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Besonders schick: ein Kombibad im Jelena-Šantić-Friedenspark – mit Blick auf die Seilbahn am Kienberg.

© Topos Stadtplanung Berlin

Update

Mission Liegewiese: So könnte ein Kombibad für Marzahn-Hellersdorf aussehen

Marzahn-Hellersdorf will endlich ein Freibad – oder gleich ein Kombibad? Eine Machbarkeitsstudie zeigt jetzt drei mögliche Standorte auf.

Marzahn-Hellersdorf will sich im Sommer nicht länger mit Trockenschwimmen zufriedengeben. Der 270.000-Einwohner-Bezirk, Berlins einziger ohne Open-Air-Badestelle, wünscht sich ein eigenes Freibad oder Kombibad. „Das ist unsere Mission“, sagt Sportstadtrat Gordon Lemm.

Der SPD-Politiker hatte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse am Montag vorgestellt wurden. Drei Standorte sind denkbar: im Jelena-Šantić-Friedenspark in Hellersdorf, am Friedhofsweg in Biesdorf und der Biesdorfer Baggersee – für ein Badeschiff. Jede Variante hätte ihren eigenen Charme.

1. Jelena-Šantić-Friedenspark

Als „besonders schönen Standort“ lobte Stephan Buddatsch vom Berliner Planungsbüro Topos den Friedenspark gleich neben den Gärten der Welt, die Seilbahn in Sichtweite. „Man hat dort die Chance, mit der Topografie zu spielen und das Schwimmbad in den Hang hineinzuschieben“, sagte Buddatsch. Im Falle eines Kombibads gäbe es dann sogar eine Liegewiese auf dem Dach. Der Höhenunterschied des Parks beträgt zwölf Meter. Probleme könnte es aber mit dem Landschaftsschutz im Wuhletal geben.

Ganz beiläufig erwähnte Stadtrat Lemm bei dieser Gelegenheit, dass auch die Grün Berlin mit dem Gedanken spiele, in den Gärten der Welt ein kleines Freibad anzulegen, um deren Attraktivität zu steigern. Dies hätte aber, wie er betonte, wesentlich kleinere Dimensionen und könnte nicht den Bezirk versorgen. Seine Verwaltung stimme sich mit dem Parkbetreiber zwar ab, habe das aber als Option für Marzahn-Hellersdorf nicht weiterverfolgt.

Ein Freibad im Friedenspark: Dank zwölf Metern Höhenunterschied kämen die Gebäude in den Hang.
Ein Freibad im Friedenspark: Dank zwölf Metern Höhenunterschied kämen die Gebäude in den Hang.

© Topos Stadtplanung Berlin

2. Biesdorfer Friedhofsweg

Gut gelegen auch für Lichtenberger Badegäste wäre der Friedhofsweg südlich des S- und U-Bahnhofs Wuhletal. Sein Vorzug: das rechteckige Gelände. Es böte sogar Platz für eine Halle mit 50-Meter-Becken, zudem ließe sich zunächst auch nur ein Freibad bauen – und eine Schwimmhalle erst später, wenn sie denn dann noch durchsetzbar wäre. Auch im Friedenspark wäre ein Bau in Etappen möglich, erklärte Buddatsch, dort allerdings wegen des welligen Geländes nicht so leicht realisierbar.

Ein Freibad, wie es am Biesdorfer Friedhofsweg entstehen könnte.
Ein Freibad, wie es am Biesdorfer Friedhofsweg entstehen könnte.

© Topos Stadtplanung Berlin

Die große Lösung: eine Kombination aus Schwimmhalle und Freibad am Biesdorfer Friedhofsweg.
Die große Lösung: eine Kombination aus Schwimmhalle und Freibad am Biesdorfer Friedhofsweg.

