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Ein Kiefernwald in Gadow nahe Wittstock/Dosse. Stück für Stück sollen daraus in Brandenburg Mischwälder werden.

© Christoph Soeder/dpa

Mischwälder statt Kiefernwälder: Neues Jagdgesetz soll Waldumbau in Brandenburg beschleunigen

In Brandenburg sollen aus ökologisch minderwertigen Kiefernwäldern Mischwälder entstehen. Damit das funktioniert, soll auch die Jagd reformiert werden.

„Hoch über dunkle Kiefernwälder“ soll der rote Adler steigen. So heißt es in der „Märkischen Heide“, der inoffiziellen Hymne Brandenburgs. Doch die dunklen Kiefernwälder soll es in Brandenburg nach Möglichkeit nicht mehr geben: Statt der für Waldbrände anfälligen und ökologisch minderwertigen Monokulturen sollen auch in der Mark Mischwälder entstehen.

Das ist das Ziel des Waldumbaus, den das Land Brandenburg seit vielen Jahren fördert. Doch auch, wenn seit 2012 rund 18 700 Hektar Kiefernmonokulturen in Mischwälder umgewandelt wurden: „Der Umbau hin zu klimastabilen Wäldern muss noch viel schneller als bisher vorankommen – dies gilt insbesondere für den Privatwald, der den weit überwiegenden Anteil des Brandenburger Waldes ausmacht“, sagt Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne).

Künftig dürfen Flächeneigentümer leichter selber jagen

Ein Baustein ist das geplante neue Jagdgesetz: Die hohe Wilddichte in Brandenburgs Wäldern sorgt dafür, dass der Waldumbau oft nur dort gelingt, wo die Flächen mit Zäunen vor dem an den jungen Trieben interessierten Wild geschützt sind. Künftig sollen Flächeneigentümer deswegen leichter selber jagen dürfen: Während bislang die Grenze für eine so genannte „Eigenjagd“ bei 150 Hektar liegt, und alle Besitzer kleinerer Flächen Mitglied einer Jagdgenossenschaft sein müssen, sollen künftig schon Eigentümer von Flächen ab zehn Hektar selber jagen dürfen.

Der Landesjagdverband und der Landesbauernverband üben Kritik: „Wer Eigenjagden ab zehn Hektar zulässt, zerstört das System der Jagdgenossenschaften und richtet damit großen Schaden an“, sagte dessen Präsident Dirk-Henner Wellershoff kürzlich. Anderer Auffassung sind die Klein- und Privatwaldbesitzer. „Die Jagd ist leider zu einem Edelhobby geworden“, sagt Enno Rosenthal, der Vorsitzende des Waldbauernverbands Brandenburg. Die Waldbauern würden große Anstrengungen unternehmen, um die Kiefernmonokulturen in Mischwald umzuwandeln.

Jagd- und Umweltverbände: Jeder mit Schein soll auf seinem Land jagen dürfen

Der Waldbauernverband hat sich mit dem Ökologischen Jagdverband, dem NABU, dem BUND, der Grünen Liga, den Naturfreunden Brandenburg und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft zu einem Bündnis zusammengeschlossen, das den Gesetzesentwurf unterstützt. „Es geht um das Übergewicht, dass die Jagdpächter und ihre Interessen an hohen Wildbeständen haben“, sagt Eckhard Fuhr vom Ökologischen Jagdverband. Dies schade dem Wald und damit der Allgemeinheit.

Die Verbände setzen sich dafür ein, dass die zehn Hektar-Grenze ganz entfallen soll, also jeder, der einen Jagdschein besitzt, auf seinem Land selber jagen darf. „Wir sehen das Ökosysstem Wald in Brandenburg in Gefahr“, sagt Peter Schendel von der Grünen Liga. Mit einer noch größeren Absenkung der Flächengrenze sehe man eine Möglichkeit, den Waldumbau in die Fläche zu bringen. „Der Wald ist nicht nur Privatsache“, sagt Schendel.

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