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Berlin: Mieter haben in Potsdam schlechte Karten

Stadt beklagt angespannten Wohnungsmarkt Immer weniger Angebote für sozial Benachteiligte.

Potsdam - Die Lage auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt hat sich dramatisch verschlechtert. Vor allem Sozialwohnungen fehlen in Größenordnungen, die kaum noch auszugleichen sind. Dies geht aus dem aktuellen Wohnungsmarktbericht hervor, den die Stadtverwaltung am Mittwoch vorstellte.

So sank die Zahl von Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindung im vorigen Jahr auf 1286 – im Jahr 2009 waren es noch mehr als doppelt so viel. Der Anteil dieser Wohnungen am Gesamtbestand von etwa 84 000 beträgt damit nur noch 1,5 Prozent. Wenn nicht gegengesteuert werde, sagte der städtische Bereichsleiter Wohnen, Hans-Joachim Böttche, falle die Zahl belegungsgebundener Wohnungen bis 2016 auf 500.

Grund für diesen rasanten Abwärtstrend ist das Auslaufen der aus den 90er Jahren stammenden Kreditverträge mit der Wohnungswirtschaft. Mit diesen langfristigen Darlehen war es der damaligen kommunalen Gewoba und den Genossenschaften seinerzeit möglich, einen Teil ihres Wohnungsbestandes zu sanieren. Im Gegenzug musste mindestens ein Viertel dieser Wohnungen mietpreisgebunden vergeben werden. Mit dem Auslaufen der Kreditverträge endet auch die Mietpreisbindung. Die Stadt versucht bereits seit einigen Monaten, den Trend zu stoppen. Mit dem kommunalen Wohnungsunternehmen Pro Potsdam wurde ein Pilotprojekt gestartet, das die Mietpreisbindung nicht an eine bestimmte Wohnung, sondern an die bedürftige Person oder die einkommensschwache Familie knüpft. Frei werdende Wohnungen im unteren Preissegment werden dabei an die Betroffenen für gedeckelte 5,50 Euro pro Quadratmeter netto kalt vermietet. Die Differenz zum Mietspiegel speist sich aus einem Fonds, den die Pro Potsdam aus ihren Gewinnen aufbaut.

Jährlich können so bis zu 100 Wohnungen an sozial Benachteiligte vermietet werden. Auch Brandenburgs Landesregierung hat die Brisanz der Lage erkannt. Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) erklärte, das Land habe der Pro Potsdam angeboten, die Mietpreisbindung in geförderten Wohnungen zu verlängern. Verhandelt werde über eine Anpassung der Kreditverträge.

Auch auf dem freien Wohnungsmarkt ist der Druck durch das ungebrochene Bevölkerungswachstum enorm – innerhalb der vergangenen zwölf Monate stieg die Zahl der Einwohner in Potsdam um fast 2500 auf 157 000. Obwohl fast 2000 Wohnungen im letzten Jahr neu gebaut oder saniert wurden – eine Rekordzahl – übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem. Klipp forderte das Land auf, wieder in die Wohnungsbauförderung einzusteigen. Das Land hatte im vorigen Jahr ein 30-Millionen-Euro-Programm aufgelegt, das über drei Jahre gestreckt werden sollte. Für 2011 sind die Mittel laut Klipp aber schon aufgebraucht.

 Peer Straube

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