© Topos Stadtplanung Berlin

3. Biesdorfer Baggersee

Während an diesen beiden Standorten Platz für 2000 bis 2500 Besucher wäre, könnten sich am Baggersee nur rund 500 Besucher sonnen. Der Zuschnitt der Fläche ist ungünstiger. Zudem fürchten die Planer dort durch Lärm und Parksuchverkehr Konflikte mit Anwohnern, direkt nebenan gibt es eine Siedlung mit Einfamilienhäusern. Ein Badeschiff wäre daher nur eine „Ergänzung“, könnte aber nicht den Bezirk insgesamt versorgen, wie Buddatsch erklärte. "Der Standort spielt nicht in derselben Liga." Schon heute ist der Baggersee bei Wasserfreunden im Sommer beliebt, obwohl das Baden dort eigentlich nicht zulässig ist. Doch es wird, mangels Alternativen, geduldet.

Die unwahrscheinlichste Variante: ein Badeschiff am Biesdorfer Baggersee.
Die unwahrscheinlichste Variante: ein Badeschiff am Biesdorfer Baggersee.

© Topos Stadtentwicklung Berlin

Bis 19 Millionen Euro für Freibad, 33 Millionen für Kombibad

Bleibt die Frage nach dem Geld: 15 bis 19 Millionen Euro schätzen die Planer für ein reines Freibad, 32 bis 33 Millionen Euro für eine Kombination mit Schwimmhalle, das alles seien nur "unverbindliche" Kalkulationen. Aus dem eigenen Haushalt könne Marzahn-Hellersdorf diese Investition nicht tragen, sagte Lemm. Er wünscht sich deshalb „ein klares Bekenntnis des Landes“, um mit den Planungen fortfahren zu können.

Linken-Fraktionschef Björn Tielebein, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Freibad“ in der Bezirksverordnetenversammlung, kündigte an, bis zur Sommerpause über einen Favoriten oder eine Prioritätenliste abzustimmen, um damit beim Land vorstellig zu werden.

Michael Müller machte im Herbst lieber „keine konkrete Zusage“

Das Schwimmbadproblem war auch schon im vergangenen September Thema, als der Senat Marzahn-Hellersdorf besuchte. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller machte dem Bezirk seinerzeit wenig Hoffnung auf Erfüllung seines verständlichen Wunsches. Er könne für eine Finanzierung „keine konkrete Zusage“ machen, sagte der Sozialdemokrat dem Tagesspiegel auf Nachfrage. Lediglich eine Prüfung stellte er in Aussicht. Zugleich machte er deutlich, dass das Land schon jetzt 60 Bäder in Berlin jedes Jahr mit 50 Millionen Euro subventioniert.

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Selbst wenn die Prüfung positiv ausfalle, werde es noch Jahre dauern, bis ein Bad gebaut werden könne. Auch wenn die Maßnahme schnell in die Investitionsplanung aufgenommen würde, wäre frühestens im Haushalt 2022/23 der Fall. „Vor Mitte des nächsten Jahrzehnts wird das nichts“, sagte Müller dem Tagesspiegel zu einer möglichen Eröffnung eines Bades.

Berliner Bäderbetriebe bauen eigentlich keine Freibäder mehr

Auch Lemm wollte sich am Montag lieber nicht auf einen Eröffnungstermin festlegen. Er wies jedoch darauf hin, dass auf Bitten von Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) eigens Kombibäder als Option mitgeprüft worden seien. Hintergrund ist, dass die Berliner Bäderbetriebe eigentlich keine Freibäder mehr bauen. Diese lassen sich nur über einen begrenzten Zeitraum im Jahr öffnen und auch nicht flexibel an die Witterung anpassen, sind somit unwirtschaftlich im Betrieb. Lemm hatte ursprünglich ein Freibad propagiert, weil es günstiger im Bau ist und weniger Fläche benötigt.

Noch nicht ausgemacht ist außerdem, wer baut und wer der Betreiber sein könnte. Das Bauamt des Bezirks sei mit dem Schulbau vollkommen ausgelastet, erklärte Lemm. Als Betreiber seien die Berliner Bäderbetriebe sicher der „natürliche“ Kandidat. Allerdings sollte das Vorhaben nicht daran scheitern, wenn es von dieser Seite Widerstand gebe. Auch einen Betrieb durch den Bezirk wollte er nicht ausschließen: Das Freizeitforum Marzahn mit seiner Schwimmhalle zeige, dass dies möglich sei. Freilich gab es dort in den vergangenen Jahren besonders oft Ärger: Die Halle war aus verschiedenen Gründen lange geschlossen.

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