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Viele Züge der S-Bahn sind alt und reparaturanfällig. Ein Blick in das Werk in Grünau.

© Jörn Hasselmann

Milliardenauftrag für neue Züge zu vergeben: Berlin verschiebt erneut Frist für S-Bahn-Ausschreibung

Erneut ist die Frist zur Abgabe von Angeboten für die S-Bahn-Ausschreibung um einen Monat verlängert worden. Der Zeitplan soll dennoch gehalten werden. 

Die Milliardenschwere Ausschreibung der Berliner S-Bahn verzögert sich erneut. "Auf Bitten von Bewerbern ist die Frist zur Abgabe der indikativen Angebote auf den 02.11.2021 verschoben worden", teilte die Senatsverkehrsverwaltung mit. Bislang galt als Frist zur Abgabe von Angeboten der 28. September. Es ist bereits die zweite Verschiebung, zuerst hatte die Morgenpost berichtet. Zuerst war der 24. August der Termin für die Abgabe von Angeboten.

"Indikative" Angebote sind nur eine Vorstufe für die echten Angebote. Eine "Abgabefrist für die finalen Angebote ist bislang nicht festgelegt", hieß es aus der Verkehrsverwaltung. Offenbar will man erst abwarten, wie viel Verzögerung es noch gibt, bevor dieser Termin genannt wird.

Insider berichten zudem, dass die S-Bahn-Ausschreibung ein wichtiges Thema bei den Koalitionsverhandlungen sein werden. Durchgesetzt wurde die Ausschreibung bekanntlich von den Grünen, SPD und vor allem die Linkspartei waren und sind anderer Meinung. 

Die Verwaltung der grünen Verkehrssenatorin Regine Günther ist optimistisch: "Am weiteren Zeitplan des Verfahrens ändert sich ansonsten nichts", hieß es. Der Zuschlag ist derzeit für das vierte Quartal 2022 vorgesehen. Es besteht seitens der Bewerber weiterhin reges Interesse und eine intensive Beteiligung am Wettbewerb.

2018 hatte Verkehrssenatorin Günther (Grüne) die Erteilung des Zuschlags für Oktober 2021 angekündigt. Demnach beträgt die Verspätung jetzt schon über ein Jahr. Hinzu kommt der Rechtsstreit. Im Juni hatte der französische Konzern Alstom eine Klage eingereicht. Die Wirtschaftsverwaltung teilte damals mit, dass ein Nachprüfungsverfahren „zwischen einer Woche und mehreren Monaten“ dauern könne – je nach Komplexität des Verfahrens und der Auslastung der Vergabekammer. Über drei Monate sind nun schon verstrichen.

Berlin will das Monopol der Deutschen Bahn brechen

Seit einem Jahr läuft das Vergabeverfahren für die Berliner S-Bahn, es geht um bis zu elf Milliarden Euro. Berlin will mit dieser Ausschreibung das Monopol der Deutschen Bahn brechen. Im Mai 2021 waren durch einen Bericht des Tagesspiegels Überlegungen bei Alstom bekannt geworden, sich aus der Ausschreibung zurückzuziehen, weil die Erfolgsaussichten als gering eingeschätzt werden.

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Gesucht werden Unternehmen, die zwei der drei Teilnetze betreiben und dafür die Züge bauen. Für die elf Linien der Nord-Süd- und Ost-West-Strecken werden mindestens 1308 und bis zu 2160 Wagen benötigt. Die neuen Fahrzeuge sollen zwischen 2027 und 2034 geliefert werden. 

Auch am "Datum der geplanten Betriebsaufnahme in den Teilnetzen Stadtbahn und Nord-Süd" werde festgehalten. Wie das gelingen soll, teilte die Verwaltung nicht mit. Der Zeitplan galt schon bei Beginn als anspruchsvoll eng.

Die Bahn hat weiterhin die besten Chancen

Wie berichtet, hat die Deutsche Bahn trotzdem die besten Aussichten, die S-Bahn zu betreiben. Die Bahn, Siemens und Stadler haben ein gemeinsames Unternehmen gegründet, um ihre Position noch weiter zu verbessern – eine Art Dachgesellschaft. 

Siemens und Stadler bauen derzeit für die S-Bahn die neuen Züge der Baureihe 483/484, die seit Januar 2021 im Fahrgastbetrieb unterwegs ist. Das Trio hat deshalb einen Riesenvorteil gegenüber der Konkurrenz: Für die Ausschreibung muss kein neues Fahrzeug mehr konstruiert werden, es kann unverändert angeboten werden. Experten schätzen den Kostenvorteil auf eine halbe Milliarde Euro. Auch diese Kooperation war durch einen Bericht des Tagesspiegels bekannt geworden. 

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