärter, die mit 16, 17 Jahren starten, besser betreut werden. Stattdessen entwickle sich die Polizeiakademie immer mehr zu einer Berufsschule. Politische Bildung, Deutsch, Verhaltenslehre wurden zurückgefahren, dafür gibt es mehr Praktika auf den Abschnitten, wo die Betreuung wegen Personalmangel und Überlastung scheitert. Die nötigen Praktikumsbeauftragten, die es dafür geben sollte, fehlen laut GdP. Einst betreuten ein Zug- und vier Gruppenführer eine Klasse – als Ansprechpartner, Vertraute, als Erzieher. Auch das ist laut GdP weggefallen, obwohl es nötiger wäre denn je.

An der Brandenburger Polizei-Fachhochschule in Oranienburg herrscht Verwunderung über den Kurs unter Koppers. Dort werden Bewerber aus Polen vor der Aufnahmeprüfung eigens in einen Deutschkurs gesetzt. Politische Bildung ist in den ersten Semestern Kernfach – auch wegen der Nähe zur benachbarten Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen. Außerdem gibt es engen Kontakt mit israelischen Polizeibehörden. Und zunehmend beobachten die Ausbilder ein Phänomen: Bewerber aus Berlin, die sich die Zustände der Hauptstadt nicht antun wollen.

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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war von ersten Todesopfern im Zusammenhang mit giftbelasteten Schießständen die Rede. Richtig ist: Bislang ist ein Beamter gestorben. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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