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Sanssouci

© dpa

Miniermotte und Co.: Bäume im Berliner Umland müssen sich einiges gefallen lassen

Ist es sehr trocken, kommen mehr Läuse, ist es sehr feucht, kommen Pilze und Schnecken. Und die Miniermotte nervt auch.

Die gute Nachricht vorweg: Der Eichenprozessionsspinner befindet sich auf dem Rückzug. Trotzdem müssen sich die Bäume im Berliner Umland einiges gefallen lassen. So machen nach Angaben der Potsdamer Stadtverwaltung vor allem Walnussfruchtfliegen, auch unter dem Namen „Russische Kolonie“ bekannt, und Weißdorngespinstmotten den Pflanzen zu schaffen. Ulmen und Linden leiden an verschiedenen Arten der Napfschildlaus, Splintkäfer fühlen sich ebenfalls auf Ulmen und auf Eichen wohl.

Hingegen sei „das Massenaufkommen von Eichenprozessionsspinner und Kastanienminiermotte stark rückläufig“, sagt Stadtsprecher Jan Brunzlow. Im vergangenen Jahr hatte die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners viel Aufsehen erregt: Problematisch ist er für Mensch und Natur, weil er die Bäume völlig kahl frisst und auch weil die lediglich 0,1 Millimeter feinen Brennhaare der Raupen gesundheitliche Probleme auslösen können. Es reicht, dass die mit Widerhaken versehenen Härchen durch die Luft fliegen. Sie reizen Oberhaut und Schleimhäute, zudem verursacht das darin enthaltene giftige Eiweiß Thaumetopoein allergische Reaktionen. Die Gesundheitsgefährdung nimmt mit jedem weiteren Entwicklungsstadium der Tiere zu: Altraupen besitzen bis zu 700 000 Brennhaare.

In Brandenburger Wäldern wurde der Nachtfalter mit dem Bakterienpräparat Dipel ES bekämpft. Werden in Potsdam Nester des lästigen Schmetterlings gemeldet, steht Absaugen an. Auch der Bestand der Kastanienminiermotte habe sich bedeutend reduziert. Wird ein Befall gemeldet, werden die entsprechenden Laubblätter abgesammelt und getrennt entsorgt. Die Kosten für Schädlingsbekämpfung ließen sich erst  Ende des Jahres beziffern.

Um das Wohl der Potsdamer Grünpflanzen sorgt sich auch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Brandenburg (SPSG). In puncto Eichenprozessionsspinner gibt die Stiftung für Potsdam Entwarnung: Nester wurden bislang nur an 15 Bäumen auf der Pfaueninsel und im nahe gelegenen Grunewald festgestellt, teilte SPSG-Sprecher Frank Kallensee mit. Sorge machen der Stiftung allerdings die Witterungsverhältnisse. So zeigten in den Parks Sanssouci und Babelsberg Birken, Buchen, Eschen, Eichen und Ulmen „im Vergleich zu den Vorjahren eine schüttere Belaubung der Kronen“ – die Bäume leiden unter fehlender Winterfeuchte bei gleichzeitig sehr trockenem Sommer, sagte Kallensee.

Es bildet sich mehr Totholz

Die Trockenheit der Monate Mai, Juni und Juli sei vermutlich der Auslöser gewesen, dass es bei Eichen, Ahornbäumen und Buchen in diesem Jahr vermehrt zum spontanen Abfall starker Äste gekommen ist, teils auch ohne Wind. „Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Zellinnendruck sinkt und damit das Holz instabiler wird“, erläutert Kallensee. Vier Bäume mussten deswegen im Neuen Garten aus Sicherheitsgründen notgefällt werden, bei anderen wurden gefährdete Tragäste abgesägt. Im Zuge der regelmäßigen Baumkontrolle seien viele Bäume mit sehr schlechter Vitalität festgestellt worden. „Perspektivisch ist mit einer vermehrten Totholzbildung zu rechnen“, sagt Kallensee. „Das Grundproblem ist, dass wir in den Parkanlagen Altbaumbestände haben, die sowieso an ihre natürliche Lebensgrenze kommen.“

Der Regen der vergangenen Tage wird den Wiesenflächen vieler Schlossgärten gut tun, auch diese waren durch die Trockenperiode teilweise verdorrt. Unter der Trockenheit leiden auch andere Pflanzen. Im Neuen Garten wurden Philadelphius-Sträucher verjüngt, nun muss die Entwicklung der Bestände beobachtet werden. „Gerade in der Wachstumsphase benötigen diese Sträucher Regen“, sagt Kallensee. Die Trockenheit im Mai war auch Auslöser einer Läuseepidemie, die sich jedoch wieder eingependelt habe. „Im vergangenen Jahr hatten wir mit starkem Pilzbefall zu kämpfen“, berichtete Kallensee. Der Pilzbefall dieses Jahr war so gering, dass der Einsatz eines Fungizids bisher nicht nötig geworden sei.

Der größte Baumfeind ist in diesem Jahr die Miniermotte – Kastanienbäume seien durchweg davon befallen. Wer genau hinguckt, wird auf den Blättern Fraßspuren des Kleinschmetterlings finden. Doch auch hier eine gute Nachricht: Die Miniermotte hat 2016 rund einen Monat später zugeschlagen, sodass die Blätter der Kastanie jetzt noch in sattem Grün leuchten – im vergangenen Jahr waren sie zu dieser Zeit bereits braun. Zu verdanken haben wir dies den Vögeln: Sie haben die Puppen der Miniermotte mittlerweile als Nahrungsmittel entdeckt.

Anne-Kathrin Fischer

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